Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
kühnem Blick dem Raumschiff hinterherschaute.
    Die künstlerische Gestaltung des Logos hatte sie von vornherein nicht überzeugt. Doch für die NASA hatte es eine patriotische Aussagekraft, und Stone und Gershon war es sowieso egal. Also prangte das kitschige und peinliche Abzeichen nun über der rechten Brust.
    Als sie das Zimmer verließ, wurde sie auf dem Korridor bereits von Gershon und Stone erwartet. Sie lehnten an der Wand, hatten die Arme in fast identischer Pose verschränkt und unterhielten sich leise. Sie grinsten sie an.
    Sie ging zu ihnen. Dann reichte sie beiden spontan die Hand.
    Stone und Gershon ergriffen je eine Hand, und zu ihrer Überraschung reichten sie sich dann auch die Hand. Für ein paar Sekunden standen die drei mitten im Gang im Kreis herum und grinsten sich an.

Merritt Island
    Bert Seger hätte erwartet, daß die beiden Maultiergespanne ein Verkehrshindernis darstellten. Doch alle vier Spuren von Highway Eins waren schon verstopft. Selbst auf den
    Nebenstraßen kamen die Autos langsamer voran als die
    Maultiere, und das Problem bestand nun darin, daß die Tiere beim Zockeltempo der Autos vielleicht ungeduldig wurden.
    Er hatte schon gesehen, daß manche Leute die Bemühungen
    eingestellt hatten, näher an den Startort heranzukommen. Sie stiegen auf die Wagendächer und bauten Fernrohrstative auf.
    Eine Reihe schwarzer Gesichter lugte aus den Wagen und
    betrachtete das Verkehrschaos. Seger hatte ein paar der
    ärmsten Familien von Washington eingeladen, den Start vor Ort zu verfolgen. Alle gehörten sie der Gemeinde des
    Kirchleins an, das er in der Hauptstadt entdeckt hatte.
    Obwohl er sich inzwischen die Frage nach dem Sinn dieser Geste stellte.
    In jeder Tankstelle und Raststätte an der Autobahn – die ohnehin rund um die Uhr geöffnet hatten – drängten sich Menschen aller Altersstufen, Berufe und sozialer Schichten. Es war ein repräsentativer Querschnitt der amerikanischen Gesellschaft. Er hatte ausgerechnet, daß der Flug zum Mars jeden amerikanischen Bürger etwa fünfzig Dollar gekostet hatte, und es hatte nun den Anschein, daß viele Bürger heute hierher gekommen waren und sich in der reizlosen Landschaft ausbreiteten, um sich von der Vorteilhaftigkeit dieser Investition zu überzeugen.
    In dieser Flut von Menschen, so erkannte Seger mit
    sinkendem Mut, würde sein Fähnlein Demonstranten nichts
    ausrichten. Vielleicht gab es hier ohnehin genug Beweise dafür, daß es falsch war, drei Amerikaner zum Mars zu
    schicken, während so viele ihrer Mitbürger Not litten. Da mußte Seger auf diese Mißstände gar nicht erst aufmerksam machen. Er hatte erfahren, daß bei den Ärmsten der Armen noch immer Fälle von Unterernährung festgestellt wurden: hier im Raumfahrtzentrum, zu Füßen des Marsraumschiffs!
    Wenn solche Dinge die Leute kaltließen, dann wäre seine
    bescheidene Geste ohnehin zwecklos.
    Doch er würde nicht aufgeben. Zumal die Wirkung des
    öffentlichen Auftritts ohnehin von sekundärer Bedeutung war.
    Wichtiger war, daß es ihm durch die Aktivierung seiner alten NASA-Kontakte vielleicht gelingen würde, näher an die
    Startrampe heranzukommen als das übrige Publikum. Wenn er ins Fernsehen kam, wäre die Mission schon ein Erfolg.
    Jemand in den Wagen stimmte ein Lied an, und die anderen fielen ein, derweil die Maultiere die verstopfte Straße
    entlangtrotteten. Nach ein paar Worten erkannte Seger das Lied. Es war der Psalm, den die Astronauten aus dem
    Mondorbit rezitiert hatten, um dem Tod ihrer Kollegen zu gedenken. Bleib bei mir …
    Er fragte sich, wo Fay wohl war. Vielleicht saß sie in Houston vor dem Fernsehgerät. Er hatte nichts mehr von ihr gehört, seit er ihr am Telefon von seinem Vorhaben erzählt hatte, eine eigene Kirche zu gründen. Vielleicht würde sie ihm verzeihen, daß er sie einfach hatte sitzen lassen.
    Am Horizont war die Saturn VB als weißer Finger zu sehen, der in Licht gebadet wurde.
    Seger überkam ein tiefes Gefühl der Ergriffenheit. Er packte das am Revers befestigte Kruzifix so fest, daß das Metall sich in die Finger grub.
     
    Gebäude für Operationen der Bemannten Raumfahrt,

Cocoa Beach
    York meldete sich im Fitnessraum, wo eine Krankenschwester sie wog und die Körpertemperatur maß. Dann wurden Herz-und Atemfrequenz sowie der Blutdruck gemessen. Das
    geschah schnell und gründlich, aber auch mechanisch. Als ob die Krankenschwester – eine fröhliche Frau in den Vierzigern –
    sich gar nicht für die Ergebnisse

Weitere Kostenlose Bücher