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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seitliche Abdrift. Sonst bestand die Gefahr, daß beim Aufsetzen ein Landebein brach.
    Das Raumschiff war in eine Staubwolke gehüllt, die ihm die Sicht nahm und das Fenster mit ockerfarbenem Puder überzog.
    »Dreißig Sekunden.«
    »Vorwärtsdrift?«
    »Alles klar. Hundert Meter hoch. Runter mit einem Meter pro Sekunde.«
    Der Staub war überall. Nun sah er auch, wie der Staub auf dem Boden nach allen Seiten wegstob. Beim Anblick der Staubfahnen wurde ihm schwindlig; sie hatten Ähnlichkeit mit dem Nebel, der sich manchmal auf ein Flugfeld legte. Dann machte er einen Felsen aus, der aus dem Dunst ragte und nutzte ihn als Orientierungshilfe.
    »Achtzehn Meter. Abwärts mit sechzig Zentimetern pro
    Sekunde. Sechzig vorwärts. Sechzig vorwärts. Gut.«
    Er betätigte den Abstiegsschalter und zehrte die
    Geschwindigkeit auf, bis Challenger gemächlich wie eine Feder dem Mars entgegenschwebte.
    »Fünfzehn Meter. Neun. Runter mit achtzig Zentimetern pro Sekunde. Wir wirbeln eine Menge Staub auf.«
    Das sehe ich selber, verdammt. Das MEM driftete zurück, ohne daß Gershon den Grund kannte. Der Rückwärtsgang war schlecht, weil er nach hinten nichts sah. Er betätigte die Handregler.
    »Sechs Meter.«
    Die Rückwärtsbewegung hatte er abgestellt, doch dafür setzte nun eine seitliche Abdrift ein. Verflucht! Er ärgerte sich über sich selbst. Im Moment flog er die Kiste wie ein Anfänger.
    »Neigungswinkel nach vorn vier Grad. Drei Grad. Leichte
    Linksdrift. Schwacher Schatten.«
    Der Schatten kam näher, und der aufgewirbelte Staub nahm ihm die Sicht auf den Boden. Er versuchte, das MEM in die Vertikale zu bringen.
    Er stürzte blind dem Boden entgegen.
    »Eins komma zwei vorwärts. Null komma neun vorwärts.
    Höhe fünfzehn Zentimeter. Linksdrift.«
    Gershon verspürte einen leichten Stoß.
    »Kontaktlicht«, sagte Stone. »Kontaktlicht, bei Gott.«
    Gershon warf Stone einen kurzen Blick zu.
    Dann schaltete er hastig das Abstiegstriebwerk ab.
    Die Triebwerksvibrationen, die den angetriebenen Abstieg begleitet hatten, ebbten ab. Er hätte das Triebwerk sofort abschalten sollen, als das Kontaktlicht aufleuchtete. Wenn das Triebwerk zu dicht am Boden feuerte, bestand nämlich die Gefahr, daß der Gegendruck der Abgase das Aggregat zur Explosion brachte…
    Challenger bewältigte die letzten anderthalb Meter im freien Fall und landete mit einem kräftigen Stoß auf dem Mars.
    Gershon ging in die Knie, und die Ausrüstung in der Kabine wurde durchgerüttelt.
    »Scheiße«, sagte er.
     
    Stone ging die Checkliste durch, die nach der Landung
    abgearbeitet werden mußte. »Triebwerk stop. ACA entriegelt.«
    »Entriegelt.«
    »Beide Steuerungsmodi auto. Manuelle Regelung des
    Abstiegstriebwerks aus. Triebwerkszündung aus…«
    Sie hakten den T plus eins-Prüfpunkt ab, die erste
    Bleiben/Nicht Bleiben-Entscheidung.
    Nachdem sie im Schiff Verschlußzustand hergestellt hatten, würden sie es für eine Weile hier aushalten.
    Vor Gershons Fenster erstreckte sich ein flacher, naher
    Horizont. Er sah Dünen, Staub und kleine Felsen, die auf der Oberfläche verstreut waren. Nirgends regte sich etwas. Ohne die auf der Erde existierenden Bezugspunkte wie Gebäude, Bäume und Menschen war es schwierig, den Maßstab der Geländemerkmale zu bestimmen. Die kleine, gelbe Sonne stand tief am gelbbraunen Himmel. Das durchs Fenster
    einfallende Licht war eine Mischung aus Pink und Braun und wurde vom Helmvisier und den Wangen reflektiert.
    Marslicht spielte auf seinem Gesicht.
    Er sah Stone hinter dem Helmvisier grinsen. »Houston, hier spricht Mangala Valles. Die Challenger ist auf dem Mars gelandet.« Gershon hörte den Überschwang in seiner Stimme.
    Gershon, Stone und York schüttelten sich die Hände, klopften sich auf den Rücken und täuschten spielerisch Schläge auf die Helme an.
    »Houston, richtet Columbia Aviation Grüße von mir aus. Die alte Gurke hat uns runtergebracht. JK, du bist schon ein ausgebuffter Raketenmann.«
    Er kontrollierte seine Station. Es war noch für vierzehn Sekunden Treibstoff im Tank. Egal; hol’s der Geier! Vierzehn Sekunden sind eine lange Zeit. Armstrong hatte auch nur noch für zwanzig Sekunden Sprit, und kein Mensch hat sich darüber aufgeregt.
    Zumal auf absehbare Zeit niemand Gelegenheit haben wird, es besser zu machen als ich.
     
    Donnerstag, 21. März 1985
    Luftwaffenstützpunkt Patrick
     
    Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte Joe Muldoon, wie das von Houston kommende Flugzeug zur Landung

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