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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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an.
    »Maruschka! Ich hab’s eben gehört! Sie fliegen zum Mars!«
    »Das stimmt nicht«, sagte York mit monotoner und
    emotionsloser Stimme.
    »Was? Aber es kam doch in den Nachrichten…«
    »Ja. Ich hab’s auch gehört. Aber von der NASA habe ich
    nichts gehört. Und solange sie sich nicht bei mir melden, weiß ich von gar nichts.«
    Wiktorenkos Mund öffnete und schloß sich, ähnlich einem
    Fisch. Du fliegst zum Mars! Das ist ein Grund zum Jubeln!
    York blieb stumm.
    »Maruschka. Sind Sie allein?«
    »Hmmh.«
    Natürlich bist du das. »Erteilen Sie mir die Erlaubnis, zu Ihnen zu kommen und mit Ihnen auf den Anruf von der NASA zu warten? Vielleicht hilft Ihnen das.«
    »Wenn Sie möchten. Sie müssen aber nicht kommen. Es geht mir gut, Wladimir.«
    »Natürlich geht es Ihnen gut.«
    Wiktorenko legte auf, holte sechs Fläschchen aus der Minibar und stürmte aus dem Raum.
     
    York saß allein auf der Couch. Im Hintergrund lief das
    Fernsehgerät. Sie war mit einem Polohemd und einer Hose
    bekleidet. An den Wänden des Wohnzimmers hingen die alten Mariner-Aufnahmen, und der Tisch war mit Papieren übersät: offensichtlich verfaßte sie gerade eine Abhandlung über die Oberflächenbeschaffenheit irgendeiner Region auf dem Mars.
    Wiktorenko stürmte herein. »Ich habe etwas mitgebracht.« Er kramte die Fläschchen aus der Tasche und baute sie in einer Reihe vor dem Fernsehgerät auf.
    »Wozu soll das denn gut sein?«
    »Für den Fall, daß Sie den richtigen Anruf bekommen. Oder auch den falschen.«
    Dann setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand. Wortlos verfolgten sie das Geschehen auf dem Bildschirm. Anfangs war ihre Hand noch steif, doch nach ein paar Minuten umklammerte sie seine Hand regelrecht.
    Wiktorenko schrak auf, als das Telefon klingelte.
    York ließ es ein paarmal klingeln. Dann entzog sie
    Wiktorenko die Hand und ging zum Telefon. Ihr Gang war
    langsam und staksig, als ob sie in einem unsichtbaren
    Druckanzug steckte.
    »York.«
    Er hörte, wie sie leise schnaufte.
    »Ach, hallo, Mama. Nein. Es stimmt nicht. Vielleicht.
    Ich habe es auch nur in den Nachrichten gehört. Die NASA hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Bis dahin… Nein, ich glaube nicht, daß ich dort anrufen sollte. Sie wissen, wo ich zu finden bin. Ich warte hier, bis – ja, vielleicht solltest du aus der Leitung gehen, Mama. Ich rufe dich an, wenn ich etwas Näheres weiß. Tschüß. Ja, ich dich auch. Tschüß.«
    Sie legte auf und drehte sich mit einem Achselzucken zu
    Wiktorenko um.
    Im Fernsehen brachten sie die Wiederholung einer uralten Serie; Wiktorenko vermochte dem Stakkato der Dialoge kaum zu folgen und fand die Handlung billig und überhaupt nicht witzig.
    York saß stumm da. Sie zitterte leicht. Er bezweifelte, daß sie die Bilder überhaupt sah, die über die Mattscheibe flimmerten.
    Wieder klingelte das Telefon. York stand auf.
    »York.«
    »Ja, Sir.«
    Dann sagte sie für ein paar Sekunden nichts mehr.
    »Ja, Sir. Danke. Ich werde mein Bestes tun. Natürlich. Auf Wiederhören.«
    Sie legte auf. Wiktorenko wagte nicht, sie nach dem Inhalt des Gesprächs zu fragen.
    York ging zum Fernsehgerät, aus dem unablässig das
    konservierte Gelächter der hirnlosen Komödie drang. Sie nahm eins der Fläschchen, die Wiktorenko mitgebracht hatte, schraubte den Verschluß ab und warf ihn auf den Fußboden.
    Dann leerte sie die Pulle in einem Zug.
    Wiktorenko konnte nicht mehr an sich halten. Er erhob sich vom Sofa und durchmaß den Raum mit weiten Schritten. Dann faßte er York am Ellbogen. »Na? Gute Nachrichten, Maruschka?«
    Sie schaute zu ihm auf; in den Augen unter den buschigen Brauen lag ein verletzlicher Ausdruck. »Es ist wahr«, sagte sie.
    »Wlad, es ist wahr. Das war Joe Muldoon.«
    Wiktorenko hätte jubeln und sie herumwirbeln mögen!…
    Doch sie stand nur da, schaute zu ihm auf und befingerte die leere Flasche. Er beschloß, sich zurückzuhalten und ihre Reaktion abzuwarten.
    Sie ging zum Telefon und rief ihre Mutter an. Dann schlug sie vor, auf weitere Anrufe zu warten.
    Also setzte Wiktorenko sich wieder auf das Sofa, hielt Yorks zitternde Hand und schaute sich die blödsinnige Komödie im Fernsehen an. Es war eine bizarre Situation.
    »Ich halte das nicht mehr aus«, sagte York nach einer Weile.
    »Was?«
    Sie machte eine vage Geste. Er hatte den Eindruck, daß sie ihre ganze Selbstbeherrschung aufbot. »Die Ungewißheit. Daß ich keine Kontrolle über mein Leben habe. Mein Gott, nachdem der Dauertest im Weltraum

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