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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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spähte, sah sie die dunkle massige Gestalt gerade noch mit großen Sprüngen zur Klippe verschwinden.
Da Amanda mehr Angst vor der unbekannten Stille hatte als vor der Bestie, stieg sie mit Hilfe ihrer Steigeisen den Tunnel hinauf. Der Boden war glitschig, und sie musste sich ducken, als der Gang immer niedriger wurde. Am Ende angekommen, streckte sie den Kopf durch die Öffnung.
Seitlich von ihr erklomm der Grendel gerade die Eisklippe, flink wie ein Gecko an einer Gipswand.
Schon war er über der Kante und verschwand eilig. Zweifelsohne befand er sich auf der Pirsch.
Amanda sah zu dem blauen Seil, das über die Klippe herabhing.
Sie starrte es an.
Es war ihre einzige Hoffnung.
Entschlossen rollte sie sich aus dem Gully und rappelte sich auf. Dann rannte sie zu der Klippe. Hoffentlich war das Seil immer noch fest. Zuletzt war es um seinen Brustkorb geschlungen gewesen, aber sie hatte ja keine Ahnung, in welchem Zustand sie den Geologen vorfinden würde.
Als sie die Klippe erreichte, legte sie vorsichtig ihre behandschuhten Finger um das Seil.
Bitte, Gott …!
Sie zog. Das Seil schien zu halten. Sie lehnte sich zurück und prüfte die Belastbarkeit. Es hielt immer noch.
Tränen traten ihr in die Augen, während sie Hand über Hand, die Steigeisen tief ins Eis gegraben, die Klippe erklomm. Angst beflügelte ihre Muskeln. Müdigkeit war keine Option. So krallte und stieß sie sich bis zur Kante hinauf.
Dort angekommen, hievte sie sich hinüber und landete direkt neben dem übel zugerichteten Körper von Connor MacFerran. Seine Helmlampe leuchtete zur Decke – ein Signalfeuer im dunklen Tunnel.
Amanda drehte sich weg und versuchte, den geplünderten Leichnam nicht allzu genau zu betrachten. Wie bei Lacy war auch sein Bauch ausgeweidet. Eine Blutlache umgab den Körper, ein gefrorener roter Fleck auf dem Eis. Nur dank der unerbittlichen Kälte hatte Amanda den Aufstieg geschafft, denn während der Stunde, die sie unten in der Höhle verbracht hatte, waren die Überreste von Connors Körper am Eis festgefroren und so zu einem blutigen Anker für ihre Flucht geworden.
Die Hand vor den Mund gepresst, bat sie Gott im Stillen um Vergebung, bückte sich und machte den Helm des Geologen los. Sie brauchte sein Licht. Während sie am Kinnriemen herumnestelte, konnte sie den Blick nicht von Connor abwenden. Sein linkes Auge und seine Nase waren von einer Klaue weggerissen worden. Direkt über dem Schlüsselbein klaffte ein Loch, dort, wo die Kehle gewesen war, und in seinem Bart klebte gefrorenes Blut.
Endlich war der Helm frei. Amanda schluchzte laut.
Aber schließlich erhob sie sich und probierte den Helm auf. Natürlich war er zu groß und saß schief auf ihrem Kopf, aber sie verknotete den Kinnriemen, bis er einigermaßen fest war. In dem langen Tunnel war keine Spur von dem Grendel mehr zu sehen.
Als sie sich schon abwenden wollte, glitzerte plötzlich etwas in ihrem Augenwinkel. Rasch drehte sie sich wieder um. Auf dem Boden lag ein kleiner Eispickel. Connor hatte ihn am Gürtel getragen. Wahrscheinlich hatte er sich damit zu verteidigen versucht.
Eilig hob Amanda den Eispickel auf. Obwohl er nur so klein war, empfand sie doch eine gewisse Erleichterung, ihn bei sich zu haben.
Dann wandte sie sich wieder dem Tunnel zu und wappnete sich für den schrecklichen Weg, der vor ihr lag. Aber während ihre Finger noch den Stiel des Eispickels betasteten, tauchte eine andere Erinnerung in ihr auf. Als sie Connor davor gewarnt hatte, allein auf die Suche nach Lacy zu gehen, hatte er ihre Sorge als unbegründet abgetan. Alle seien zu beschäftigt, hatte er gemeint. Aber dann hatte er noch etwas gesagt und dieser Satz kam ihr jetzt ins Gedächtnis zurück.
Ich hab aber ein Walkie Talkie dabei.
Amanda fuhr herum.
Noch einmal kniete sie sich neben Connors Leiche, durchsuchte seine zerrissene Daunenweste, aus der Federn und Füllstoff herausquollen, und fand schließlich das kleine Funkgerät.
Noch auf den Knien, drehte sie den Schalter. Ein kleines rotes Batterielicht glühte auf und sie presste das WalkieTalkie an die Lippen. »Hier ist Amanda Reynolds.« Sie versuchte, ihre Stimme zu dämpfen, zu flüstern, aber sie fürchtete auch, dass niemand sie hören würde, wenn sie nicht laut genug sprach. »Wenn jemand mich hören kann – ich sitze im Kriechkeller fest. Ein großes Raubtier lauert in den Tunneln, es hat Lacy Devlin und Connor MacFerran getötet. Jetzt läuft es frei herum, ich weiß nicht genau, wo. Ich werde versuchen,

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