Mission Arktis
rührte sich eine Gestalt und trat vor. »Jenny«, sagte er nur. Es war ihr Vater. Er deutete auf den Bildschirm und auf eins der Phantome, das auf dem Sonar seltsam aufgebauscht wirkte. »Das ist meine Tochter.«
Amanda warf ihm einen Blick zu. »Sind Sie sicher?«
Er beugte sich vor und fuhr mit dem Finger über die untere Hälfte der Gestalt. »Sie hat sich mit zweiundzwanzig das Bein gebrochen, es musste genagelt werden.«
Amanda fokussierte das DeepEye. Möglicherweise hatte der alte Mann Recht. Das Sonar funktionierte ähnlich wie ein Röntgengerät. Und es sah wirklich so aus, als gäbe es in den unteren Extremitäten eine besondere metallische Dichte. Das konnte durchaus Jenny sein.
Sie wandte sich John zu und sah die Angst in seinem Gesicht. Er wusste , dass es seine Tochter war. Amanda zermarterte sich den Kopf nach einer Möglichkeit, Jenny und die anderen Leute zu retten, die da zwischen den beiden Fronten festsaßen.
Greg deutete auf den anderen Monitor. Überall auf den oberen Ebenen der Station erschienen gelbe Flecken. Sie brauchte nicht seine Lippen zu lesen, um zu wissen, was das war. Gewehrfeuer.
Dann ein großer bernsteinfarbener Lichtschein auf mittlerer Höhe.
Amanda drehte sich zu Greg um.
»Eine Granate«, sagte er.
Als sie sich wieder dem Bildschirm zuwandte, wanderten die leuchtenden Eruptionen immer weiter hinunter in die Stationen.
Es war ein Krieg im Gange.
20:22 Uhr
Eisstation Grendel
Noch eine Granate explodierte und brachte den Boden unter Jenny zum Erzittern. Den InuitJungen, der schrie, schluchzte und verängstigt die Augen zukniff, hielt sie fest im Arm und wiegte ihn beruhigend hin und her.
Matt war neben ihnen, ein Gewehr in der Hand. Schreie und Rufe hallten durch den Zentralschacht zu ihnen herauf, vermischt mit Rauch- und Rußschwaden. Irgendwo dort unten wüteten Feuer. Der größte Teil der Basis bestand aus Stahl, Messing und Kupfer, doch ein Teil der Struktur war aus Stroh und brennbaren Verbundstoffen.
Es brannte lichterloh.
Selbst wenn das DeltaForceTeam die Station übernehmen konnte, was dann? Sie würden entweder in den Flammen sterben oder im Eis begraben werden, wenn alles zusammenbrach.
Und dann gab es natürlich immer noch die dritte Möglichkeit.
Mitten in der Rauchsäule ruhte die Titankugel auf der Aufzugsplattform. Einer der Soldaten, ein Sprengstoffexperte, kniete vor einer offenen Luke unten an der Kugel. Schon die ganzen letzten zehn Minuten hatte er davorgehockt und das Ding angestarrt, unberührte Werkzeuge um die Knie ausgebreitet. Das war kein gutes Zeichen.
Craig brüllte etwas, als das Gewehrfeuer von unten abebbte. Er schrie in sein Funkgerät, während er den Zustand der Ebene zu überblicken versuchte. Zwei weitere DeltaForceSoldaten hielten ihre Stellung beim Schacht. Der Rest der Truppe setzte den Guerillakrieg auf den unteren Ebenen fort.
Schließlich senkte Craig das Mikrofon und trat zu Jenny und Matt. Mit einem Blick auf den blockierten Ausgang meinte er: »Die paar Männer, die noch oben sind, können es unmöglich schaffen, uns hier auszugraben. Das würde Tage dauern. Und wenn sie versuchen, einen Weg freizusprengen, bringen sie uns damit alle um.«
»Was haben Sie dann vor?«
Craig schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. Er starrte hinüber zu der Bombe. »Ich habe ihnen den Befehl gegeben, sie sollen sich fünfzig Kilometer zurückziehen. Ich kann nicht riskieren, dass wir die Aufzeichnungen verlieren.«
»Fünfzig Kilometer?«, wiederholte Matt. »Ist das nicht ein bisschen weit?«
Craig deutete mit dem Kopf auf das Gerät im Aufzug. »Das Ding ist nuklear. Mehr kann uns Sergeant Conrad bis jetzt leider nicht sagen. Wenn wir es nicht deaktivieren können …« Er zuckte die Achseln.
Eins musste Jenny dem Kerl lassen – er war kalt wie ein Fisch. Sogar in ihrer momentanen Lage hatte die Mission für ihn immer noch oberste Priorität.
Matt wachte weiter über sie und Maki, die Augen überall. »Die Schüsse … ich glaube, es werden weniger …«
Jenny merkte, dass er Recht hatte. Sie wiegte den Jungen weiter. Es waren jetzt nur noch sporadische Salven zu hören.
Drüben beim Zentralschacht rührten sich die beiden Wachen. Einer rief zu ihnen herüber. »Da kommen welche von unseren Leuten!«
Zwei DeltaForceMänner trabten die Treppe herauf. Zwischen ihnen ging ein russischer Soldat, die Hände auf den Kopf gelegt. Die beiden bedrohten ihn mit der Waffe. Der Russe war höchstens achtzehn; Blut rann ihm übers
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