Mission Arktis
nicht alles offenbart.
Seine Wissenschaftler hatten eine Substanz aus den Hautdrüsen der Grendel isoliert, ein Hormon, das die Fähigkeit kontrollierte, auf Zeit die Lebensfunktionen außer Kraft zu setzen. Anscheinend reagierten diese Drüsen darauf, dass sich Eis auf der Haut bildete, und setzten dann einen Hormonstoß frei, der die Kryokonservierung auslöste.
Doch alle Versuche, das Hormon Testtieren einzuimpfen, schlugen fehl. Nach dem Einfrieren gab es keine erfolgreiche Wiederbelebung.
Craig rezitierte weiter, bei einigen Wörtern zögernd: »›Dann machte ich einen intuitiven Gedankensprung. Ein … ein Kofaktor, der das Hormon aktivierte. Das führte zu der ersten erfolgreichen Reanimation und zu dem erhofften Durchbruch.‹«
Das Versuchsopfer war ein sechzehnjähriges InuitMädchen. Es lebte nicht lange, sondern starb schon nach wenigen Minuten unter furchtbaren Krämpfen. Für Dr. Petkow jedoch war es ein Fortschritt.
Jenny wurde blass, als sie das hörte. Amanda konnte verstehen, warum. Schließlich waren es Jennys eigene Leute, die man für diese grausamen Experimente benutzt hatte.
Den Daten zufolge hatte Dr. Petkow weitere drei Jahre damit verbracht, seine Technik zu verfeinern, und dabei einige weitere Versuchspersonen verschlissen. Craig und Jenny überflogen diese Teile, bei denen es sich zumeist um untergeordnete Forschungsprojekte über Beruhigungsund Schlafmittel handelte. Schlafrezepte, die für den Hauptzweig der Forschung scheinbar nichts brachten.
Doch kurz vor dem Ende fand Craig, wonach er gesucht hatte. Wladimir stieß endlich auf die richtige Kombination. »Eine unmögliche Mischung, eher ein Zufallsprodukt als eine wissenschaftliche Erkenntnis, schwer nachzuvollziehen.« Aber er hatte es geschafft und eine Portion des endgültigen Serums synthetisiert.
Dann endeten die Aufzeichnungen abrupt. Was aus den Proben geworden war und wie die Station ihr Ende gefunden hatte, blieb weiterhin ein Rätsel.
Jenny klappte das letzte Buch zu. »Das ist alles.«
»Aber es muss doch noch mehr geben«, sagte Craig und nahm das Buch wieder an sich.
Amanda, die Erfahrung mit Wissenschaftlern hatte, meinte: »Sieht aus, als wäre Dr. Petkow immer paranoider geworden, je größer sein Erfolg war. Vermutlich hat er seine Entdeckung aufgeteilt – hier die Notizen, dort die Proben.«
Craig verzog das Gesicht.
Delta One richtete sich auf. »Sir, wie lauten Ihre Befehle?«
»Wir müssen zurück«, murmelte Craig. »Uns liegt hier nur die Hälfte des Puzzles vor. Ich habe die Notizen, aber die Russen haben die Kontrollproben. An die müssen wir unbedingt rankommen, ehe Admiral Petkow sie zerstört.«
»Wir sind bereit zum Ausrücken, sobald Sie die Order geben«, erwiderte Delta One barsch.
»Bringen wir’s hinter uns«, sagte Craig. »Wir dürfen den Russen nicht die Zeit lassen, die Proben ausfindig zu machen.«
Delta One bellte seinen beiden Begleitern Befehle zu und entfernte sich.
»Ich werde mich dem Team gleich anschließen!«, rief Craig ihm zu. »Machen Sie den Vogel startklar!« Er studierte weiter die Bücher und wandte sich schließlich mit gequältem Gesicht Jenny zu. »Ich kann die Aufzeichnungen nicht unbewacht hier lassen, aber ich muss sie mir noch genauer ansehen. Falls wir irgendwelche Hinweise übersehen haben.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Jenny.
»Jemand, der Inuktitut lesen kann, muss mitkommen.« Sein Blick wanderte zwischen Jenny und ihrem Vater hin und her. »Wir müssen wissen, ob es in den Büchern irgendwelche Hinweise oder Andeutungen gibt.«
»Sie wollen also, dass einer von uns mit Ihnen kommt?« Jenny trat vor. »Meinen Sie nicht, dass wir uns in dieser Angelegenheit schon genug engagiert, dass wir schon genug geopfert haben?«
»Ihr Wissen könnte viele Leben retten. Dr. Ogden, seine Studenten, wer sonst noch da drüben steckt. Ich werde Sie nicht zwingen, aber ich brauche Sie.«
Jenny sah ihren Vater und dann wieder Craig an. Ihr Gesicht war argwöhnisch, doch sie war ohne Frage eine starke Frau. »Ich gehe mit Ihnen, aber nur unter einer Bedingung.«
Man sah Craig die Erleichterung an.
Jenny klopfte auf ihr leeres Pistolenhalfter. »Ich will meine verdammte Pistole zurück.«
Craig nickte. »Keine Sorge. Diesmal sind wir bewaffnet.«
Eine kleine Erleichterung.
Amanda beobachtete die letzten Vorbereitungen. Durchs Fenster sah sie, wie sich Craig draußen im Schnee neben Delta One kauerte. Der Sturm hatte wieder zugelegt, trotzdem konnte sie fast die Lippen der
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