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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gestrichen wurde, wähnte ich mich weiter vom Mars entfernt als je zuvor. Und nun – aus heiterem Himmel – das.«
    Er drückte ihre Hand. »Sie sind nie beim Militär gewesen, Maruschka. So läuft das beim Militär. Dort haben Sie keine Wahl und dürfen nicht selbst über Ihr Leben bestimmen.
    Vielleicht weist eure zivile NASA doch mehr militärische Züge auf, als manch einer sich eingestehen will.«
    Das Telefon klingelte. Es war Adam Bleeker, dessen Posten York übernommen hatte. York sprach kurz mit ihm.
    »Wie fühlt er sich?«
    Sie zuckte die Achseln.
    Sie warteten noch für eine Weile, doch es erfolgten keine Anrufe mehr. Zweifellos übten diese Idioten im Astronauten-Büro nun den Schulterschluß und straften York – und wohl auch Gershon – mit Mißachtung, weil sie ihre Kumpels, die bevorzugten Kandidaten, aus dem Rennen geworfen hatten.
    »Unglaublich!« entrüstete Wiktorenko sich. »In Rußland
    würden wir uns einem Kameraden gegenüber nicht so schäbig verhalten. Kommen Sie. Wir gehen essen. Möchten Sie in ein Steakhaus, zum Italiener oder doch lieber zum Mexikaner? Sie sind eingeladen! Ich setze es der Sowjetunion auf die Spesenrechnung, Maruschka!«
    Erst zierte sie sich, doch dann nahm sie die Einladung an.
    Beim Verlassen der Wohnung kam ihnen auf dem Gang ein
    dicklicher junger Mann entgegen. Über seiner Schulter
    leuchtete die Lampe einer Kamera.
    »Frau York! KNWS-TV. Wie fühlt man sich als erste Frau
    auf dem Mars?«

     
    Fünftes Buch

Ares
    Zeitdauer der Mission [Tag/Std:Min:Sek]
    Plus 369/09:27:26
     
    Ockerfarbenes Licht, das seltsam gesprenkelt war, schien neben ihr durch das Fenster der Kommandokapsel: der Mars war inzwischen so groß geworden, daß beim Blick aus dem Fenster nur noch ein Ausschnitt des Planeten zu sehen war.
    »Drei Minuten bis zum Verlust des Signals«, meldete
    Capcom John Young nach oben.
    »Roger«, erwiderte Stone.
    Die Besatzung saß nebeneinander in der Apollo-Kapsel. York schwitzte im unförmigen Druckanzug, und die kantige Beschleunigungsliege stellte nach der Freizügigkeit des
    Missionsmoduls eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens dar.
    »Ares, wir geben euch die Daten für das Einschwenken auf die Marsumlaufbahn durch. Grünes Licht für MOI. Noch zwei Minuten bis zum Verlust des Signals. Seid versichert, daß ihr den besten Vogel fliegt, den wir haben.«
    »Danke, John. Wir wissen das zu schätzen.«
    Klar. Nur daß Youngs Versicherungen kein Trost für York waren.
    Im Moment stürzte Ares im freien Fall am Mars vorbei.
    Selbst bei einem Totalausfall der MS-II-Triebwerke wären sie noch schnell genug, um der Gravitationsquelle des Mars zu entkommen und eine freie Trajektorie für die Rückkehr zur Erde einzuschlagen.
    ∗
    Falls Stone und die Bodenstation sich jedoch für eine MOI entschieden, die Zündung für das Einschwenken auf eine Mars-Umlaufbahn, hätten sie die letzte Abbruchmöglichkeit verloren. Dann würden sie in den Marsorbit gehen müssen.
     
    ∗ MOI = Mars Orbital Injection: Einschießen in eine Marsumlaufbahn Die MOI war sozusagen der Augenblick der Wahrheit, der Moment, in dem Ares die zarten Bande der Gravitation und Himmelsmechanik kappte, an denen sie sich zur Erde hätten zurückhangeln können.
    Nun schickte Ares sich an, hinter der Rückseite des Mars zu verschwinden. Der Abbruch der Sichtverbindung zur Erde bedeutete gleichzeitig den Abbruch der Funkverbindung, so daß Stone nur noch die Instrumente der Ares zur Verfügung standen, um die Zündung zu überwachen. Ausgerechnet im kritischsten Moment wäre die Besatzung auf sich gestellt –isoliert durch die Zeitverschiebung und die Masse des Mars.
    Gemäß der Prognosen des Kontrollzentrums wies das MOI—
    Fenster eine Abweichung von plus/minus fünfzehn Kilometern von der erforderlichen Höhe über dem Mars auf.
    Aber wer, zum Teufel, gab schon etwas auf Prognosen?
    Die MS-II würde diesmal kräftig feuern. Deshalb waren die restlichen Module der Stufenrakete – die Stufen der MS-II und der MS-IVB-Zusatztriebwerke, des MEM, des Missionsmoduls und der Apollo – noch immer entlang der Mittellinie der Stufenrakete ausgerichtet, also entlang des Vektors, in der die Beschleunigung wirkte. Nachdem die Brennphase dann abgeschlossen war und sie sich im Marsorbit befanden – falls sie ihn überhaupt erreichten –, würde die Besatzung die Rakete einer komplexen Neupositionierung unterziehen müssen, um die Landung vorzubereiten. Das war vielleicht eine höllische Mission,

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