Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
schien.
Er ließ den Taxifahrer 400 Meter weiterfahren und sagte dann in seinem besten irischen Akzent, zu dem er fähig war: »Könnten Sie gleich hier anhalten, Sir. Ich denke, ich werde kurz mal bei meiner Tante auf einen Kaffee vorbeischauen.«
»Kein Problem. Das macht 24 Euro.«
Mack zog ein paar Scheine aus der Tasche und reichte dem Fahrer 30 Euro. Er stieg aus, ging zu dem Gebrauchtwagenhändler zurück und schlenderte langsam zwischen den Wagen herum, um nicht die Aufmerksamkeit eines übereifrigen Verkäufers zu wecken. Doch kaum hatte er ein paar Schritte getan, stürzte sich auch schon der Besitzer, ein gewisser Michael McArdle, auf ihn und versicherte, dass der Ford Fiesta, den er sich gerade ansah, wahrscheinlich das beste Schnäppchen in
der ganzen langen Geschichte des Autohandels sei. »Ich will Ihnen mal was sagen. Der Wagen ist vier Jahre alt und hat einer Dame aus der Gegend hier gehört. Er hat nur 25 000 Kilometer drauf und ist von uns eigenhändig gewartet worden. Das ist das beste Angebot, das ich in meinem ganzen Leben gemacht habe.
Und verlange ich dafür 20 000? Nein, Sir, das tue ich nicht. Verlange ich 15 000? Nein, Sir. Ich will Ihnen was sagen, für 12 000 können Sie ihn haben. Na, das ist doch ein fairer Preis?«
»Hängt davon ab«, sagte Mack. »Wie wär’s mit 10 000 in bar?«
»Na ja, ich müsste erst den Scheck überprüfen lassen.«
»Ich sagte in bar . Zehntausend Euro, auf die Hand«, sagte Mack.
»Einverstanden«, erwiderte Michael McArdle. »Abgemacht, auch wenn Sie mir einen Dolch ins Herz stoßen, wenn ich mich für eine so lumpige Summe von diesem Wagen trennen muss. Wann brauchen Sie ihn?«
»Jetzt.«
»Jetzt! Großer Gott! Ich muss den Papierkram erledigen, die Formulare ausfüllen. Morgen können Sie ihn haben.«
»Dann bin ich hier wohl falsch. Auf Wiedersehen«, erwiderte Mack.
»Na, nicht so eilig, junger Mann. Mal sehen, was sich machen lässt. Aber ich muss die Zulassungspapiere ausfüllen. Haben Sie Ihren Ausweis dabei?«
»Kein Problem. Pass und Führerschein. Die brauchen doch nicht auch noch ein Foto von mir, oder?«, fragte Mack.
»Nein, nein. Nicht nötig. Es reicht, wenn Sie mir Ihre Personalien und die Passnummer nennen.«
»Und Sie können mir zusichern, dass die Karre läuft?«
»Das kann ich Ihnen zusichern, ich geb Ihnen darauf sogar die zweijährige McArdle-Garantie. Uns gibt es schon ein halbes Jahrhundert. Wenn der Wagen auf den ersten 7000 Kilometern
schlappmacht, erstatten wir Ihnen den Kaufpreis, und Sie können den Wagen behalten.«
Mack lachte. »Dann mal los, Michael, bringen wir die Sache hinter uns.«
Eine halbe Stunde später verließ ein Ford Fiesta in Moondust Silver mit Klimaanlage das Gelände des Gebrauchtwagenhändlers und bog nach links in die Lansdowne Road ein. Er war auf jemanden mit dem Namen Patrick O’Grady zugelassen, den es (a) überhaupt nicht gab, der (b) eine Adresse hatte, die es ebenfalls nicht gab, und (c) im Besitz eines Führerscheins war, der niemals ausgestellt worden war.
Mack war es gelungen, Michael McArdle noch eine Straßenkarte von Irland abzuschwatzen. Der Gebrauchtwagenhändler betonte bei dieser Gelegenheit nochmals, dass so großzügige Verträge wie dieser ihn sicherlich noch ins Grab bringen würden. Dennoch wünschte er Mr. O’Grady alles Gute.
Mack trat aufs Gas und konnte zufrieden feststellen, dass der Motor wirklich hielt, was Michael versprochen hatte. Er fuhr zur Merrion Road, bog, nachdem er Ballsbridge gekreuzt hatte, rechts ab zur nach Südosten führenden Hauptverkehrsstraße und nahm Kurs auf die Wicklow Mountains.
In ganz Irland hatte er nur einen einzigen Kontakt, einen Mann namens Liam O’Brien in der kleinen Wicklow-Stadt Gorey. Er hatte durch schieren Zufall von ihm erfahren. In den letzten Tagen seines Lebens, bevor er im Panzer ums Leben gekommen war, hatte Charlie O’Brien erwähnt, dass er und seine Frau nach Irland in den Urlaub wollten. Mack hatte ihn gefragt, wo sie übernachten würden, worauf Charlie ihm erzählte, er habe in Gorey einen Cousin, den er noch nie gesehen habe. »Er hat einen Haushaltswarenladen. Aber mein Vater schwört bei Gott, dass er ein hochrangiges Mitglied der IRA war. Liams Vater, der vor ein paar Jahren gestorben ist, war der Bruder meines Dads.«
Daran hatte sich Mack erinnert, und an den langen Tagen nach Annes Abreise war er zu dem Schluss gekommen, dass der Cousin jemand sein könnte, der einen Büchsenmacher in
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