Mission Ares
Zwischenzeit nur noch stärker geworden.
Dieses
gottverdammte Zusammenziehen der Augenbrauen. Sie würde ihre Kameraden binnen eines Monats in den Wahnsinn treiben.
York war einfach noch nicht soweit. Es war eine Schande.
Er strich die Liste durch.
Zumal es auch gar nicht die Besetzung des MSP war, die ihm im Moment die größten Sorgen bereitete, sondern der MMP.
Er hörte von den Missions-Controllern und anderen viel
Schlechtes über Ted Curvals Leistungen.
Curval war einer der besten Testpiloten, mit denen Muldoon bisher zusammengearbeitet hatte. Und Phil Stone, sein Kommandant, verhielt sich ihm gegenüber äußerst loyal. Doch es haperte an Curvals Einstellung.
Curval war unglaublich arrogant. Er betrachtete seine
Ernennung als selbstverständlich und schien die Ansicht zu vertreten, es genüge, die Leute mit seiner Anwesenheit zu beglücken, während des Trainings Faxen zu machen und dann ins MEM zu steigen, wenn es soweit war. Null Problemo. So entsprachen zum Beispiel die Leistungen im Simulator nicht den Erwartungen der Simulationsleiter.
Muldoon hatte Stone schon darauf angesprochen; er war der Ansicht, daß es Stone als Kommandanten der Besatzung oblag, Curval zur Raison zu bringen.
Jeder wußte, wie schwierig es war, die Beherrschung eines Systems zu erlernen, das um Größenordnungen komplexer war als alle Raumschiffe, die bisher geflogen waren. Das enthob Curval aber nicht der Verpflichtung, sich zusammenzunehmen.
Nur daß Curval keinerlei Anzeichen der Besserung zeigte, ganz zu schweigen von der Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen Besserung.
Insgeheim verglich Muldoon Curval mit einem anderen guten Piloten: Ralph Gershon.
Muldoon beobachtete Gershon schon seit einer Weile. Der
Mann übernahm bereitwillig jeden Auftrag, der ihm erteilt wurde. Muldoon hatte Gershons Leistungen im Simulator verfolgt und vernommen – ironischerweise von Ted Curval selbst –, mit welcher Entschlossenheit Gershon versucht hatte, ans Marslandungs-Trainingsgerät heranzukommen und daß er das Gerät nun virtuos beherrschte. Darüber hinaus hatte er viel Zeit in Newport Beach verbracht und sich an der langwierigen Entwicklung des MEM beteiligt.
Gershon brachte sich allmählich selbst in eine Position, wo er sich automatisch als MEM-Pilot qualifizierte.
Dessen war er sich wohl bewußt – wahrscheinlich arbeitete er sogar darauf hin –, doch ein Fehler war das nicht. Damit bewies Gershon nämlich, daß er das System durchschaut hatte und sich an die Spielregeln hielt.
Der Kontrast zum selbstgefälligen Curval war augenfällig.
Muldoon schätzte Gershons Potential als Pilot zwar nicht ganz so hoch ein wie das von Curval, doch Curval zeigte keinerlei Anzeichen, daß er sich des Potentials überhaupt bewußt war, das er besaß.
Zumal die Ernennung von Gershon auch eine andere Fraktion der Minderheiten-Lobby ruhigstellen würde. Amerikas erster Schwarzer im Weltall… Andererseits war Muldoon nicht bereit, sich bei seiner Entscheidung von solchen Erwägungen leiten zu lassen. Wenn der Eindruck aufkam, daß Gershon unverdient bevorzugt wurde – wenn er bei dieser Mission Leuten vorgezogen wurde, die besser qualifiziert waren –, dann würden Muldoon sofort hundert Kündigungen auf den Schreibtisch flattern. Und Muldoon würde sie bündeln, seine eigene Kündigung obendrauf legen und Josephson zusenden.
In dieser Hinsicht würde er keine Kompromisse eingehen.
Was ihm viel mehr Sorgen bereitete, war der Umstand, daß Gershon als Astronaut ein Anfänger war. Und dann stellte sich natürlich auch die Frage nach Gershons Belastbarkeit – was auch ein Grund dafür war, weshalb er trotz der langen Zugehörigkeit zur NASA noch immer nur dem ›Bodenpersonal‹ angehörte.
Gershon war in Vietnam gewesen.
Das war ein anderer Krieg gewesen als die Waffengänge, von denen die Alten sangen. Gershon war ein Einzelgänger, ein Junggeselle, der vielen Kollegen zu wild und exzentrisch war – vor allem den älteren Semestern, die auf ihre Weise erzkonservativ waren.
Das stempelte Gershon zum Risikofaktor. Letztlich kam es jedoch darauf an, daß Gershon das MEM wahrscheinlich noch in Situationen landete, wo viele Piloten entweder abbrechen oder sogar eine Bruchlandung verursachen würden.
Und wenn Muldoon ihn für die anstehende D1-Mission
einteilte und ihm erlaubte, das MEM im Erdorbit einer
Flugerprobung zu unterziehen, würde er seine Fähigkeiten vielleicht unter Beweis stellen und den Makel des
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