Mission Arktis
Landung auf, und Matt konnte den Fahrer am Lenker sehen, bevor der Snow Chopper um einen Felsvorsprung verschwand.
Matt zog sich hinter den Stamm der Fichte zurück und lud die Flinte neu. Diese Typen waren garantiert keine Amateure. Sie hatten einen Hinterhalt gewittert, das erste Rad mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über den Hügelkamm geschickt, um die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zu lenken, während das zweite sich von der anderen Seite näherte.
Knack.
Ein Fichtenzweig brach keine dreißig Zentimeter über Matts Kopf ab und überschüttete ihn mit einem Hagel aus Holzsplittern. Matt duckte sich tiefer, ging auf den Rücken, das Gewehr über der Brust. Ein Gewehrschuss … aus der Richtung, in der der erste Fahrer verschwunden war. Also war der Mistkerl nicht tot.
Die Panik niederkämpfend, hielt Matt seine Stellung. Der Schütze konnte ihn nicht gesehen haben, sonst wäre Matt tot gewesen. Der Schuss ins Holz war dazu gedacht, ihn aufzuscheuchen. Vermutlich hatte der Kerl seine ungefähre Position angepeilt, als Matt auf das zweite Motorrad geschossen hatte.
»Verdammt …!« Jetzt war Matt zwischen den beiden eingekeilt: einer links im Gebüsch, der andere noch auf seinem Rad, irgendwo zwischen den Felsen.
Matt lauschte und atmete stoßweise zwischen zusammengebissenen Zähnen. Das Dröhnen des anderen Motorrads war gleichzeitig leiser und stetiger geworden. Was war los? Wartete der Mann? Hatte er das Motorrad im Leerlauf stehen lassen, während er sich eine bessere Position suchte?
Aber Matt durfte nichts riskieren, er musste hier weg.
Leise fluchend rutschte er den Abhang hinunter, wobei ihm der dicke Teppich aus Fichtennadeln die Flucht beträchtlich erleichterte. Ohne den Kopf zu heben, rodelte er auf den glatten Nadeln weiter, bis er einen flachen Schmelzwassergraben erreichte, in den er sich gleiten ließ. Zwar drang das kalte Wasser sofort durch seine Wollhosen, aber sein oft geflickter ArmyParka hielt wenigstens den Oberkörper trocken.
Einen Augenblick blieb er liegen und lauschte. Es war kein Laut zu hören. Seine Verfolger verrieten sich nicht so leicht. Ob Militär oder Söldner, konnte Matt natürlich nicht wissen, aber ihm war klar, dass sie Profis waren und im Team arbeiteten. Das bedeutete, dass der Reporter erst einmal außer Gefahr war. Niemals würden die beiden einen bewaffneten Angreifer in ihrem Rücken zurücklassen. Ehe sie weiterfuhren, mussten sie erst einmal Matt ausschalten.
Matt ließ sich seine Optionen durch den Kopf gehen. Viele waren es nicht. Er konnte allein fliehen und Craig den beiden Bewaffneten überlassen. Vermutlich hatten sie ohnehin mehr Interesse an dem Reporter als an ihm, und er zweifelte nicht daran, dass er es schaffen würde, sich in den Wald abzusetzen. Aber das kam nicht ernsthaft in Frage.
Schließlich musste er auch an seine Hunde denken.
Langsam schlängelte er sich den Graben weiter hinunter. Die Kälte half, die Panik etwas zu betäuben. Wenn man den Kopf klar kriegen wollte, gab es nichts Besseres, als den Hintern in Eiswasser zu halten.
Er bewegte sich, so lautlos er konnte.
Dreißig Meter weiter ergoss sich das Schmelzwasser über eine Felskante. Allerdings nicht sehr tief, nur etwa zwei Meter. Matt rollte sich in dem Graben auf den Bauch und ließ sich mit den Füßen voran über die Kante rutschen, die Flinte hochgereckt, um sie vor Wasser und Schlamm zu schützen.
Das war ein Fehler.
Als er sich über die Felskante hinunterließ, traf ein Schuss sein Gewehr und riss es ihm aus den Fingern, die höllisch brannten. In seinem törichten Versuch, sie zu schützen, hatte er die Flinte zu hoch gehalten und sich damit verraten. Er landete hart in einem flachen Eiswasserpool und hielt sich die verletzte Hand.
Zum Glück fand er sein Gewehr am Ufer des Tümpels ziemlich rasch wieder. Der schwarze Walnussholzschaft war zersplittert, das Gewehr selbst aber noch intakt. Die Flinte fest im Griff, rannte er die schmale Klippe entlang, ohne sich weiter die Mühe zu machen, seine Flucht zu verbergen. Er preschte durchs Gebüsch, dass die Zweige unter seinen Füßen nur so knackten. Die Klippe, der er folgte, endete an einer Geröllhalde, dem Pfad eines alten Gletschers. Der Steilhang war ein Chaos aus Rinnen, Felsbrocken und kleinen Schluchten.
Hinter sich hörte er kein Geräusch, aber er wusste, dass die Männer ihm dicht auf den Fersen waren, ihre Waffen geschultert, bereit, ihr Opfer bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ins Jenseits zu
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