Mission Arktis
war, als wäre er in eine Backsteinmauer gelaufen. Der Mann war fast dreißig Pfund schwerer als Matt. Aber immerhin flog ihm bei dem Zusammenstoß das Gewehr aus den Händen, schlidderte über den Fels und in den Bach.
Matt rollte von dem Kerl herunter und wollte ihm ins Gesicht treten, aber sein Gegner hatte sich bereits weggeduckt. Die Brustwunde schien ihn überhaupt nicht zu beeinträchtigen.
Kugelsichere Weste , dachte Matt.
Der andere kroch ein Stück weg, das Gesicht eine Maske des Zorns. Mit einer Hand nestelte er an dem Loch in seinem Tarnanzug herum.
Tut trotzdem verflucht weh, stimmt’s, Arschloch?
Plötzlich blitzte etwas auf und in der Hand des Mannes erschien ein Dolch. Der Mistkerl war ein richtiges Schweizer Messer – für alle Fälle gerüstet.
Matt hob sein Gewehr und hielt es wie ein Fechtschwert. Seine Schulter brannte immer noch wie Feuer, aber er achtete nicht auf den Schmerz und wandte dem Mann die Seite zu, um dem Dolch möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
Mit blitzenden, mordlustigen Augen grinste der Mann ihn an. Makellose weiße Zähne. Für wen der Mann auch arbeiten mochte, auf jeden Fall hatte er eine gute zahnärztliche Versorgung.
Abrupt und mit niedrig gehaltener Waffe stürzte sich der Mann auf ihn. Den anderen Arm hatte er gehoben, um Matts Gewehr abzuwehren. Offensichtlich war er ein ausgekochter Profi.
Matt machte zwei Schritte zurück, die freie Hand auf dem Gürtel. So schnell er konnte, riss er das Pfefferspray aus dem Halfter, löste mit dem Daumen den Deckel, schwang herum und drückte auf den Knopf. Da das Spray für Bären gedacht war, hatte es eine Reichweite von sechs Metern.
Der Pfeffer traf den Mann mitten ins Gesicht.
Die Wirkung war vergleichbar mit einer aus nächster Nähe abgeschossenen Kanonenkugel.
Der Angreifer fiel auf die Knie und warf den Kopf zurück, ohne noch einen Gedanken an den Dolch zu verschwenden. Nach einem Augenblick völliger Betäubung entrang sich seiner Brust ein geradezu unmenschliches, halb ersticktes Heulen. Offenbar hatte er das Spray eingeatmet und sich den Kehlkopf verbrannt. Gleichzeitig krallte er mit den Händen nach seinen Augen und kratzte sich vor Verzweiflung das ganze Gesicht blutig.
Matt trat zurück. Das Bärenspray war etwa zehnmal so stark wie das Gemisch, das die Polizei einsetzte – eine heftige Kombination aus Pfeffer und Tränengas, denn schließlich sollte es keine gewöhnlichen menschlichen Ganoven, sondern Grizzlybären niederstrecken. Inzwischen bildeten sich Blasen auf den Augen des Mannes, und er warf sich, blind vor Schmerzen, hin und her wie ein Fisch an Land. Doch so unkoordiniert seine Bewegungen auch wirkten, sie hatten doch ein Ziel: Der Mann versuchte sich zum Bach vorzukämpfen. Sein Körper krampfte sich zusammen, Erbrochenes ergoss sich über die Felsen und er würgte. Ein paar Meter vom Bach brach er stöhnend zusammen und blieb zusammengerollt liegen.
Matt ging einfach hinüber und holte sich den Dolch. Kurz überlegte er, ob er dem Mann die Kehle durchschneiden sollte, aber er fühlte sich nicht im Geringsten großmütig. Der Kerl stellte keine Bedrohung mehr dar, zudem bestanden gute Chancen, dass er an dem Spray starb. Wenn nicht, war er für den Rest seines Lebens entstellt und verstümmelt. Aber Matt spürte keine Reue, er dachte nur an Brent Cumming, seinen Freund, der mit gebrochenem Hals in der abgestürzten Cessna gelegen hatte.
In der Ferne war das Motorengeräusch schwächer geworden. Ob der Fahrer den Schrei seines Partners gehört hatte? Wusste er, dass es sein Freund gewesen war? Oder glaubte er vielleicht, ihr gemeinsames Opfer hätte so gebrüllt?
Matt suchte im Bach nach der anderen Flinte, aber die Strömung hatte sie fortgerissen, und er wagte nicht, noch länger an Ort und Stelle zu verweilen. Ganz sicher würde irgendwann der andere Mann auftauchen, um nach seinem Partner zu suchen, und Matt hatte nicht die Absicht, dann noch hier zu sein. Er wollte zurück zu seinem Lagerplatz, die Hunde, das Pferd und den Reporter holen und sich dann auf den Weg zu dem einzigen Ort machen, den er hier in der Gegend kannte. Ob er eingeladen war oder nicht, willkommen oder nicht, in einem Fall wie diesem würde man ihn aufnehmen müssen.
Er spitzte die Ohren, als der Motor erneut aufheulte. Natürlich, sein Plan hatte noch einen letzten Haken. Matt überquerte die Geröllhalde, weg von seinem Verfolger. Das Camp war drei Kilometer entfernt, doch zum Glück auf der anderen Seite des
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