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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gibt auch Gegenstimmen«, provozierte Stone sie.
    »Ja«, räumte sie ein. »Manche sagen, die Merkmale des
    Mars-›Scablands‹ seien zu groß, um von Wasser geformt
    worden zu sein. Schumm ist zum Beispiel ein Vertreter dieser Schule.«
    »Wer?« fragte Bleeker.
    »Schumm sagt, die Marskanäle müßten durch Spannungs—
    Faktoren in der Planetenoberfläche entstanden sein. Risse, die später vielleicht durch Vulkanismus und Windtätigkeit modifiziert wurden.«
    »Scheint ein ziemliches Arschloch zu sein«, sagte Stone und betrachtete die Bilder. »Ich stehe auf deiner Seite, Natalie.«
    »Wenn diese Marskanäle durch Fluten entstanden«, sagte
    Bleeker, »woher, zum Teufel, ist dann das ganze Wasser
    gekommen? Und wohin ist es abgeflossen?«
    »Ich wette, dafür hat sie auch schon eine Theorie«, murmelte Stone.
    »Ich habe nicht verstanden, EVA Eins.«
    »Mach weiter, Natalie.«
    »Unterirdische wasserführende Schichten. Unten wurden sie von massivem Fels begrenzt – vielleicht fünfzehn Kilometer stark – und oben von einer dicken Eiskappe im Regolith. Was auch immer Tharsis angehoben hat – ein Konvektionsprozeß im Mantel vielleicht –, muß die Verwerfung verursacht haben, die dann zur Überflutung führte. Der Druck des Wassers war schließlich stärker als der Druck des Gesteins. Und dann mußte nur noch ein Riß in der Eiskappe auftreten, damit das Wasser unter hohem Druck an die Oberfläche strömte.«
    »Mein Gott«, sagte Stone. »Im Marsgestein eingeschlossene Ozeane. Wie sollen wir deine Theorie bestätigen, Natalie?«
    »Was wir brauchen, sind drei Leute, die mit einem MEM auf dem Mars landen und ein paar Kernbohrungen niederbringen.«
    Nun erkannte Stone die Stoßrichtung. Er betrachtete noch einmal die Fotos. »Welches Gebiet ist auf diesen Fotos abgebildet?«
    »Das ist einer der größten Abflußkanäle. Es ist Mangala
    Vallis, Phil. Das Mars-Scabland: eure Landezone.«
    Stone grinste. Hat sie es doch wieder einmal geschafft.
    Mangala Vallis. Wofür Natalie York, die Vorsitzende des Ausschusses für die Auswahl der Landezone und potentielle Mars-Astronautin zufällig die weltweit führende Expertin ist.
    Und Adam Bleeker kennt noch nicht einmal den Begriff ›Anastomose‹. Ich hoffe nur, der Junge schaut ab und zu mal über die Schulter.
     
    Zeitdauer der Mission [Tag/Std:Min:Sek]
    Plus 349/11:14:03
     
    Zwanzig Tage vor dem Einschwenken in den Orbit war der
    Mars auf die Größe einer Scheibe angewachsen. Am
    Terminator sah sie bereits mit bloßem Auge Spalten und
    Löcher in der Oberfläche: Krater und Canyons, die das Licht der Sonne reflektierten.
    Der Wiedererkennungseffekt war erstaunlich. Fast hatte sie das Gefühl, schon einmal dort gewesen zu sein. Sie sah die große Spalte der Valles Marineris – eine Wunde, die noch aus einer Entfernung von einer Million Meilen zu sehen war –, die aus Wassereis bestehende Polkappe im Norden, die wegen des bevorstehenden Winters angeschwollen war und die großen schwarzen Calderas der Tharsis-Vulkane.
    Der Mars war wirklich eine kleine Welt, sagte sie sich. Einige wenige Merkmale – Tharsis, die Marineris-Canyons, Syrtis, die große vereiste Senke von Hellas im Süden –, die im Verhältnis zum Volumen des Planeten überproportioniert waren, dominierten die Krümmung.
    Grundsätzlich entsprach der Mars ihren Erwartungen. Er hatte große Ähnlichkeit mit den Photomosaik-Globen am JPL. Aber sie stellte auch erstaunliche Unterschiede fest. Die vorherrschende Farbe auf dem Mars war nicht Rot, sondern Braun; die Oberfläche changierte in Tönungen aus Bronze, Ocker und Rostbraun. Es bestand ein deutlicher Kontrast zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre, wobei das jüngere Terrain im Norden der Äquatorlinie eine hellere Färbung aufwies, die fast bis in den gelben Bereich ging. Weil Ares den Planeten nicht parallel zum Einfall der Sonnenstrahlen anflog, wies der Mars dem Raumschiff fast nur die Nachtseite zu. Die Ockerfärbung schien intensiver zu werden, wenn das Sonnenlicht im spitzen Winkel einfiel. Diese Merkmale verliehen der kleinen Kugel eine markante Rundung. Der Mars glich einer kleinen Orange und war – auch bei einer 360°-Peilung – neben der Sonne das einzige Objekt am Himmel, das nicht nur als Lichtpunkt erschien.
    Im bisherigen Verlauf der Mission – im Leerraum zwischen den Planeten, wo es außer der Sonne und den Sternen nichts zu sehen gab –, war York oftmals von schweren Depressionen befallen worden. Die

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