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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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die steilen Abhänge sprenkelt.
    In der Andenregion war Jack bereits zweimal gewesen. Sie umfasst das riesige dürre Hochland von der Westkordillere bis zu den östlichen Ausläufern um den Titicacasee. Was auf jenem kalten Plateau für sie bereitlag, ließ Jack erzittern. Ein außerirdisches Hologramm hatte sie Richtung Tiahuanaco gewiesen, das schon früher Jacks Theorien darüber angeheizt hatte, dass vor Urzeiten Besucher von einem längst vergessenen Ort der Menschheit helfend beiseite gestanden hatten. Stammte das technische Wissen, das die Menschen dieser Region zur Errichtung solcher Bauwerke benötigt hatten, von Außerirdischen? Oder, noch besser, was ist, wenn gar der gesamte Ort von Außerirdischen gebaut worden war? Jack spürte ein Kribbeln auf seiner Wirbelsäule. Seine Besessenheit hinsichtlich des rätselhaften Ursprungs der Menschheit war während der vergangenen Tage nur noch schlimmer geworden.
    Als ihn seine Blase schließlich an den Zweck seines Spaziergangs erinnerte, war die Lichtung bereits völlig außer Sichtweite. Er war vielleicht ein paar hundert Meter gegangen, ohne es zu bemerken. Schließlich trat er vor einen moosbewachsenen Felsen, der für Jacks Absichten so gut wie alles andere zu sein schien. Er öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Die Welle der Erleichterung ließ ihn erzittern, und er schloss die Augen. Nach einer Ewigkeit öffnete er sie wieder - und starrte in den Lauf einer Maschinenpistole.
    Samantha spähte in den Winkel zwischen den Bäumen. Jack war bereits eine ganze Weile fort. Schon immer hatte er die dumme Angewohnheit, einfach zu verschwinden, wofür sie ihn gleichzeitig liebte und hasste. In Jack fand sie die feine Grenze zwischen einem Mann, der eine Frau lieben und sie mit ganzer Seele anbeten kann, ohne dass er sein erotisches Selbstvertrauen verliert. Nie zuvor war ihr diese Kombination begegnet. Und seitdem auch nicht mehr.
    »Ich weiß, dass dir das nicht gefallen wird, aber wir müssen einen Großteil der Ausrüstung zurücklassen. Zumindest für den Moment«, teilte Dorn ihr mit. Er massierte ihre leicht verbrannten Schultern, das Ergebnis der intensiven Sonne in Mali.
    Sie brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, er solle aufhören. Stattdessen drehte sie sich zu ihm um. »Wie viel werden wir mitnehmen können?«
    »Ich würde sagen, etwa die Hälfte. Wenn’s klappt.«
    »Mist.«
    »Wenn wir erst mal dort sind, lass ich den Rest nachschicken. Ich habe schon eine geeignete Mannschaft angefordert, Männer, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe. Sie können den Rest der Ausrüstung hier holen und uns zu den Ruinen bringen. Im Moment ist es aber gescheiter, nur das Wichtigste mitzunehmen.«
    »Hast du Jack gesehen?«
    »Nein.« Die Frage schien ihn zu ärgern.
    »Er wird besser wissen, was wir brauchen.« Sie stand auf und strich sich den ziegelfarbenen Dreck von der Hose. »Ich werde schon mal die Sachen aussortieren, die wir nicht benötigen.«
    »Empfindest du noch etwas für ihn?«
    Samantha blieb stehen und blickte ihn ihrerseits verärgert an. »Wir waren verlobt.«
    »Du machst dir seinetwegen Sorgen?«
    »Natürlich. Ich wäre kein Mensch, wenn ich es nicht täte.«
    »Nicht gerade romantisch, denke ich.«
    »Romantisch?« Sie gluckste. »Du hast gemerkt, wie es mich nervt, wenn er in meiner Nähe ist. Ich glaube nicht, dass du auch nur den kleinsten Anlass hast, dir gerade so etwas vorzustellen.«
    Dorn sah ihr hinterher.
    Samantha arbeitete schnell. Sie wollte die meisten Pakete mit Trockennahrung zurücklassen, da sie dachte, sie könnten auf dem Weg etwas zum Essen kaufen. Die Flaschen mit Wasser dagegen mussten mit. Frisches, sauberes Wasser war in Bolivien fast unbezahlbar. Sie erinnerte sich daran, dass Tiahuanaco mehr als dreitausendachthundert Meter über dem Meeresspiegel lag, und entschied sich dann dafür, ein paar Windjacken und wärmere Kleidungsstücke mitzunehmen.
    Dann zeigte sie Bongane, wie er einige der zerbrechlicheren technischen Geräte in größere Kisten packen sollte. Sie verwendete alles, was sie finden konnte, einschließlich Socken und schmutzige T-Shirts, um die kleineren Instrumente zum Schutz einzuwickeln. Samantha fand, sie habe ein Talent dafür, sich zu erinnern, was sich in welchen Holzkisten befand, und stellte die unwichtigen schnell zu einem großen Haufen hinter dem Flugzeug zusammen. Sie wischte sich den Schweiß aus den Augen und blieb stehen, um Luft zu schnappen. Von Jack war immer noch keine

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