Mission Arktis
zwei Männer lesen. Sie drehte sich zu Lieutenant Sewell um. Er kümmerte sich um seine Männer, die für die Verteidigung der Basis zuständig waren, bis das DeltaTeam zurückkehrte, das vollständig an dieser letzten Mission teilnahm.
»Commander Sewell«, sagte sie. »Könnten Sie mir freundlicherweise Ihr Fernglas leihen?«
Er runzelte die Stirn, nahm aber den Feldstecher aus der Tasche seines Parkas und reichte ihn ihr.
Amanda konzentrierte sich auf Craig und Delta One, die unter einem der Laternenpfosten berieten.
»Ist hier alles bereit?«, fragte Craig.
Ein kurzes Nicken. Amanda sah die Anspannung in den Augenwinkeln von Delta One. Und sie las von seinen Lippen ab, was er sagte. »Alles ist bereit. Man wird den Russen die Schuld geben.«
In diesem Moment trat jemand neben sie. Erschrocken drehte sie sich um. Es war John Aratuk.
»Was sehen Sie sich da an?«, fragte er.
Amanda wollte gerade antworten und ihm von ihrer Angst und ihrem Misstrauen erzählen. Doch dann spürte sie plötzlich etwas – etwas, was sie kannte.
Nein … das war doch nicht möglich!
Auf ihrem Arm vibrierten die Härchen. Dazu kam das typische Kribbeln hinter ihren Ohren. Jetzt klang es für sie wie Alarmglocken.
Konnten die Grendel bis hierher vorgedrungen sein?
»Was ist los?«, fragte John, der ihre Panik fühlte.
Sie rieb sich die kribbelnden Haare auf ihren Armen. »Sonar …«
19:31 Uhr
Eisstation Grendel
Matt hielt die Hand des Jungen und folgte ihm den Gang hinunter, durch den Gefängnistrakt und in den äußeren kreisförmigen Korridor.
»Malinnga!«, wiederholte der Junge. Folge mir!
Hinter Matt schritt der russische Admiral, begleitet von zwei bewaffneten Wachen. Keine gute Ausgangslage für eine schnelle Flucht. Außerdem fürchtete Matt um die Sicherheit des kleinen Maki. Er würde den Jungen nicht im Stich lassen.
Als sie an den Zellen vorbeikamen, warfen seine Mitgefangenen ihm fragende Blicke zu. Dr. Ogden betrachtete den Jungen, und Matt sah den Schock und die Überraschung auf seinem Gesicht.
Matt umfasste die winzigen Finger, die warm in seiner Hand lagen. Kaum vorstellbar, dass dieses Kind vor wenigen Stunden noch komplett eingefroren gewesen war. Er dachte an seinen eigenen Sohn, an Tyler, wie er mit ihm Hand in Hand gegangen war. Beide Jungen waren im Eis gestorben, aber Maki war zurückgekehrt.
Als sie zu der gewölbten Wand mit den Tanks kamen, starrte der Junge die verschwommenen Gestalten an. Wusste er, wer sie waren? Ruhten womöglich auch seine Eltern in einem dieser Tanks?
Maki steckte den Daumen in den Mund, und seine Augen wurden groß und rund. Offensichtlich war ihm der Anblick unbehaglich und er eilte weiter.
Hinter ihnen fragte Petkow: »Weiß er überhaupt, wo er hingeht?«
Matt übersetzte die Frage in Inuktitut.
»Ii«, antwortete Maki, ohne den Daumen aus dem Mund zu nehmen, und nickte.
Am Ende der Halle kamen sie an eine Wand. Sie hatten die Ebene umrundet. Aber es ging nicht mehr weiter. Es gab keine Tür.
Der Junge ging bis ans Ende des Ganges. Rechts der letzte Tank. Die Wand vor ihnen schien nahtlos und solide, aber die kleinen Finger des Jungen fanden eine versteckte Bedienplatte. Sie schwang nach innen und gab ein dreißig Zentimeter weites Kontrollrad aus Messing frei.
Maki schob die Platte vor und zurück. Dazu sagte er etwas auf Inuktitut, was Matt für Petkow übersetzte: »Er sagt, dahinter ist Ihr Geheimzimmer.«
Sanft schob der Admiral den Arm des Jungen weg und starrte das Messingrad an. Dann trat er zurück und winkte Matt. »Öffnen Sie es.«
Matt beugte sich in den Spalt und packte das Rad. Aber es war festgefroren und rührte sich nicht. »Ich brauche ein Brecheisen«, keuchte er.
Aber der Junge griff unter das Rad, legte einen Schalter um, und sofort drehte sich das Rad in Matts Händen, gut geölt, gut erhalten.
Als der Mechanismus wieder zum Stillstand kam, sprangen mit einem leisen Zischen mehrere Riegel auf und ein Teil der Wand öffnete sich. Eine Geheimtür.
Mit vorgehaltener Waffe führte einer der Wachsoldaten Matt ein Stück zurück, während der andere vortrat und die Tür vollends aufzog.
Kälte quoll aus der Öffnung wie aus einem Kühlschrank. Flackernd sprangen Lichter an, und jetzt sah man, dass es sich tatsächlich um einen Kühlraum handelte. Ähnlich wie die Servicekammern war auch dieser Raum direkt ins Eis gehauen. Doch dies war kein Wartungskabuff, sondern ein dem blauen Eis abgerungenes Labor.
An drei Wänden hatte man Werkbänke aus dem
Weitere Kostenlose Bücher