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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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dass man sie so …
Da war das Geräusch wieder! Eis schlidderte über Eis. Aber jetzt kam es von vorn.
Sie bremste. Weiter unten im Gang, ungefähr dort, wo die Schleife zu Ende war, bewegten sich Schatten. Das Licht der Lampe reichte nicht so weit. Sie verlangsamte ihre Fahrt, blieb aber nicht stehen. Sie musste herausfinden, ob es wirklich etwas gab, wovor sie sich fürchten musste. Zögernd fuhr sie weiter, die Lampe vor sich in den Tunnel gerichtet.
»Hallo!«, rief Lacy. Vielleicht war es einer der Forscher, der auf eigene Faust hier unten Erkundungen anstellte.
Keine Antwort. Die Bewegung, was auch immer es gewesen sein mochte, hatte aufgehört. Die Schatten schwiegen wie eh und je.
»Hallo!«, wiederholte sie. »Ist da jemand?«
Vorsichtig glitt sie weiter.
Jetzt sah sie vor sich das Ende der Schleife und dahinter wieder das Labyrinth der sich kreuzenden Gänge. Ihre Kehle war trocken und wie zugeschnürt von der Kälte, als würde sie jemand würgen. Ich muss nur irgendwie durch das Labyrinth kommen … danach hab ich die Zivilisation schon fast wieder erreicht.
Trotz ihres vorhin aufgeflammten schlechten Gewissens wollte sie im Augenblick nur eins, nämlich zu Connor. Allein schon der Gedanke an den großen, kräftigen Mann mit seinen starken Händen und breiten Schultern verlieh ihr Kraft. Wenn er sie erst wieder in seinen Armen hielt, war sie in Sicherheit.
So kam sie aus der Schleife und das Labyrinth begann. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen. »War alles nur Einbildung«, machte sie sich flüsternd Mut. »Nur Eis und Licht und Schatten.«
Wieder folgte sie den orangefarbenen Pfeilen, wie den Strahlen eines Leuchtturms in der Nacht. Erst in die eine, dann in die andere Richtung. Dann plötzlich wurde ihr Licht von weit unten im Brunnen der Finsternis zu ihr zurückgeworfen. Zwei glühende rote Punkte.
Lacy wusste, was sie da sah.
Augen. Starr und groß – ohne jedes Gefühl.
Sie bremste so heftig ab, dass das Eis spritzte, und blieb stehen.
Angst schüttelte sie. Sie spürte, wie ihre Blase nachgab und heiße Feuchtigkeit in ihren Anzug rann.
Mit zitternden Beinen wich sie erst einen, dann noch einen Schritt zurück. Am liebsten wäre sie Hals über Kopf weggerannt, aber sie hatte Angst, den Augen den Rücken zuzuwenden, also setzte sie ihren zögernden Rückzug fort.
Dann verschwanden die Augen. Vielleicht nur, weil sich ihr Licht von ihnen entfernt hatte. Oder war das Wesen einfach verschwunden? Vom lähmenden Blick seiner starren Augen befreit, drehte sie sich um und floh, so schnell ihre Schlittschuhe sie trugen.
Getrieben von ihrer Angst, raste sie dahin. Ihre Arme schwangen vor und zurück, ihre Beine arbeiteten und wühlten in ihrer Panik das Eis auf. Blind stürzte sie sich in das Labyrinth der Gänge. Ihre Markierungen waren für eine Runde gegen den Uhrzeigersinn gedacht und die Pfeile wiesen in Richtung Sicherheit. Jetzt aber lief sie in die entgegengesetzte Richtung, und die Pfeile waren nutzlos, denn sie deuteten alle zurück auf die Kreatur, die hinter ihr lauerte.
Nach wenigen Augenblicken hatte sie die Orientierung völlig verloren.
Sie raste einen engen Gang hinunter, den sie noch nie gesehen hatte, eher ein Spalt im Eis als ein richtiger Tunnel. Ihr Atem war ein ersticktes Keuchen, das Blut dröhnte in ihren Ohren, aber ihr Herzschlag war nicht laut genug, um das schliddernde Geräusch auf dem Eis zu übertönen.
Verzweifelt mühte sie sich auf ihren Kufen vorwärts. Tränen strömten ihr übers Gesicht und froren auf ihren Wangen fest. Dann wurde der Tunnel etwas breiter und sie hatte wieder mehr Platz zum Ausholen. Sie musste fliehen … in Bewegung bleiben. Ein leises Stöhnen drang aus ihrem Mund. Es klang nicht nach ihr, trotzdem konnte sie es nicht unterdrücken.
Vorsichtig wandte sie sich um und richtete ihr Licht nach hinten. Durch den engen Tunnel hinter ihr schob sich etwas zu ihr vor. Es war riesig. Die Augen glühten in einer gigantischen, albinoweißen Masse – eine heranrollende Schneewehe.
Ein Eisbär! , kreischten ihre Gedanken.
Auf einmal fielen ihr die Gerüchte ein, die sie gehört hatte. Auf dem DeepEyeSonar hatte man eine Bewegung gesehen, wurde geflüstert. Eine Bewegung auf dem Bildschirm.
Sie schrie auf und lief weiter.
Als sie um eine scharfe Ecke bog, verschwand ein paar Meter vor ihr plötzlich der Boden. Das helle Eis endete in Finsternis. Als Geologiestudentin kannte sie solche Spalten. Wie jeder Kristall, so konnte auch Eis, wenn es unter Druck

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