Mission Arktis
die Überflutung.
Craig spähte durch den Spalt, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.
»Was ist das denn hier?«, fragte Amanda, die gerade in den Raum gesprungen und in der Hocke gelandet war. Sie stand auf und betrachtete verwundert die gigantische Maschinerie.
Craig wandte sich ihr zu, damit sie seine Lippen lesen konnte. »Laut Lageplan ist es der Kontrollraum für das Flut- und Sicherheitstor der Station.« Er deutete auf die Vertiefungen in den Messingwänden. »Von hier konnte man das Tor heben oder senken, wenn ein russisches U- Boot in der Seehöhle darunter anlegte.«
Inzwischen waren auch die anderen – Dr. Ogden und seine drei Studenten – in der Kammer angekommen. Nervös blickten sie um sich.
»Sind wir hier in Sicherheit?«, fragte Magdalene.
»Jedenfalls sicherer als vorher«, antwortete Craig. »Wir mussten raus aus den Servicegängen. Garantiert wird es dort bald von Russen wimmeln, die uns ausräuchern wollen. Da verstecken wir uns lieber hier. Der Raum ist vom Hauptkomplex gut isoliert, und es besteht die Chance, dass die Russen gar nichts von ihm wissen.«
Craig ging zu der einzigen Tür, die gegenüber vom Fluttor lag. Auch hier gab es ein kleines Fenster. Dahinter konnte er den schmalen Gang sehen, der zurück zur Station führte. Er war fast bis zur Decke überflutet und vereist – aus dieser Richtung würde jedenfalls kein Russe kommen.
Amanda beugte sich zu ihm, um nichts von seiner Antwort zu verpassen. »Was ist mit Matt und der NavyCrew?«
Craig biss sich auf die Lippen. Es fiel ihm schwer, ihr in die Augen zu sehen. »Ich weiß es nicht. Sie müssen sich jetzt wohl um sich selbst kümmern.«
Als er vorhin im Elektroraum Wache gehalten hatte, war er Zeuge gewesen, wie Washburn ausgerutscht und gefallen war und damit die beiden russischen Wachen alarmiert hatte. Der darauf folgende Schusswechsel hatte ihn in die Flucht getrieben, zurück zur Gruppe der Zivilisten. Bestimmt waren Matt und die anderen tot oder gefangen. Und in beiden Fällen konnte er es nicht riskieren, in der Nähe zu bleiben. Deshalb hatte er die anderen hierher geführt – lieber nach unten als nach oben. Der Kontrollraum schien ihm das perfekte Versteck zu sein.
Nun traten auch Dr. Ogden und seine Studenten zu ihnen, vorsichtig, um auf dem eisigen Boden nicht auszurutschen. »Sollen wir uns jetzt einfach hier verstecken und warten, bis die Russen wieder verschwinden?«, fragte der Biologe.
Craig schob eine Holzkiste mit leeren Wodkaflaschen beiseite. Die letzten Überlebenden der Eisstation hatten anscheinend noch eine deftige Party gefeiert. Die Flaschen klirrten laut. »Inzwischen muss draußen irgendjemand erfahren haben, was hier vorgeht. Garantiert ist schon Hilfe unterwegs. Wir brauchen nur noch zu überleben, bis sie eintrifft.«
Amanda starrte ihn durchdringend an. Craig spürte ihre Wut. Sie hatte vorhin nicht fliehen wollen, ohne Genaueres über das Schicksal von Matt und der NavyCrew zu wissen, war jedoch von den anderen überstimmt worden.
Craig wandte den Blick ab, unfähig, ihrer stummen Anklage die Stirn zu bieten. Er brauchte etwas, womit er seine Gedanken beschäftigen konnte, etwas, was sie alle von ihrer momentanen Situation ablenkte. Also griff er in seine Jacke und holte eins der drei Hefte heraus, die er aus dem Forschungslabor hatte mitgehen lassen. Hier war ein Rätsel, das ihnen die Zeit vertreiben würde. Vielleicht hatte einer von den Wissenschaftlern sogar einen Tipp auf Lager, wie man es lösen konnte.
Als Amanda das Buch erkannte, wurden ihre Augen groß. »Haben Sie das gestohlen?«
»Ich hab den ersten und die beiden letzten Bände mitgenommen«, erwiderte Craig achselzuckend. Er holte auch die beiden anderen Bücher aus der Jacke, gab eines davon Amanda und das andere Ogden. »Ich hab gedacht, das sind sicher die besten. Der Anfang und das Ende. Wen interessiert schon die Mitte?«
Amanda und Dr. Ogden schlugen ihr jeweiliges Heft auf. Die Studenten lugten ihrem Professor über die Schulter.
»Da steht ja bloß Quatsch«, stellte Zane, der jüngste der Studenten, mit verkniffenem Gesicht fest.
»Nein, das ist ein Kode«, widersprach Amanda, während sie die Seiten überflog.
Craig klappte den dritten Band auf, der auf seinem Schoß lag, und starrte auf die erste Zeile.
»Aber was ist das für eine Schrift?«, fragte Craig. »Ganz sicher kein Kyrillisch.«
Amanda klappte ihren Band wieder zu. »So sehen alle diese Aufzeichnungen aus. Es wäre wahrscheinlich ein ganzes
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