Mission Arktis
lassen. Dafür musste er jemanden an der Küste erreichen, der seinerseits mit Fairbanks Kontakt aufnahm. Das konnte den ganzen Vormittag dauern.
»Also, wer zum Teufel hat hier das Kommando?«, fuhr Jenny fort.
Matt wusste, was sie meinte. Das ganze Sicherheitsteam schien aus den sechs Männern zu bestehen, die sie zur Station eskortiert hatten. Wo war das übrige NavyPersonal? Matt dachte an die leere Polynja und die ins Eis getriebenen Anlegepoller. »Die Verantwortlichen befinden sich wahrscheinlich draußen im U-Boot.«
»In welchem U-Boot denn?«, fragte Craig und wurde hinter seinem Becher etwas lebhafter.
Matt erklärte, was er aus der Luft gesehen hatte. »Die alten SCICEX-Stationen wurden von NavyU-Booten versorgt. Diese hier ist da sicher keine Ausnahme, vor allem so tief im Packeis. Ich wette, dass die höher gestellten NavyRänge auf irgendeiner Mission an Bord des U- Boots sind. Vielleicht um in Prudhoe auszuhelfen.«
»Was ist mit dem Chef des Forschungsteams?«, fragte Craig. »Es muss doch auch bei den Zivilisten eine Befehlskette geben. Wenn wir jemanden dazu kriegen könnten, uns mal richtig zuzuhören …«
Seit ihrer Ankunft waren eine Hand voll Männer und Frauen durch den Raum geschlendert, um die Neuankömmlinge zu begaffen. Ihre Gesichter verrieten eine Mischung aus wissenschaftlichem Interesse und dem dringenden Bedürfnis, Neuigkeiten aus der Welt draußen zu hören. Einer der Männer, ein Forscher mit einem NASA-Abzeichen, musste mit Gewalt von den Wachen weggeführt werden.
»Ich weiß nicht, wer bei den Forschern der Chef ist, aber ich schätze mal, dass diese Person auch nicht da ist.« Matt nickte den Wachen zu. »Ich bin sicher, der Chef der Driftstation hätte sich von den beiden hier nichts sagen lassen.«
Wie aufs Stichwort flog die Tür wieder auf – aber herein kam nicht der Chef der Basis, sondern Lieutenant Commander Paul Sewell, Chef des Sicherheitsteams. Er trat zu ihnen an den Tisch.
Bane sprang auf, aber Matt legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Kopf. Der Hund setzte sich wieder, blieb jedoch in Alarmbereitschaft.
Der NavyMann legte Jennys Marke und Ausweispapiere auf den Tisch. »Ihre Papiere sind überprüft worden«, sagte er, während er die anderen beäugte. »Aber Ihre Vorgesetzten in Fairbanks schienen nicht zu wissen, was Sie hier oben zu suchen haben. Angeblich sind Sie im Urlaub.«
Dann verteilte er auch die anderen Ausweise: Matts WildhüterMarke, Johns Führerschein und Craigs Presseausweis.
Jenny steckte Marke und Ausweise weg. »Was ist mit dem Revolver und der Dienstwaffe?«
»Die sind unter Verschluss, bis der Captain zurückkommt.« Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Matt respektierte Lieutenant Sewells höfliche, aber sachliche Umgangsformen.
Jenny jedoch nicht. Ihre finstere Miene wurde noch finsterer. Sie war nicht gern unbewaffnet.
»Sir«, sagte Craig, »wir sind nicht hergekommen, um Ärger zu machen. Wir haben von der Entdeckung einer verlassenen Eisbasis gehört.«
Erschrocken sah der Lieutenant Commander ihn an. »Die russische Basis?«
Um ein Haar hätte Matt seinen Kaffee ausgespuckt. Russisch … Auch Jennys Augen wurden groß vor Überraschung. John setzte seinen Kaffeebecher sehr langsam auf dem Tisch ab.
Nur Craigs Gesicht blieb ruhig und ausdruckslos. Ohne Zögern fuhr er fort: »Ja, genau. Meine Zeitung hat mich losgeschickt, um über die Entdeckung zu berichten. Die Leute hier haben sich bereit erklärt, mich zu begleiten, nachdem ich … nachdem ich in Alaska auf Probleme gestoßen bin.«
Matt gewann seine Fassung rasch wieder und nickte. »Jemand hat versucht, ihn umzubringen.«
Jetzt war es der Lieutenant Commander, der verwundert eine Braue hochzog.
»Eine Gruppe von Paramilitärs hat sein Flugzeug sabotiert und zum Absturz gebracht«, fuhr Matt fort. »Kurz danach kamen Fallschirmjäger, um die Sache endgültig zum Abschluss zu bringen. Wir konnten ihnen gerade noch entkommen und fanden Unterstützung bei … Sheriff Aratuk.« Er deutete auf Jenny.
Sie nickte. »Seither werden wir verfolgt. Wir glauben sogar, dass die Explosionen in Prudhoe Bay irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun hatten … mit der Entdeckung hier.«
»Wie …?« Dicke Furchen erschienen auf Sewells Stirn. »Warten Sie! Wer hat Ihnen das mit der russischen Eisstation überhaupt erzählt?«
»Meine Quellen sind vertraulich«, antwortete Craig und sah dem strengen Lieutenant Commander fest in die Augen. »Näheres bespreche ich nur mit jemandem, der hier
Weitere Kostenlose Bücher