Mission Arktis
über das Tal, die Sonne verschwand hinter den Bergen, über denen sich dunkle Wolken türmten. Jetzt im April wurden die Tage länger, bis irgendwann die Winterdunkelheit von der sommerlichen Mitternachtssonne abgelöst wurde.
Mit zusammengekniffenen Augen spähte Matt hinter sich, doch es war unmöglich auszumachen, was dort vor sich ging. Er runzelte die Stirn. Vielleicht hatte er sich ja geirrt … vielleicht wurde er hier draußen im menschenleeren Wald allmählich paranoid.
Anscheinend hatte Craig sein besorgtes Gesicht bemerkt. »Könnte das nicht ein Rettungstrupp gewesen sein? Laufen wir vielleicht völlig grundlos davon?«
Gerade wollte Matt etwas antworten, da nahm ihm eine Explosion die Worte aus dem Mund. Beide Männer starrten den Abhang hinunter. Aus dem Halbdunkel unter ihnen rollte ein Feuerball zum Himmel empor. Der Knall verhallte.
»Das Flugzeug …«, murmelte Craig.
»Sie haben es in die Luft gejagt.« Matts Augen wurden groß. Er stellte sich Brent Cummings zerstörten Körper vor.
»Aber warum?«
Matt sah ihn nachdenklich an. Eigentlich konnte er sich nur einen einzigen Grund dafür denken. »Sie verwischen ihre Spuren. Wenn das Flugzeug sabotiert worden ist, dann müssen sie die Beweise vernichten – und dazu gehören natürlich auch potenzielle Zeugen.« Auf einmal sah Matt in Gedanken die klare Spur von Hufen, Stiefeln und Pfoten vor sich, die von der Absturzstelle wegführte. Er hatte keine Zeit gehabt, ihren Weg zu kaschieren.
Von unten durchschnitt ein neues Geräusch den Wald wie eine Bandsäge. Ein Motorrad wurde gestartet, nach kurzem Aufheulen ertönte leises Brummen. Kurz darauf gesellte sich ein zweites Motorengeräusch dazu.
Wie zum Echo knurrte Bane tief aus der Brust.
Matt starrte in den schwachen Glanz der untergehenden Sonne. Noch immer senkten sich die Wolken weiter herab. In der Nacht würde es Schnee geben, wahrscheinlich nicht zu knapp. Dessen waren sich ihre Verfolger ganz sicher bewusst, und das bedeutete, dass die Saboteure alles daransetzen würden, sie noch vor Sonnenuntergang zu erwischen.
»Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Craig.
Als Antwort zog Matt an Mariahs Zügel und ging weiter den Abhang hinauf. Er musste eine Methode finden, sie aufzuhalten … zumindest lange genug, bis der Himmel sich öffnete.
»Können wir uns irgendwo verstecken?« Craigs Stimme zitterte. Während Mariah eine Schutthalde emporkraxelte, sackte er im Sattel noch weiter vornüber.
Für den Augenblick ließ Matt Craigs Frage unbeantwortet. Das Wichtigste war für ihn jetzt, mindestens bis zum Anbruch der Nacht durchzuhalten. Sie waren eindeutig im Nachteil. Ein Pferd, zwei Männer. Ihre Verfolger dagegen hatten jeder einen Snow Chopper. Die Chancen standen nicht gut. Schon hörte man, wie die Motorräder Gas gaben. Die Jagd begann.
Matt zerrte Mariah den Hang hinauf. Oben erfasste sie ein plötzlicher Wind aus Südwest, kalt, beladen mit Eis und Schnee. Ohne Zögern begann Matt den Abstieg, in Richtung seines Lagerplatzes. Da es dort keine Möglichkeit gab, sich zu verstecken, durchforschte er sein Gehirn fieberhaft nach anderen Optionen. Er kannte einige Höhlen, aber sie waren alle zu weit entfernt, außerdem boten sie auch keine wirkliche Sicherheit. Ein anderer Plan musste her.
»Können Sie ohne Hilfe reiten?«, fragte er Craig.
Als Antwort bekam er ein schwaches Nicken, aber die Augen des Mannes verrieten Angst.
Matt holte das Gewehr hinter dem Sattel hervor und stopfte sich eine Schachtel Patronen in die Tasche.
»Was haben Sie denn vor?«, wollte Craig wissen.
»Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich werde Sie nur als Köder benutzen.« Er beugte sich zu seinem Hund hinunter. »Bane!«
Sofort spitzte der Hund die Ohren, die Augen aufmerksam auf Matt gerichtet.
Matt deutete den Abhang hinunter. »Bane … ab ins Lager!«, befahl er scharf.
Der Hund drehte sich um und lief los. Die anderen Hunde folgten ihm. Mit einem Klaps auf die Flanke schickte Matt Mariah hinterher und blieb ein paar Schritte neben ihr. »Bleiben Sie bei den Hunden, die führen Sie zu meinem Lagerplatz. Wenn Sie dort sind, suchen Sie Schutz, so gut es eben geht. Beim Holzstoß liegt auch eine Axt. Für den Fall des Falles.«
Craig erbleichte, aber er nickte erneut, was Matt ein wenig Respekt einflößte.
Jetzt blieb Matt stehen und sah einen Moment lang zu, wie Pferd, Reiter und Hunde zwischen Bäumen und Felsbrocken den Hang hinuntertrotteten, bis sie schließlich im Dickicht verschwunden
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