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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auf Patrick ansetzte.
    Obwohl die Sonne erst in ein paar Stunden aufgehen würde, fielen die Firmenflugzeuge schon in Schwärmen in den Luftwaffenstützpunkt Patrick und den Flughafen von Orlando ein. Sämtliche Straßen auf der Halbinsel glichen Bändern aus Licht: überall Staus. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen.
    Vielleicht war er zu spät aufgebrochen.
    Doch er war nicht früher weggekommen. Diese Nacht hatte er gar nicht geschlafen, und die vergangene Nacht auch kaum.
    Die Logistik des Starts war immer komplexer und detaillierter geworden. Die Presse wollte mit Informationen gefüttert werden, die Kommunikation zwischen den NASA-Zentren
    mußte hergestellt werden, und dann mußten auf den letzten Drücker VIP-Ausweise ausgestellt, Drehorte fürs Fernsehen ausgewählt werden und so weiter.
    Teufel, sollte er den Start etwa im Radio verfolgen, mitten im dicksten Stau?
    Die Stewardeß hatte ihm vor der Landung noch einen Drink angeboten. Er hatte ihn abgelehnt, wie schon die Drinks zuvor.
    Dazu hatte er immer noch Gelegenheit.
    Nach der Landung in Patrick hatte er die Maschine hastig verlassen. Ein junger Mann im Anzug erwartete ihn; er hielt ein Pappschild mit seinem Namen hoch.
    »Mr. Muldoon?«
    »Ja.«
    »Ich bin vom Kennedy-Raumfahrtzentrum. Ein Hubschrauber
    wartet auf Sie. Hier entlang, Sir.«
    »Gott sei Dank.«
    Muldoon hatte noch Gepäck im Flugzeug. Er fackelte nicht lang. Zum Teufel; wenn er ein frisches Hemd brauchte, würde er sich eins kaufen.
    Der Assistent und er gingen zügig über das Rollfeld. »Wir fliegen wichtige Leute mit dem Hubschrauber ein, damit sie nicht im Stau stehen müssen«, sagte der junge Mann. Er machte einen hektischen, fast verstör ten Eindruck und hatte sich gerade noch unter Kontrolle. Muldoon vermutete, daß der arme Kerl schon die ganze Nacht unterwegs war.
    »So schlimm?«
    »Teufel, ja, Sir. Alle Straßen nach Merritt Island sind
    verstopft. Ein einziger Parkplatz. So etwas habe ich noch nie erlebt, Sir.«
    Muldoon betrachtete ihn im Licht der Morgendämmerung.
    Der Junge war nicht älter als zweiundzwanzig. Dann war er 1969 sechs Jahre alt gewesen. Er erinnert sich nicht. Er hatte so etwas wirklich noch nie gesehen.
    Muldoon fühlte sich alt, von der Schwerkraft förmlich in Ketten gelegt. Genauso hatte er sich ‘69 nach der Rückkehr zur Erde gefühlt. Seine Arbeit an Ares war fast erledigt, und die Depressionen, die er in all den Jahren abgewehrt hatte – wobei die Verfolgung dieses großen Ziels ihm sehr geholfen hatte –, schlichen sich wieder ein.
    Seine einzige Mondlandung war lange her, und er würde nie wieder über die schneeähnliche Oberfläche spazieren.
    Sie beschleunigten den Schritt. Der Hubschrauber wartete.
     
    Gebäude für Operationen der Bemannten Raumfahrt

Cocoa Beach
    Ein kerniges militärisches Klopfen ertönte an der Tür.
    Sie rollte sich auf die Seite und knipste die Nachttischlampe an. Vier Uhr fünfzehn morgens.
    »Kompanie aufstehen! Es ist eine klare Nacht, und das Wetter soll gut werden…«
    »Danke, Fred.«
    Fred Haise war pünktlich. 04:15 war der erste Zeitpunkt auf der Ares-Checkliste.
    Die Uhr läuft. Und wird erst in achtzehn Monaten wieder angehalten.
    Sie schlug die Decke zurück und stand auf. Dann machte sie das Bett. Sie würde vorerst nicht zurückkommen, doch wollte sie auch keine Unordnung hinterlassen.
    Sie schaltete das Fernsehgerät ein und blickte in ihr Spiegelbild, während ein Kommentator berichtete, welche Menschenmengen sich in Cape Canaveral versammelten. Sie schaltete das Ding wieder aus.
    Dann gönnte sie sich eine ausgiebige Dusche. Sie genoß es, wie das Wasser auf die Haut prasselte, wie der Schaum an ihr hinabrann und im Abfluß verschwand. Dann drehte sie das kalte Wasser auf. Sie schlotterte und spürte, wie das Blut in den Kapillaren stieg. In der Mikrogravitation zu duschen wäre nicht so einfach; sie ahnte schon, daß sie sich erst nach der Rückkehr zur Erde wieder so frisch fühlen würde wie jetzt.
    Sie rubbelte sich mit dem Handtuch ab. Das raspelkurze Haar trocknete schnell. Dann zog sie ein Polohemd, eine Hose und bequeme Schuhe an.
    Das blaue Polohemd war mit dem Logo für die Ares-Mission verziert: ein Kreis, dessen Umfang vom Namen ›Ares‹ und den Namen der drei Teileinheiten gebildet wurde. Der Kreis selbst wurde vom stilisierten Ares-Verbund ausgefüllt, der einem roten Stern entgegenstrebte. Die Abgase des Schiffs formten sich zu einem Adler im Design des Sternenbanners, der mit

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