Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
ihn weiter, immer wieder stolpernd, weil er es eilig hatte, seinen Vorgesetzten aber nicht drängen wollte. »Ich bin nicht sicher, was das alles zu bedeuten hat, deshalb dachten wir, Sie sollten es sich selbst ansehen.«
    Viktor winkte den Mann weiter. »Nun zeigen Sie es mir schon!«
Die kreisförmige Halle folgte der Außenwand dieser Ebene, und sie hatten fast die Hälfte hinter sich gebracht, als Viktor von vorn Gelächter hörte. Als sie um die Kurve kamen, entdeckten sie ein Grüppchen von fünf Soldaten. Sie waren es, die gelacht hatten, und einer von ihnen rauchte sogar.
Sobald sie den Admiral sahen, rissen sich die Männer allerdings am Riemen und nahmen Haltung an. Auch die Zigarette wurde hastig ausgetreten.
Die Gruppe teilte sich, um den Admiral durchzulassen. Sie standen um einen Tank herum, der anders als die anderen, mit Reif überzogenen Behälter von innen heraus glühte. Der Reifbelag war geschmolzen, Tropfen rannen über die Glasfront.
Viktor trat näher. Er spürte die Wärme, die von der Oberfläche des Tanks ausging. Dahinter hörte man einen kleinen Motor tuckern und brummen und gelegentlich ein leises Gurgeln.
»Wir wussten nicht, was wir tun sollen«, erklärte Lausewitsch und fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen Haare.
In dem Tank hatte sich das ehemals festgefrorene Eis inzwischen in ein warmes Wasserbad verwandelt, das leise blubberte. Ein dreilagiges Heizgitter bedeckte die gesamte hintere Hälfte der Kammer. Die äußeren Schichten glühten rötlich, die tieferen etwas stärker und heller.
»Warum hat man mir nicht schon früher Bescheid gesagt?«, fragte Viktor.
»Wir dachten, es wäre ein Trick der Amerikaner, um uns abzulenken«, antwortete einer der Soldaten. »Der Tank liegt gleich neben dem Gang, durch den sie geflohen sind.« Er deutete auf eine Luke ganz in der Nähe. Durch die Öffnung wehte immer noch ein Rest Rauch von der Brandgranate.
»Wir waren nicht sicher, ob es überhaupt wichtig ist«, fügte Lausewitsch hinzu.
Nicht wichtig? Das hier? Viktor starrte den Tank an. Er konnte die Augen nicht davon abwenden.
In dem blubbernden Wasser schwamm ein kleiner Junge, mit geschlossenen Augen, als würde er schlafen. Sein Gesicht wirkte so friedvoll, so glatt, die Haut oliv, eingerahmt von einem Heiligenschein aus schulterlangen, schwarzen Haaren. Die Glieder waren ausgestreckt und trieben neben ihm, engelsgleich und vollkommen.
Dann zuckte plötzlich sein linker Arm, als würde er von einem unsichtbaren Marionettenspieler gezogen.
Der junge Leutnant deutete darauf. »Das passiert jetzt schon seit ein paar Minuten. Anfangs hat sich nur ein Finger bewegt.«
Auf einmal schlug das Bein des Jungen aus und krampfte sich zusammen.
Viktor trat noch näher. War es möglich, dass der Junge noch lebte? Ihm fielen die fehlenden Aufzeichnungen ein. Das war seine Mission hier. Die Notizen seines Vaters zu holen. Zu sehen, ob der letzte Bericht seines Vaters der Wahrheit entsprach. Viktor hatte ihn selbst gelesen und im Kopf dabei die Stimme seines Vaters gehört, als spräche er direkt zu ihm, seinem Sohn.
Er erinnerte sich an den letzten Satz: Heute haben wir den Tod besiegt.
Er beobachtete den Jungen. Konnte es wahr sein? Wenn ja, spielten die gestohlenen Aufzeichnungen keine Rolle, denn dann war hier der Beweis für den Erfolg seines Vaters. Viktor warf den neben ihm stehenden Soldaten einen Blick zu. Er hatte Augenzeugen. Obgleich das genaue Verfahren noch in den kodierten Notizen seines Vaters verschlossen blieb, war dieser Junge ein Beweis, ein lebendiger Beweis.
»Kann man den Tank öffnen?«, fragte Viktor.
Leutnant zur See Lausewitsch deutete auf einen großen Hebel außen am Tank. Er war oben eingerastet, daneben stand auf Russisch: ZU. Auf dem unteren Ende des Hebelschlitzes jedoch stand in kyrillischen Buchstaben: AUF.
Viktor nickte dem Leutnant zu.
Der junge Mann trat vor, packte den Hebel mit beiden Händen und zog. Einen Augenblick widerstand der Hebel seinen Bemühungen, doch dann sprang er mit einem lauten Knacken aus der Raste. Mit ein wenig Schulterkraft beförderte Lausewitsch ihn nach unten und ließ ihn dort einrasten.
Augenblicklich hörte man Wasser rauschen, ähnlich wie die Spülung einer Toilette. Von dort, wo er stand, konnte Viktor sehen, wie sich der Gitterboden des Tanks öffnete. Das Wasser gluckerte durch einen Abfluss davon.
Im Sog des ablaufenden Wassers drehte sich der Körper des Jungen und die Arme wurden nach außen getragen. Er schien knochenlos,

Weitere Kostenlose Bücher