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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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von Nomaden gesehen, die wie
    Stecknadelköpfe in den nächtlichen Wüsten der Erde glommen.
    Doch in dieser Marswüste leuchtete kein Feuer. Von allen Welten des Sonnensystems kannte nur die Erde – mit ihrer sauerstoffreichen Atmosphäre – Feuer.
    »Fünf Minuten bis zur Zündung.«
    Sie war im Anzug versiegelt und hörte das Zischen von
    Sauerstoff, das Surren der Lüfter und das kratzende Geräusch des eigenen Atems. Sie fühlte sich isoliert und von den Kameraden abgeschnitten. Lausige Konstruktion. Mir wäre jetzt danach, jemandem die Hand zu halten.
    »In Ordnung, Ralph«, sagte Stone. »Translationsregelung
    an.«
    »An.«
    »Manueller Drehregler Nummer Zwei aktiviert.«
    »Aktiviert.«
    »Gut. Bereit für die erste TVC-Kontrolle.«
    »Druckanstieg im grünen Bereich«, sagte Gershon. »Alles
    läuft wie am Schnürchen…«
    Dreißig Meter unter ihnen erwachte die MS-II-Einschuß-
    Stufe aus dem interplanetaren ›Winterschlaf‹. Vorwärmer in den kryogenischen Tanks ließen Dampf ab und bauten einen Druck auf, der Treibstoff und Oxidator zum Austritt aus den Tanks zwang. Stone und Gershon führten derweil Tests der Sequenz durch, die den Wasserstoff und Sauerstoff in den Brennkammern der vier J-S2-Triebwerke zu einem explosiven Gemisch vereinen würde.
    Im Fenster über sich erkannte York das Segment eines
    präzisen, riesigen Kreises, der sich elfenbeinfarben im
    Sternenlicht abzeichnete.
    »O mein Gott.«
    Stone bewegte sich im Anzug und sah über die Schulter.
    »Stimmt was nicht?«
    »Sieh dir das an. Ich glaube, es ist Hellas.« Der tiefste Einschlagkrater auf dem Mars, Ausgefüllt war er mit einem weißen See aus gefrorenem Kohlendioxid. Irgendwo dort unten hatten die Sowjets Mars 9 gelandet.
    »Du wirst noch reichlich Gelegenheit haben, das zu
    betrachten«, sagte Stone grunzend. Seine Enttäuschung war offensichtlich. Dann wandte er sich ab und widmete sich wieder der Checkliste für die Zündung.
    »Dreißig Sekunden«, sagte Stone. »Alle Werte normal. Bereit für MOI.«
    Seine behandschuhte Hand schwebte über dem knubbeligen
    Auslöser.
    York wußte, daß die Brennphase vollautomatisch ablief und von Computern in der Instrumentenkapsel der Stufenrakete kontrolliert wurde, die wie ein mit Elektronik gefüllter Krapfen an der Rückseite des Missionsmoduls klebte. Es handelte sich um ein redundantes Computer-Netzwerk, das endlose Berechnungen durchführte und dessen Komponenten sich gegenseitig kontrollierten. Es war kaum vorstellbar, daß etwas schiefging. Trotzdem schwebte Stones Hand über dem Knopf –bereit zu übernehmen, falls die Notwendigkeit sich ergab. Auf York wirkte das komisch – und dennoch irgendwie heldenhaft.
    Geradezu rührend’.
    »Zwanzig Sekunden«, sagte Stone. »Festhalten, Leute.«
    »Alle Systeme sind bereit für MOI«, sagte Gershon.
    York kontrollierte ihre Station. »Roger.«
    Sie überprüfte noch schnell den Sitz der Gurte und legte den Kopf auf die Kopfstütze der Liege, wobei sie versuchte, den mehrlagigen Druckanzug an der Rücken-und Beinpartie glattzustreichen.
    Sie hatte Herzklopfen, und der Schweiß brach ihr aus.
    »T minus zehn Sekunden«, sagte Gershon.
    Stones Hand schwebte über den Kontrollen.
    »Acht Sekunden.«
    »Ich habe eine 99«, sagte Stone und drückte auf einen Knopf.
    »Weitermachen.«
    York schnaufte.
    »Sechs Sekunden«, sagte Gershon. »Fünf, vier. Trimmung.«
    Sie hörte ein kurzes Rattern und bekam einen ›Tritt in den Hintern‹. Acht kleine Feststoffraketen, die kranzförmig um das MS-II angeordnet waren, hatten dem Zusatztriebwerk einen ›Schubs‹ gegeben, um den Treibstoff in Richtung der Pumpen zu drücken, damit er nicht in den Tanks schwappte.
    »Zwei. Eins«, sagte Gershon. »Zündung.«
    Die Hilfstriebwerke verstummten; statt dessen setzte ein stetiger Schub ein, der auf Yorks Rücken, Hals und Beine wirkte.
    Die Kraft wurde immer stärker. Die Stille war geradezu
    unheimlich. Der von hinten wirkende Schub vermittelte ihr das Gefühl, sich aufzusetzen und nach vorn geschleudert zu werden, in eine ungewisse Zukunft.
    »Brennzeit fünfzehn Sekunden«, sagte Stone. »Null komma
    fünf Ge. Zunehmend.«
    Nach einem Jahr in der Schwerelosigkeit war selbst dieser Druck schon enorm. Soviel zu den Übungen; war alles für die Katz.
    Nun erzitterte die Rakete und sandte Schwingungen aus, die sich in den Wänden der Kabine und den Regalen für die Ausrüstung fortpflanzten. Lose Ausrüstungsgegenstände
    wurden durchgerüttelt.

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