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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wie…«
    »Wie?«
    »Glatt. Stromlinienförmig.« Wie Inseln in einem
    ausgetrockneten Fluß. »Dann sehe ich noch Kiesbänke. Sie sind vielleicht sechs bis neun Meter hoch. Sehen aus wie Sandbänke. Sie scheinen hinter Löß oder Fels aufzutreten. Wie Schwänze. Der Fels weist Kanäle auf. In Längsrichtung. Die Kanäle verlaufen an den Inseln und Kiesbänken vorbei.«
    Er erreichte ein Bett mit Lehm und Sand. »Hier ist noch mehr Löß, glaube ich. Ich sehe…«
    »Was?«
    »Wellen. Erstarrte Wellen im Löß. Wie kleine Dünen. Die
    Dünen sind geschichtet. Sieht aus wie ein ausgetrockneter Fluß.« Er ging über den Fels. »Ich sehe Narben im Gestein.
    Kreisförmig, ein paar Zoll tief, Breite von dreißig Zentimetern aufwärts. Bogenkanten, glaube ich.« Von Steinen geschlagen, die von der Strömung mitgerissen wurden… »Der Abschnitt sieht aus wie ein Flußbett«, sagte er. »Ja. Das ist die Topographie eines ausgetrockneten Flußbetts – allerdings vergrößert. Kanäle, Bänke und Inseln. Geformt von fließendem Wasser im großen Maßstab…«
    Aufgeregt schaute er sich um; mit einemmal sah er die
    Geologie mit anderen Augen – mit Natalie Yorks Augen: die tief eingeschnittenen, durchbrochenen Kanäle, die mächtigen Lößablagerungen, die isolierten Inseln. »Mein Gott. Ist es das, Natalie? Ist es das, was du uns zeigen wolltest? Wurde diese Gegend von einer Flut geformt?«
    »Du spekulierst schon wieder, Stone.«
    »Ach, komm schon, York.«
    »In Ordnung. Du hast recht, Phil. Jedenfalls ist das die bevorzugte Hypothese.«
    Bleeker wandte sich vom halb fertigen CELSS ab und ging
    zu Stone hinüber. »Was ist?«
    »Im späten Pleistozän – vor vielleicht zwanzigtausend Jahren
    – waren große Teile Idahos und West-Montanas von einem
    großen See bedeckt. Er hieß Missoula und hatte eine
    Ausdehnung von vielen tausend Quadratkilometern. Begrenzt wurde der See von einem Eisdamm. Schließlich brach der Damm, und eine riesige Flutwelle wälzte sich über dieses Gebiet. Dutzende Millionen Kubikmeter pro Sekunde, vielleicht das Tausendfache der Fracht des Amazonas…«
    »Mein Gott«, sagte Stone.
    »Ja. Die Flüsse vermochten die Wassermassen nicht mehr
    aufzunehmen und traten über die Ufer; die Täler wurden
    verbreitert und vertieft, und es entstanden Hunderte von Querverbindungen zwischen den Kanälen, wobei das Erdreich bis auf den Fels abgetragen wurde. Auf einer Fläche von vielen tausend Quadratkilometern wurden die Oberflächen-Strukturen vernichtet und der Basaltuntergrund freigelegt. Und eine vergleichbare Fläche wurde unter Ablagerungen begraben.
    Zurück blieben Hunderte in den Fels gefräster Katarakte, Becken und Canyons sowie Spitzkuppen, Hochland und über zehn Meter hohe Kiesbänke.
    Dies ist das Scabland, Phil. Es gibt nur wenige Gebiete auf der Erde, wo die Auswirkungen großmaßstäblicher, katastrophaler Überflutungen so deutlich zu sehen sind.«
    Bleeker schob die Pilotenhaube zurück und kratzte sich am blonden Schopf. »Das ist faszinierend, Natalie. Aber ich wüßte nicht, was das mit uns zu tun hat.«
    »Gut. Phil, ich habe dir noch einen Stapel Fotos gegeben. Sie sind in der linken Seitentasche von Adams Tornister.«
    Stone kramte in Bleekers Tasche und brachte einen mit Folie umhüllten Stapel mit Schwarzweiß-Fotos zum Vorschein. Er schaute sie sich an und zeigte sie dann Bleeker.
    Kraterübersäte Ebenen: die Bilder stammten offensichtlich vom Mars. Doch hier war ein Kanal, der tief in ein Gelände eingeschnitten war, das wie die rauhe, uralte Landschaft der südlichen Hemisphäre aussah. Hier war ein Kraterkomplex, der von Anastomose-Kanälen durchzogen wurde. Hier war ein Krater mit einer stromlinienförmigen Insel, die wie eine Kiesbank aussah; und ›flußabwärts‹ vom Krater gab es Erosionsmarken, die parallel zur Insel verliefen…
    Stone wußte nicht so recht, was er damit anfangen sollte.
    »Willst du damit sagen, der Mars sei von einer Sintflut
    heimgesucht worden – wie dieses Scabland im Staate Washington?«
    York zögerte. »Ich glaube das jedenfalls. Und viele meiner Kollegen vertreten diese Ansicht auch, seit die Aufnahmen von Mariner vorliegen. Ich studiere das Gebiet, das du auf den Fotos siehst, seit 1973. In dieser Hinsicht dürfte ich wohl die führende Expertin sein. Die Analogie zwischen den Merkmalen des terrestrischen Scablands und der Mars-Morphologie ist meines Erachtens zu deutlich, als daß es sich um einen Zufall handeln könnte.«
    »Aber es

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