Mission Arktis
implodierenden U-Boot.«
Viktor fixierte die Lücken in der ordentlichen Reihe der Hefte. Für ihn bestand kein Zweifel, wer die drei Bände gestohlen hatte: Es musste die gleiche Person sein, die auch den Angriff auf die Drakon befohlen hatte, der Controller der Delta Force, der Anführer, der vorgeschickt worden war, um sich heimlich die Forschungsarbeit seines Vaters anzueignen und sie vor dem Eintreffen der Säuberungstruppe in Sicherheit zu bringen. Jetzt hielt er den Siegespreis in der Hand und hatte die Delta Forces mobilisiert.
»Admiral?«, murmelte der Leutnant fragend.
Viktor wandte sich ihm zu. »Niemand darf vom Schicksal der Drakon erfahren.«
»Admiral …?« Eine lange Pause entstand, in der der Admiral den jungen Mann mit seinen stahlgrauen Augen durchdringend musterte. Dann kam die gezwungene Antwort: »Jawohl, Admiral.«
»Wir werden diese Station halten, Leutnant. Wir werden die Amerikaner finden, die uns zuvorgekommen sind.« Wieder ballte er die Faust. »Wir werden diese Mission erfolgreich zu Ende bringen.«
»Jawohl, Admiral.«
»Ich habe neue Befehle, die Sie an die Männer weitergeben können.«
Der Leutnant stellte sich aufrechter, bereit, seine neue Aufgabe zu erfüllen. Das PolarisGerät war ausgepackt und auf dem Boden von Ebene fünf festgeschraubt worden. Inzwischen war die gesamte Crew über die Mission informiert: Sie sollten die Forschungsarbeit der Eisstation sichern und dann alle Spuren der Basis ausradieren. Und obgleich die Mannschaft wusste, dass es sich bei dem Gerät auf Ebene fünf um eine Art Bombe handelte – sie hielten es für einen nuklearen Brandsatz der Z- Klasse –, kannte doch niemand seinen wahren Verwendungszweck.
Der Leutnant erbleichte, als Viktor ihm den Kode gab, mit dem er die Polaris scharf machen sollte. »Wir werden nicht zulassen, dass die Amerikaner stehlen, was uns zusteht«, beendete er seine Anweisungen. »Selbst wenn wir dafür alle unser Leben lassen müssen.«
»Jawohl, Admiral … nein, Admiral«, stammelte der junge Mann. »Meine Männer werden die Amerikaner finden, Admiral.«
»Enttäuschen Sie mich nicht, Leutnant. Wegtreten!«
Der Leutnant machte auf dem Absatz kehrt und sah zu, dass er wegkam. Nichts motivierte eine Truppe so wie eine Todesdrohung. Die Amerikaner würden gefunden werden, der Schatz zurückerobert, und wenn nicht, dann würde keiner die Basis lebend verlassen – weder die Amerikaner noch die Russen – und auch Viktor selbst nicht.
Während er den sich immer weiter entfernenden Schritten des Leutnants lauschte, kontrollierte er seinen Handgelenkmonitor. Der Polarisstern leuchtete und zeigte damit seinen Kontakt zu den fünf unter dem Eis verteilten Titankugeln an. Der zentrale Auslöser war noch dunkel.
Viktor wartete.
Eigentlich hatte er gehofft, mit der Forschung seines Vaters in Händen nach Russland zurückzukehren und seinen Familiennamen reinzuwaschen, ehe er die Polaris zur Detonation brachte. Aber nun hatte sich die Situation verändert.
Viktor war innerhalb der militärischen Ränge bis zum Admiral der Nordflotte aufgestiegen, weil er die Fähigkeit besaß, seine Strategien den jeweiligen Umständen anzupassen und dabei immer das größere Ganze im Auge zu behalten. Das tat er auch jetzt, während er auf das winzige herzförmige Symbol in der unteren Ecke des Handgelenkmonitors starrte und in eine andere Zeit zurückglitt.
Er war achtzehn Jahre alt gewesen und hatte voller Stolz seine Wohnung betreten, in der Hand die Zulassungspapiere für die russische Marineakademie. Zuerst hatte er den Urin gerochen. Dann hatte die durch die offene Tür strömende Zugluft den Körper seiner Mutter an ihrem gebrochenen Hals zum Schwingen gebracht. Er war zu ihr gestürzt, die Papiere waren zu Boden geflattert und unter den baumelnden Fersen seiner Mutter liegen geblieben.
Er schloss die Augen. In seinen Gedanken schloss sich der Kreis – von der Leiche seiner Mutter zur Gruft seines Vaters.
Von einem Tod zum anderen.
Nun war es an der Zeit, den Kreis zu vollenden.
Rache lastete weit schwerer auf seinem Herzen als Ehre.
Das war das größere Ganze.
Er öffnete die Augen wieder und sah, dass der Monitor sich verändert hatte – eine kleine, aber äußerst wichtige Veränderung. Die fünf Spitzen des Sterns blitzten noch immer reihum auf dem Zifferblatt, und das kleine rote Herzsymbol blinkte mit jedem Pulsschlag in seinem Handgelenk. Aber jetzt erleuchtete ein neuer Schein den Monitor, ein purpurroter Diamant in der Mitte des
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