Mission Ares
SEP
hinabschaute, war er stolz auf seine Leistung. Er hatte das Gefühl, einen Auftrag erfolgreich ausgeführt zu haben.
»In Ordnung, Natalie, das SEP ist installiert«, sagte er. »Was nun?«
»Rog. Gemäß der Checkliste müßte einer von euch nun das
CELSS aufbauen und der andere Proben nehmen.«
»Ist es noch nicht Zeit zum Mittagessen?« fragte Bleeker mit kläglicher Stimme.
Stone lachte. »Ich tue dir einen Gefallen, Adam. Du baust das
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CELSS auf, und ich sammle die gottverdammten Proben.«
Sie trotteten zum MET zurück, und Stone saugte noch ein
wenig von dem faden Tang aus dem Tornister.
Ich würde viel lieber die Olympiade gucken und mir ein paar kühle Bierchen reinziehen, sagte er sich. Doch dazu hatte er keine Zeit. Er hatte den Eindruck, daß er seit dem Eintritt in die NASA überhaupt keine Freizeit mehr gehabt hatte.
Stone half Bleeker dabei, den Bausatz des CELSS-Modells
aus dem MET zu wuchten. Das CELSS war ein kleines
aufblasbares Treibhaus. Verpackt hatte es die Form einer Scheibe. Stone und Bleeker legten die Scheibe auf den Boden, und Bleeker pumpte das Treibhaus mit einem Blasebalg auf.
Bald hatte die Scheibe sich zu einer über einen Meter hohen Kuppel aufgebläht.
Dabei geriet Bleeker noch mehr ins Schwitzen. »Mein Gott, Phil, es ist eine Knochenarbeit, die verdammte Pumpe mit diesen Stiefeln zu betätigen.«
»Möchtest du vielleicht ein paar Steine einsammeln?«
»Nein, nein«, sagte Bleeker. »Dann bleibe ich lieber im
Gemüsegarten.«
∗ CELSS = Controlled Enviroment Life Support System: Umweltüberwachungs-und Lebenserhaltungssystem Er holte einen Aluminiumspaten aus dem MET und kratzte
lustlos auf dem Boden herum. Später würde er einen kleinen Bewässerungsapparat in der Kuppel aufstellen und Setzlinge pflanzen – Sojabohnen und Kartoffeln. Das Konzept war, daß die Pflanzen durch die luftdurchlässige Hülle des Treibhauses die kohlendioxidreiche Mars-Luft aufnahmen und die Kunststoff-Kuppel einen Großteil der Sonnenwärme speicherte. Die – wenn auch spärlichen – Ergebnisse der sowjetischen Sonden besagten, daß im Marsboden außer Phosphor und Wasser alles enthalten war, was die Pflanzen zum Gedeihen brauchten. Also würde Bleeker den Boden mit einem entsprechenden Nährstoffzusatz anreichern.
Bei diesem CELSS handelte es sich nur um ein Experiment; der Anbau von Gemüse war bei der ersten Expedition nicht vorgesehen. Es sollte nur der Nachweis erbracht werden, daß Pflanzen überhaupt auf dem Mars gediehen, wobei diese Erkenntnisse dann als Grundlage für zukünftige Missionen dienen würden – und sogar für die erste ständige Kolonie, die allerdings noch in den Sternen stand.
Außerdem würde Ares ein Langfrist-Experiment mit der
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Bezeichnung ISPP mitführen. Die Besatzung würde Geräte aufstellen, die Sauerstoff aus verdichteter Mars-Luft zogen, sowie Wasserstoff und Sauerstoff aus unterirdischen Reservoirs. Falls es möglich war, den Treibstoff und den Oxidator für den Rückflug auf dem Mars zu produzieren, wäre man in der Lage, das Gewicht und die Kosten zukünftiger Schiffe um weit mehr als die Hälfte zu reduzieren.
Stone brach in nördlicher Richtung auf und zog das MET
hinter sich her.
»In Ordnung, Natalie. Ich verlasse nun diese Lößschicht und betrete etwas, das wie ein Kiesbett aussieht. Ich sehe
∗ ISPP = In Situ Propellant Production: Treibstoffherstellung vor Ort Schichten. Stromlinienförmige Rillen. Es sieht so aus, als ob hier Wasser geflossen wäre…«
»Wieso nimmst du nicht ein paar Proben?« rief York.
»Rog.«
Er suchte eine halbwegs ebene Stelle aus und stellte das Kalibrierungs-Gnomon auf. Dann ging er um das Gnomon herum und fotografierte es von allen Seiten. Anschließend führte er die mechanischen Tests durch. Er drückte eine unter Federspannung stehende Platte auf den Boden und trieb eine zylindrische Sonde in den Boden. Die Bodenprobe steckte er in einen Zerkleinerer, der wie ein Nußknacker aussah. Die Daten gab er sofort an Natalie York durch.
Nachdem er die Stelle gründlich dokumentiert hatte, nahm er Oberflächenproben. Er löste das Material mit Zangen, Rechen und Schaufeln und versuchte, mit dem Hammer ein Stück aus einem Felsen herauszubrechen.
Die Landschaft erstaunte Stone. Er machte nun schon seit einem Jahr allmonatlich eine geologische Exkursion und war inzwischen recht bewandert in dieser Disziplin. Doch eine solche Landschaft hatte er noch nicht gesehen.
Das EVA-Training
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