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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Hinter sich hörte sie ein Scheppern: ein nachlässig befestigter Ausrüstungsgegenstand hatte sich gelöst und war auf ganzer Länge durch die Kommandokapsel gefallen. »Ein Ge«, rief Stone. »Zwei.«
    Der zunehmende Druck legte sich auf ihre Brust.
    »Mein Gott«, sagte Gershon. Er mußte schreien, um das
    Rattern der Wände und der Ausrüstung zu übertönen. »Das
    geht noch für acht Minuten so weiter.«
    »Mach keinen Aufstand«, sagte Stone barsch. »Zwei komma
    fünf Ge. Alles läuft prima. Wir sind voll auf Kurs. Drei komma sechs. Haltet durch, Leute.«
    Sie vermochte nicht mehr zu atmen. Der Druckanzug umfing sie wie ein Schraubstock. Es war eine ebenso bizarre wie erschreckende Erfahrung.
    Sie erkannte erste Anzeichen des Tunnelblicks.
    Sie waren allein im Innern eines winzigen Artefakts, das über einem toten Planeten seine Bahn zog und dessen Überleben vom reibungslosen Funktionieren der Maschinen abhing.
    »Vier komma drei Ge«, rief Stone. Sie hörte das durch den Schub verursachte Vibrato in seiner Stimme.
    »Geschafft. Das ist der Höchstwert. Wir nähern uns dem
    Perizentrum.«
    Stone und Gershon lasen den Status des bisherigen Manövers ab.
    »Brenndauer vier vier fünf.« Vier Minuten fünfundvierzig Sekunden. Die Hälfte hatten sie geschafft. »Zehn Werte für die Winkel: BGX minus null komma eins, BGY minus null komma eins, BGZ plus null komma eins…« Die
    Geschwindigkeits-Abweichung während der Brennphase
    betrug gerade einmal dreißig Zentimeter pro Sekunde auf jeder Raumachse. »Keine Trimmung. Minus sechs komma acht Delta-vau-ce. Treibstoff achtunddreißig komma acht. Lox
    neununddreißig plus fünfzig im Ausgleichsbehälter. Erhöhte Werte beim PUGS. Vorgesehen für eine zwei neunzehn komma neun mal zwölf sechs elf komma drei…«
    York interpretierte die Zahlen. Die Brennphase verlief
    störungsfrei. Die Stufenrakete schickte sich an, in einen elliptischen Orbit mit einer Achse von dreihunderttausend beziehungsweise zwanzigtausend Kilometern zu gehen: fast perfekt.
    »He, Natalie.« Das war Gershon.
    »Was?«
    »Guck mal nach oben.«
    Mit Mühe legte sie den Kopf in den Nacken. Der Helm
    begrenzte die Bewegung, und unter der Beschleunigung hatte sie das Gefühl, der Schädel sei durch eine Betonkugel ersetzt worden, die an der Nackenmuskulatur zerrte.
    Durch das Fenster sah sie die südliche Ebene des Mars. Und die sich über ihr ausdehnende Landschaft wurde im Zentrum von einem schwachen rosigen Glühen erhellt. Es sah aus wie ein Lichtreflex auf einer großen ockerfarbenen Bowlingkugel.
    Es war das Glühen der Verbrennung, das Licht der MS-II.
    Zum erstenmal in der vier Milliarden Jahre währenden
    Geschichte des Planeten wurde die Marsnacht von künstlichem Licht erhellt.
     
    Freitag, 17. August 1984
    Lyndon B. Johnson-Raumfahrtzentrum, Houston
     
    Die Fragen stiegen aus einem Lichtermeer auf, das so intensiv war, daß York förmlich einen Sonnenbrand bekam.
    »Was für ein Gefühl ist es, zur Besatzung zu gehören?«
    »Was ist mit den Jungs, die Sie ausgebootet haben?«
    »Wer wird die Marsoberfläche als erster betreten?«
    »Wie fühlt man sich im Weltraum?«
    Die drei saßen auf einem improvisierten Podium, wobei Joe Muldoon und Rick Llewellyn, der Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit der NASA, als ›Aufpasser‹ fungierten. An der Wand hinter ihnen prangte das NASA-Logo, und auf dem Tisch vor ihnen stand das Plastikmodell eines Columbia-MEM.
    Der Besprechungsraum im Büro für Öffentlichkeitsarbeit war rappelvoll, und vor dem Tisch befand sich etwas, das die Alten Köpfe aus unerfindlichen Gründen als ›goat fuck‹, als ›Ziegenfick‹ bezeichneten – ein Wald aus Mikrofonen und Kameralinsen direkt vor den Gesichtern der Astronauten.
    Bisher hatte sich kaum jemand für Yorks Leben, ihren
    Hintergrund, ihre Motive, ihre Hoffnungen und Ängste
    interessiert. Nun war auf einmal alles interessant: ihr Werdegang, jeder Aspekt ihrer Persönlichkeit.
    Das würde wahrscheinlich kein Ende mehr nehmen. Und sie
    haßte es jetzt schon.
    Sie beneidete Phil Stone, mit dem guten Aussehen und dem leichten Kansas-Dialekt – die Ikone des heldenhaften Astronauten –, um die Gelassenheit, mit der er selbst die dümmsten Fragen beantwortete und auch solche, auf die er schon x-mal eine Antwort gegeben hatte. Und Ralph Gershon –der glorreiche, wagemutige Junggesellen-Astronaut – war zum Liebling der Presse avanciert: des ansteckenden Grinsens wegen, der flotten Sprüche

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