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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schlaff. Wiederholt stieß er gegen das Glas und gegen das schwarze Gitter. Als das Wasser endlich ganz abgeflossen war, blieb er zusammengesunken auf dem Boden des Tanks liegen, leblos wie ein an Land gespülter Bewohner der Tiefsee.
Mit einem leisen, feuchten plopp löste sich die Verschlusssicherung der Glasfront. Die gesamte Vorderseite des Tanks öffnete sich wie eine Tür, und von innen wurde Pressluft herausgeblasen, die einen leichten Ammoniakgeruch verbreitete.
Lausewitsch klappte die Tür für den Admiral ganz auf.
Wie in Trance trat Viktor vor, fiel neben dem nackten Jungen auf die Knie und berührte seinen Arm, der halb aus der Tür hing.
Er war warm, erhitzt von dem blubbernden Wasser. Aber sonst gab es keinerlei Anzeichen von Leben.
Viktors Hand glitt vom Handgelenk zu den kleinen Fingern des Jungen. Mit purer Willenskraft versuchte er ihn ins Leben zurückzuholen. Was für Geschichten konnte der Junge erzählen? Hatte er Viktors Vater gekannt? Wusste er, was hier geschehen war? Warum es in der Basis auf einmal totenstill geworden war?
Es waren die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs gewesen. Die Deutschen marschierten in Russland ein und belagerten eine Stadt nach der anderen. Zur gleichen Zeit verspäteten sich die Berichte aus der abgelegenen Forschungsstation in der Arktis immer mehr … zuerst um einen Monat, dann um zwei. Aber da der Krieg zu Hause immer schlimmer wurde, hatte niemand Zeit, Nachforschungen anzustellen. Die Kommunikation war noch nicht weit entwickelt, und Reisen in die Gegend waren so schwierig, dass es keine Ressourcen gab, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Ein weiteres Jahr verstrich. Bomben fielen auf Nagasaki und Hiroshima. Atomwaffen galten als großartige technologische Errungenschaft und jeder wollte sie haben. Auf einmal waren die Eisstation Grendel und ihr Forschungsprojekt veraltet, es lohnten sich weder die Kosten noch die Arbeitskräfte, um ihr Schicksal zu untersuchen. Wer wusste, wohin die Strömung sie inzwischen getragen hatte? Womöglich war die Eisinsel, die sie beherbergte, längst zerschellt und versunken – bei solchen schwimmenden Riesen durchaus keine Seltenheit.
So gingen die Jahre ins Land.
Der letzte Bericht von Viktors Vater, mit seinen wilden Behauptungen, er habe die Grenze zwischen Leben und Tod überwunden, wurde als maßlos übertriebenes Gefasel abgetan und auf die Regale verbannt. Der einzige Beweis war angeblich in seinen wissenschaftlichen Aufzeichnungen zu finden, die mit der Basis und dem Hauptforscher untergegangen waren.
Das Geheimnis von Leben und Tod.
Viktor starrte in das schlaffe Gesicht des Jungen, das im Schlaf so friedlich wirkte. Die Lippen bläulich, das Gesicht grau und nass. Viktor wischte es mit einer Hand trocken.
Dann plötzlich gruben sich kleine Finger in seine andere Handfläche, härter und stärker, als Viktor es sich je hätte träumen lassen.
Er schnappte hörbar nach Luft, als der Körper des Jungen sich in dem Tank plötzlich zusammenzog. Das Kind trat mit den Beinen um sich, warf den Kopf zurück und krümmte den Rücken nach oben.
Wasser lief aus dem geöffneten Mund und versickerte durch das Gitter.
»Helft mir, ihn da rauszukriegen!«, brüllte Viktor und zog den Jungen zu sich.
Leutnant Lausewitsch zwängte sich neben ihn und packte die wild ausschlagenden Beine, wobei er sich einen kräftigen Tritt gegen die Schläfe einhandelte.
Gemeinsam schleiften sie den Jungen hinaus in die Halle. Sein Körper zuckte und zappelte. Viktor nahm seinen Kopf, damit er nicht auf den harten Boden schlug. Die Augen des Jungen zuckten unter den Lidern.
»Er lebt!«, rief einer der anderen Soldaten und trat einen Schritt zurück.
Er ist nicht lebendig, aber auch nicht tot , korrigierte ihn Viktor im Stillen, sondern irgendwo dazwischen.
Die Krämpfe gingen weiter, die Haut des Jungen wurde heiß und Schweiß brach aus allen Poren. Viktor wusste, dass bei einem heftigen oder besonders langen Anfall eine der Hauptgefahren für Epileptiker in einer Hyperthermie bestand – dem Ansteigen der Körpertemperatur aufgrund der starken Muskelkontraktionen –, die zu Gehirnschädigungen führte. Starb der Junge oder kämpfte sein Körper darum, sich seine Lebenswärme zurückzuholen, indem er die letzten Spuren der Kälte vertrieb?
Langsam verebbten die Krämpfe und machten einem heftigen Zittern Platz. Viktor hielt den Jungen fest, so gut er konnte. Dann wölbte sich plötzlich die Brust des Kindes und dehnte sich, als wollte etwas aus

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