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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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seine Kapitänsstreifen kosten konnte, selbst im Erfolgsfall. Aber das war ihm gleich. Er konnte Richtig von Falsch unterscheiden, blinden Gehorsam von Verantwortung. Doch es nagte noch eine weitere Frage an ihm: Kannte er auch den Unterschied zwischen Tapferkeit und Dummheit?
    Unterwegs zur Omega war er hundertmal kurz davor gewesen, die Polar Sentinel umkehren zu lassen und den Befehl zu geben, sich stattdessen in die Sicherheit der fernen Küste von Alaska zurückzuziehen. Aber er hatte es nicht getan. Stattdessen sah er zu, wie die Entfernung zu ihrem Ziel immer geringer wurde. Ob andere Captains in der Vergangenheit wohl auch von solchen Zweifeln geplagt worden waren? Noch nie hatte er sich so ungeeignet für seinen Job gefühlt.
    Aber es gab sonst niemanden, der ihn hätte machen können.
»Captain«, flüsterte sein Wachführer. Die Polar Sentinel hatte eine akustische Isolierung und Antiortungsbeschichtung, trotzdem wagte niemand laut zu sprechen, aus Angst, der im Wasser lauernde Drachen könnte sie hören. »Position bestätigt. Die Drakon ist bereits bei Omega aufgetaucht.«
Perry ging zu dem Mann hinüber und kontrollierte ihre Entfernung zur Omega. Immer noch fünf Seemeilen. »Wie lange sind sie schon dort?«
Der Wachführer schüttelte den Kopf. Bis jetzt waren die Details noch zu bruchstückhaft. Solange das Sonar passiv bleiben musste, war der genaue Aufenthaltsort der Drakon nicht feststellbar. Wenigstens hatten sie das andere U-Boot gefunden. Doch das schränkte ihr eigenes Zeitfenster ziemlich ein. Bestimmt waren die Russen bereits dabei, die Station zu evakuieren. Der aufgefangenen UQC-Kommunikation zufolge würde der Kapitän der Drakon die Basis sprengen, sobald sein U-Boot wieder tauchte. Er würde sicher nicht riskieren, dass die Brandbomben sein Schiff beschädigten.
Aber in welchem Zeitrahmen würde sich das alles abspielen?
Perrys Tauchoffizier, Lieutenant Liang, trat zu ihm. Sein Gesicht wirkte angespannt und besorgt. »Sir, ich bin mit der Steuercrew das vorgeschlagene Szenario durchgegangen. Wir haben mehrere Optionen in Erwägung gezogen.«
»Und wie viel Zeit wird das Manöver schätzungsweise in Anspruch nehmen?«
»Ich kann uns in weniger als drei Minuten in die gewünschte Stellung bringen, aber wir brauchen noch mal zwei, um gefahrlos aufzutauchen.«
»Fünf Minuten also …« Und wir sind noch nicht mal dort.
Perry warf einen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige. Zweiundvierzig Knoten. Das war mörderisch für ein lautlos fahrendes U-Boot, aber genau darin bestand ja der Vorteil der Sentinel. Sie wagten es nicht, das Tempo noch mehr zu forcieren, denn wenn die Drakon die Kavitation ihrer Schrauben oder sonst ein Zeichen ihrer Annäherung bemerkte, waren sie verloren.
Im Kopf überschlug Perry, wie lange es dauern würde, Omega zu erreichen, Position einzunehmen, das Rettungsmanöver durchzuführen … und zu fliehen. Sie hatten nicht genügend Zeit. Er starrte seinen Wachführer an. Wenn die Drakon nur nicht schon an Ort und Stelle wäre, wenn die Russen nur nicht schon mit der Evakuierung begonnen hätten …
Liang stand schweigend neben ihm. Auch er wusste es. Alle wussten es. Einmal mehr spürte Perry den Impuls, umzukehren. Sie hatten sich bemüht, aber es war hoffnungslos. Die Russen hatten sie geschlagen.
Doch dann stellte er sich Amandas Lächeln vor, die Lachfältchen in ihren Augenwinkeln, wie sich ihre Lippen unter seinen öffneten, sanft und weich …
»Chief«, sagte er schließlich, »wir müssen die Drakon aufhalten.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich möchte, dass sie das aktive Sonar einsetzen.«
»Sir?«
Perry wandte sich an seine Männer. »Wir müssen die Drakon wissen lassen, dass jemand in der Nähe ist und sie beobachtet.« Während er seinen Plan formulierte, begann er wieder auf und ab zu gehen. »Sie gehen davon aus, dass wir längst weg sind; dass niemand mit ansieht, was hier geschieht. Wenn wir das aktive Sonar einsetzen, ist der Kapitän gezwungen, sich mit seinem Kommandanten zu beraten und noch ein bisschen zu warten. Vielleicht bringt uns das die Zeit, die wir brauchen.«
»Aber dann sind sie in Alarmbereitschaft und spitzen die Ohren«, wandte Liang ein. »Schon jetzt hätten wir Schwierigkeiten, uns unter ihrer Nase vorbeizuschleichen und das geplante Rettungsmanöver durchzuführen.«
»Das ist mir bewusst. Aber wir sind schließlich nach Norden geschickt worden, um die Polar Sentinel auf Herz und Nieren zu prüfen. Um ihre Fähigkeiten hinsichtlich

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