Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
von Armen und Beinen was gehörte.
    Einen Augenblick zuvor waren sie an die Oberfläche gekommen. Das nahmen sie jedenfalls an. Eng umschlungen waren sie hochgeschleudert worden, einen Atemzug lang schwerelos, als würden sie fliegen. Dann hatten sie sich unerklärlicherweise wieder nach unten gesenkt.
    Sie knallten auf ihre Koje zurück und landeten dort nicht sonderlich elegant.
Überraschungsschreie waren zu hören.
Das U-Boot rollte und schwankte.
Matt löste sich aus ihrem Kuddelmuddel und half Jenny, aus dem Nest zu kriechen. Seine Beine fühlten sich wackelig an – oder lag das an dem schwankenden Schiff? Matt hielt sich mit einer Hand am Rahmen der Koje fest. »Was ist passiert?«, fragte er.
Kowalski kratzte sich mit der Taschenlampe am Kopf. »Eigentlich müssten wir tot sein. Zermalmt.« Irgendwie klang er enttäuscht, denn sein fester Glaube an die physikalischen Gesetze von Auftrieb und Eis war für immer erschüttert.
»Na ja, ich will mich nicht beklagen«, meinte Matt, der allmählich sein Gleichgewicht wiederfand. Das U- Boot stabilisierte sich etwas. »Sehen wir mal, wo wir sind.«
Ohne Jennys Hand loszulassen, führte er die Gruppe zurück ins Zentrum des Schiffes. Die innere Luke war nicht verriegelt, klappte herunter und überschüttete Kowalski mit Wasser.
»Scheiße!«, fluchte er. »Warum bin ich eigentlich immer derjenige, der durchweicht wird?«
Matt kletterte auf den Kommandoturm und schlug die Luke mit einem Knall zurück. Kalte Luft strömte herein. Noch nie hatte er etwas so Wundervolles gefühlt.
Rasch stieg er hinaus, um für die anderen Platz zu machen, und sah sich von dort staunend um.
Der Sturm hatte sich gelegt. Mondlicht tauchte die Welt in Silberlicht.
Aber es war kein festes Silber.
Das U-Boot schaukelte in einem Meer von Eisschlamm. Sanfte Wellen umgaben das Schiff und schwappten hundert Meter weiter an eine solide Eisküste. Sie markierte die Grenze zwischen zwei Welten – eine aus richtigem Eis, die andere aus zerfallenem Eisschlamm.
Matt starrte weiter umher. Ein riesiges schwarzes Loch trennte die beiden Welten.
Jenny trat zu ihm und schob ihre Hand wieder in seine. »Was ist passiert?«
»Die PolarisBombe hat getan, was sie tun sollte«, antwortete er und deutete mit der Hand über die riesige Fläche aus Eisschlamm und zerborstenen Eisschollen. »Aber sie war nur ein halber Erfolg. Sieht aus, als wäre die andere Hälfte nicht losgegangen.«
»War es die Polar Sentinel ?«
»Wer sonst?«, fragte Matt zurück und zuckte die Achseln.
Kowalski wiederholte Jennys Worte. »Die Polar Sentinel. «
Matt sah zu ihm hinüber. Er deutete hinaus über das mit Eisbrocken bedeckte Wasser. Ein schwarzes Ungetüm schob sich durchs Eis empor. Das große, hell erleuchtete Auge des U-Bootes erwiderte ihre Blicke, als wunderte es sich, dass sie noch am Leben waren.
Matt zog Jenny in seine Arme und merkte wieder, wie gut sie hineinpasste, wie leicht sie beide wieder eins wurden.
Auch er war überrascht, das musste er zugeben.

       
Epilog
    Ein Jahr später,
14. Mai, 06:34 Uhr Brooks Range, Alaska
    Es war viel zu früh.
    Matt verkroch sich unter dem alten Daunenquilt und weigerte sich, die warme Höhle zu verlassen. Obwohl der Frühling laut Kalender bereits Einzug gehalten hatte, war es im Hochland von Alaska noch so kalt, wie es Leute aus dem Mittelwesten kaum im Winter erleben. Er suchte sich das wärmste Plätzchen unter der Decke, direkt neben dem nackten Körper seiner Frau.
    Wohlig streckte er sich neben Jenny aus, drückte sich an sie wie ein Löffel an den anderen, Haut an Haut, die Lippen an ihrem Nacken, die Beine ineinander verschlungen.
    »Du hattest deine Flitterwochen schon gestern«, murmelte sie in ihr Kissen.
Er grummelte, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Seit er gestern Nachmittag am Fluss sein Ehegelübde abgelegt hatte, konnte er nicht aufhören zu grinsen wie ein liebesblöder Teenager. Es war eine kleine Zeremonie gewesen. Nur ein paar Freunde und die engste Familie.
Amanda und Greg waren hergeflogen, ebenfalls frisch verheiratet. Für seine Heldentaten hoch im Norden hatte Captain Perry eine hohe Auszeichnung erhalten. Zwar war die halbe polare Eiskappe von der PolarisBombe zerstört worden, doch die andere Hälfte konnte dank seiner Bemühungen und Amandas beherztem Einsatz des DeepEyeSonars gerettet werden.
Was den Schaden an der Eiskappe anging, so war er beträchtlich, aber nicht irreparabel. Im Sommer schmolz das Eis ohnehin jedes Jahr zur Hälfte

Weitere Kostenlose Bücher