Mission Arktis
großen Eistunnel. Fast wären erst Kowalski und dann Bane auf ihr gelandet. Schnell rollte sie sich aus dem Weg, stand auf und rieb sich die Hände. Sie sah sich um. Wie tief waren sie in die Eisinsel vorgedrungen?
Tom stand an einer Wand und fuhr mit dem Finger über eine grüne Raute, die auf die Wand gemalt war. »Ich glaube, ich weiß, wo wir sind … aber …« Er richtete die Taschenlampe auf den Boden. Jemand hatte rote Farbe verschüttet.
Mit noch immer gesträubtem Nackenfell schnupperte Bane an der Pfütze herum.
Jenny stand auf. Das war keine Farbe … das war Blut.
Und noch ganz frisch.
Kowalski schüttelte den Kopf. »Wir hätten die verdammte Driftstation niemals verlassen sollen.«
Keiner widersprach ihm.
14:53 Uhr
Vor der Driftstation Omega
Master Sergeant Ted Kanter lag halb vergraben in einer Schneewehe, bekleidet mit einem polarweißen Sturmanzug, der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Durch sein Infrarotfernglas starrte er hinüber zu der amerikanischen Forschungsstation. Vor fünfzehn Minuten hatte er das russische U-Boot auftauchen sehen, dampfend mitten im Schneesturm.
Er lag nur etwa hundert Meter von der Station entfernt. Seine einzige Kommunikationsmöglichkeit mit der Außenwelt bestand in einer an seinem Ohr befestigten GeneralDynamicHörkapsel. Direkt am Kehlkopf trug er ein subvokales Mikro.
Er hatte den Befehl, in Alarmbereitschaft zu bleiben, sich aber nicht von der Stelle zu rühren.
So lauteten seine Anweisungen seit seiner Ankunft.
Etwa vierhundert Meter von ihm entfernt beherbergten zwei weiße Zelte den Rest der Vorhut des DeltaForceTeams. Nur Teds Partner lag ein paar Meter neben ihm ebenfalls in einer Schneeverwehung verborgen. Das Sechsmannteam war seit sechzehn Stunden hier stationiert; sie waren mitten in der Nacht eingeflogen und abgesetzt worden.
Sein Teamführer, Command Sergeant Major Wilson, für die Mission als Delta One designiert, befand sich mit dem Rest der Einsatztruppe am Rally Point Alpha, sechseinhalb Kilometer von hier. Ihre beiden Helikopter waren unter arktischer Camouflage versteckt, bis der Befehl zum Losschlagen gegeben wurde.
Aus seiner Position hatte Kanters Team heute Morgen aus nächster Nähe beobachtet, wie das russische U-Boot in der Morgendämmerung eingetroffen war, wie die Soldaten die Driftstation überrannt und requiriert hatten. Er hatte zugesehen, wie Männer getötet wurden, einer davon keine vierzig Meter von ihm entfernt. Aber er konnte nicht reagieren. Er hatte seine Befehle: beobachten, überwachen, registrieren.
Nicht handeln – jedenfalls noch nicht.
Der OperationsController hatte den Dauerbefehl gegeben, erst dann einzugreifen, wenn der Einsatzkode übermittelt wurde. Sowohl auf politischer als auch auf strategischer Ebene mussten die Angelegenheiten geordnet werden. Außerdem musste das Ziel der Mission, das den Spitznamen »Football« trug, noch gefunden und gesichert werden. Erst dann konnten sie loslegen. Bis zu diesem Augenblick befolgte Kanter einfach nur seine Order.
Vor fünfzehn Minuten hatte er beobachtet, wie die Russen das Boot verließen. Er hatte die Landmannschaft gezählt und die Anzahl zu der feindlichen Stärke addiert, die hier stationiert war. So wusste er, mit wie vielen Russen sie es zu tun hatten.
Jetzt kamen einige Männer zurück. Mit zusammengekniffenen Augen spähte Ted durch das Fernglas und begann wieder zu zählen, während die Männer zum U- Boot gingen und einer nach dem anderen in den Luken verschwanden. Seine Lippen wurden schmal.
Das Muster war eindeutig.
Er drückte mit einem Finger auf den Sender. »Delta One, bitte kommen.«
Die Antwort erfolgte umgehend, ein Flüstern in seinem Ohr. »Melden, Delta Four.«
»Sir, ich glaube, dass die Russen die Basis verlassen.« Kanter subtrahierte weiter, während noch mehr Männer über den nahen Packeishügel kletterten und sich zu dem U-Boot begaben.
»Verstanden. Wir haben neue Befehle, Delta Four.«
Kanter wartete gespannt.
»Der Controller hat den GoCode aktiviert. Machen Sie Ihre Männer bereit, auf meine Order auszuschwärmen.«
»Roger, Delta One.«
Kanter rollte ein Stück aus seinem Versteck zurück.
Jetzt begann also der wirkliche Kampf.
14:54 Uhr
USS Polar Sentinel
Perry wanderte auf der Brücke seines U-Bootes hin und her, das unter dem Eis entlangflog. Niemand sprach ein Wort. Die Crew kannte die Dringlichkeit wie die Risiken ihrer Mission. Der Plan war fast unmöglich auszuloten. Perry wusste, dass seine Entscheidung ihn
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