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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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geriet, an glatten Stellen brechen. Auf einem Gletscher entstanden so Gletscherspalten. Das gleiche Phänomen gab es auch im Innern von Gletschern … und im Innern von Eisinseln.
Lacy grub die Schlittschuhe zum Bremsen ins Eis, aber sie hatte zu viel Schwung. Haltlos flog sie über den Rand der Klippe und in den leeren Raum. Mit einem Schrei, der das Eis erschütterte, stürzte sie in die dunkle Spalte.
Sie fiel nicht tief. Nach knapp fünf Metern kam sie mit den Schlittschuhen auf dem Eisgrund auf. Doch der Aufprall war zu stark. Trotz des KevlarKnöchelschutzes knickte der Knöchel ab, und sie schlug mit dem anderen Knie so hart auf, dass sie es bis in die Schulter spürte. Wie ein Häufchen Elend kauerte sie auf dem Eis.
Der Schmerz vertrieb die Angst und machte sich in allen Nervenenden breit.
Sie blickte empor, zum Rand der Klippe.
Der Strahl der Lampe richtete sich nach oben.
Zögernd stand das Untier am Abgrund und blickte mit seinen toten, im Schein der Lampe rot glühenden Augen hinab. Klauen gruben sich ins Eis. Schultern hoben sich, während es sich immer weiter vorbeugte. Dampfschwaden quollen aus seinen geschlitzten Nüstern, während es ein tiefes Brummen ausstieß, das die Luft erzittern ließ.
Während Lacy zu der Bestie emporstarrte, wurde ihr klar, dass sie sich vorhin geirrt hatte. Mit dieser Erkenntnis raubte ihr die Angst fast endgültig den Verstand.
Das Wesen wog mindestens eine halbe Tonne, seine Haut war glatt und schimmerte ölig wie bei einem Delphin. Zu diesem Eindruck trug auch der schmale Kopf bei, der keine Ohren aufwies, sich aber hoch emporwölbte und in einer langen Schnauze endete, was ihm ein seltsam lang gezogenes Aussehen verlieh. Die geschlitzten Nüstern saßen viel zu weit oben in seinem Gesicht, fast über den großen Augen.
Wie betäubt glotzte Lacy es an. Das Tier war zu groß, zu muskulös, zu urtümlich für die moderne Welt. Sogar in ihrer wahnsinnigen Verzweiflung erkannte sie, was sie da vor sich hatte: etwas Prähistorisches, einem Saurier ähnlich … und doch ein Säugetier.
Auch das Ungetüm musterte sie, die Lippen hoben sich leicht von seiner langen Schnauze und enthüllten rosarotes Zahnfleisch mit mehreren Reihen spitzer Zähne, hell wie zerbrochene Knochen. Rasiermesserscharfe Krallen bohrten sich tief ins Eis.
Ein primitiver Teil in ihr reagierte auf die jahrhundertealten Instinkte von Räuber und Beute. Ihrer Kehle entrang sich ein leises, jämmerliches Quäken.
Ganz langsam begann die Bestie in den Eisspalt hinunterzuklettern.
      
    07:48 Uhr
Driftstation Omega
    Matt hatte genug von den auf sie gerichteten Gewehren. Vor einer Stunde waren er und die anderen in einen großen Speisesaal getrieben worden, wo sie jetzt vor vier großen Tischen saßen. In der hinteren Hälfte des Raums befand sich eine Küchenzeile, allerdings kalt und leer. Anscheinend war das Frühstück bereits serviert worden.
    Immerhin hatte man ihnen den übrig gebliebenen Kaffee angeboten – der war zwar dick wie Mississippischlamm, aber wenigstens heiß. Craig kauerte vor seinem Becher und umklammerte ihn mit beiden Händen, als wäre er alles, was zwischen ihm und einem langsamen, qualvollen Tod stand.
    Jenny saß neben ihrem Vater auf der anderen Seite des Tisches. Bis jetzt hatte sich das Stirnrunzeln, das sie aufgesetzt hatte, als sie aus dem Flugzeug gescheucht worden waren, noch nicht wieder verzogen. Wenn überhaupt, waren die Furchen eher tiefer geworden. Das Sicherheitsteam der Navy hatte sich weder von ihrer Marke noch von ihren Ausweispapieren daran hindern lassen, sie mit vorgehaltener Waffe in diese provisorische Gefängniszelle hier zu führen.
    Wie Matt es nicht anders erwartet hatte, wollte nach dem Angriff auf Prudhoe keiner ein Risiko eingehen. Die Befehlskette musste befolgt werden. Aus seiner Militärzeit wusste Matt das nur zu gut.
    Er starrte zu den beiden Wachen hinüber, ihrer Uniform nach ein Petty Officer und ein Seaman – also ein Unteroffizier und ein Marineobergefreiter. Beide trugen ein Gewehr über der Brust und einen Revolver in einem Halfter am Gürtel. Sie hatten Jenny die Pistole abgenommen und auch die Dienstwaffe konfisziert, die hinten in der Otter verstaut war.
    »Warum brauchen die denn so lange?«, flüsterte Jenny ihm schließlich mit zusammengebissenen Zähnen zu.
»Die Kommunikation ist immer noch schlecht«, antwortete Matt. Der Chef des Sicherheitsteams war vor zwanzig Minuten verschwunden, um sich ihre Identifizierung bestätigen zu

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