Mission Arktis
Speziallabor um. Jetzt verstand er, wozu es nötig gewesen war.
Des Rätsels Lösung waren einmal mehr Feuer und Eis: Das Feuer eines lebendigen Grendels und das Eis der Insel. Nirgendwo sonst hätte diese Entdeckung gemacht werden können.
An dieser Erkenntnis war Wladimir Petkow letztendlich zerbrochen. Angewidert von seiner Beteiligung an den Vorgängen in der Station, davon, dass er so viele Menschenleben auf dem Gewissen hatte, war er entschlossen, zu verhindern, dass seine Entdeckung an die Außenwelt drang, vor allem nachdem er vom Holocaust in Deutschland erfahren hatte.
»Wir haben russische Juden in unserer Familie«, fügte Viktor leise hinzu.
Matt verstand. Oft wurden einem Menschen die Augen für die Unmenschlichkeit der eigenen Handlungen geöffnet, wenn das eigene Volk verfolgt wurde. Aber das Verstehen reichte nicht aus. Wladimir musste noch einen letzten Akt der Buße vollbringen. Die Welt durfte nicht von dem profitieren, was hier getan worden war. So brachten er und eine Hand voll anderer Stationsangehöriger das letzte Opfer. Sie sabotierten ihre eigene Basis, zerstörten Funkgeräte und versenkten das TransportU-Boot. Abgeschnitten von der Außenwelt und den Strömungen ausgeliefert, würden sie irgendwann von der lautlosen Arktis verschluckt werden. Einige Basisangehörige versuchten, über Land zu entfliehen, hatten es aber offensichtlich nicht geschafft.
Um die unschuldigen Gefangenen zu schützen, hatte Wladimir sie in einen Gefrierschlaf versetzt.
Matt blickte hinaus in die Halle und überlegte, ob es eher ein Akt der Barmherzigkeit oder ein weiterer Missbrauch gewesen war. Doch die Spritze, die im Arm des Wissenschaftlers steckte, zeigte unmissverständlich, dass er das Gleiche mit sich selbst getan hatte. Aber hatte es funktioniert?
Bestürzt murmelte Petkow: »Mein Vater hat die Station selbst zerstört. Er ist nicht verraten worden.«
»Er hatte keine andere Wahl, wenn er sich selbst noch ins Gesicht sehen wollte«, antwortete Matt. »Er musste das, was er sich auf diese schreckliche Weise erarbeitet hatte, für immer unzugänglich machen.«
Petkow starrte auf seinen Vater hinunter. »Was habe ich getan?«, murmelte er und legte unwillkürlich die Finger auf die große Armbanduhr an seinem rechten Arm. Auf dem Zifferblatt blinkten winzige Lichter. Wahrscheinlich war es irgendeine Art Funkgerät. »Ich habe alle hierher gebracht, ich habe mich bemüht, das Opfer meines Vaters zunichte zu machen. Um seine Entdeckung wieder ans Tageslicht zu bringen.«
Eine Unruhe an der Tür lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Ein russischer Soldat drängte sich herein und stellte sich steif aufgerichtet vor den Admiral. Offenbar war er aufgeregt, denn er sprach sehr schnell.
Der Admiral antwortete und stand dann auf. Der Soldat rannte davon.
Nun wandte Petkow sich an Matt. »Wir haben soeben die Bestätigung bekommen, dass die UQC-Hydrophone einen Hubschrauber registriert haben, der gerade in der Nähe der Driftstation Omega aufgestiegen ist.«
Vermutlich das Delta Force Team , ergänzte Matt im Stillen. Endlich war die Kavallerie im Anmarsch. Aber bedeutete das auch, dass Jenny in Sicherheit war? Er konnte es nur hoffen.
Petkow winkte den Wachen, Matt hinauszubringen. »Mein Vater hat sein Leben gegeben, um seine Entdeckung nicht aus dieser Station hinausdringen zu lassen. Ich werde nicht erlauben, dass sie jetzt gestohlen wird. Ich werde zu Ende bringen, was mein Vater begonnen hat.« Er schob den Ärmel seines Mantels wieder über die seltsame Funkuhr. »Es ist noch nicht vorbei.«
19:48 Uhr
Unterwegs über dem Eis …
Jenny saß hinten im Sikorsky Seahawk und starrte aus dem Fenster. Nicht dass es viel zu sehen gab. Die Rotorströmung wirbelte den Schnee um die aufsteigende Maschine auf, während sie sich in einer WhiteoutWolke vom Eis emporhoben.
Rasch ließen sie den Schnee hinter sich. Der Wind rüttelte den Seahawk durch, aber der Pilot war ein Profi und hielt die Maschine im Gleichgewicht.
Jenny konnte Craig auf dem Sitz des Kopiloten nicht sehen, aber seine Stimme erreichte sie über das in ihren schalldämpfenden Kopfhörern eingebaute Funkgerät. »In zwanzig Minuten müssten wir in der Station sein. Es wäre schön, wenn Sie weiter aus dem letzten Heft vorlesen könnten. Ich habe das Mikro auf Aufnahme gestellt und höre Ihnen zu. Jeder Hinweis kann zwischen Erfolg und Misserfolg unserer Mission entscheiden.«
Jenny legte die Hand auf das Buch, das auf ihrem Schoß lag, und blickte
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