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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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anders und blickte ihm nach: wie er die Schultern hielt, seine großen Schritte. Sie nahm alles in sich auf, denn sie wusste nicht, ob sie ihn je Wiedersehen würde. Und sie bereute es zutiefst, dass sie die letzten Jahre mit so viel Bitterkeit verschwendet hatte.
Dann waren sie verschwunden. Zwei Wachen beobachteten den Schacht. Ansonsten war Jenny mit dem leise schluchzenden Kind allein. Sie tröstete ihn, wie sie es bei Tyler nie fertig gebracht hatte, strich ihm mit den Fingern durchs Haar, flüsterte wortlose Laute, um ihn zu beruhigen.
Ihnen gegenüber sprachen die beiden Wachen an der Treppe leise miteinander. Es gab keine Schüsse mehr, keine Explosionen. Noch immer vernebelte Qualm die Ebene. Durch den öligen Schleier leuchtete immer noch der einsame Lichtstrahl, pulsierte wie ein Herz aus Titan und zählte die Sekunden.
Auf einmal hörte Jenny hinter sich ein Flüstern, gespenstisch und verschwommen. Sie war nicht einmal ganz sicher, ob sie es sich nicht nur einbildete. Dann aber erkannte sie ihren Namen.
»Jenny … können Sie mich hören?«
Vorsichtig sah sie sich um. Die Stimme war ihr unbekannt. Sie kam aus einem umgekippten elektronischen Gerät.
» Jenny, hier spricht Captain Perry von der Volar Sentinel.«
       
    20:32 Uhr
    USS Polar Sentinel
    Perry stand im Kommunikationsraum neben der Brücke und sprach in das UQC-Unterwassertelefon. »Wenn Sie mich hören können, dann bewegen Sie sich bitte auf den Klang meiner Stimme zu.«
    Während er wartete, wechselte er auf die Gegensprechanlage an Bord, zur CyclopsKuppel. »John, kann Amanda Jenny auf dem Monitor sehen? Reagiert Ihre Tochter?«
    Eine kurze Pause. Dann kam die Antwort: »Ja!« Er hörte väterliche Hoffnung in Johns Stimme.
Die letzten fünf Minuten hatten sie gewartet und auf das DeepEyeSonar gestarrt, bis Jenny endlich allein war. Davor hatte Perry die Kommunikation zwischen der Station und der Drakon durch das Unterwassertelefon verfolgt in der Hoffnung, dass die Landleitung aus Gummi, die in den Ozean hing, bei der Explosion nicht zerrissen war.
»Jenny, wir können Sie auf unserem Sonar sehen. Haben Sie irgendeine Möglichkeit, mit uns Kontakt aufzunehmen? Es müsste an dem Gerät einen Hörer geben, wie bei einem altmodischen Telefon. Wenn Sie ihn finden, sprechen Sie einfach hinein.«
Perry wartete und betete. Zwar hatte er keine Ahnung, welche Hilfe sie anbieten konnten, aber vielleicht konnte er einen Plan erarbeiten, wenn er die Situation in der Station kannte.
Die Leitung blieb still.
Komm schon … wir brauchen auch mal ein bisschen Glück!
Die Stille zog sich in die Länge.
       
    20:33 Uhr
    Eisstation Grendel
    Jenny umklammerte den Telefonhörer in ihrer Hand. Vor Frustration stiegen ihr Tränen in die Augen. Das Kabel war durchtrennt. Sie konnte keine Verbindung nach draußen aufnehmen. Am liebsten hätte die das Gerät auf den Boden geschlagen. Stattdessen legte sie es einfach weg.
    Bisher waren die beiden Wachen ganz in ihr Gespräch versunken. Jenny hielt einen Arm um Maki geschlungen, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Wieder hörte sie die Stimme des Captains. »Es muss irgendein Problem geben an Ihrem Ende. Aber wir überwachen alle Kommunikationsarten, die von der Station kommen. Wir haben sozusagen sämtliche Ohren gespitzt. Sie müssen sich irgendein Funkgerät suchen.
    Ein Walkie Talkie würde schon genügen. Unsere Ohren sind sehr gut. Machen Sie sich daran. Aber passen Sie auf, dass keiner vom Delta Team Sie sieht.«
    Jenny schloss die Augen.
    »Denken Sie dran, wir können Sie sehen. Wir werden tun, was wir können, um Ihnen zu helfen.«
Sie lauschte seiner zuversichtlichen Stimme, doch sie prallte an ihr ab wie Regentropfen an einem Seehundfell. Selbst wenn sie ein Funkgerät finden könnte, was würde das nützen? Wie sollten die Leute auf der Polar Sentinel helfen können?
Nachdenklich starrte sie auf die blauen Lichter, die um die Titankugel kreisten. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit senkten sich auf sie herab. Sie war zu müde, um weiterzukämpfen. Inzwischen war sie annähernd zwei Tage auf den Beinen. Die ständige Angst und Anspannung hatten sie völlig ausgebrannt, sie fühlte sich hohl und leer.
Dann kam eine neue Stimme aus dem winzigen Lautsprecher. »Jenny, wir sind hier. Wir gehen nicht weg, bevor wir euch nicht alle da rausgeholt haben.« Sie hörte die Worte kaum, aber die Stimme zog all ihre Aufmerksamkeit auf sich: die vertraute Undeutlichkeit, die gedehnten

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