Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
Problem.«
»Das genau ist der Grund dafür, warum ich hier sitze und Sie immer die Gegend unsicher machen müssen, um dämliche Geschichten zu schreiben«, antwortete Varonne. »Jetzt passen Sie mal auf. Wir haben irgendwo in Frankreich einen Killer frei herumlaufen. Er hat heute zwei Menschen umgebracht, vielleicht werden es noch mehr. Aber vielleicht hat er es auf den kommenden französischen Präsidenten abgesehen, und deshalb wollen wir es ihm nicht einfacher machen, als es sowieso schon ist.«
»Was meinen Sie damit?«
»Vor allem soll er nicht wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind. Er soll nicht wissen, dass uns bewusst ist, auf wen er es wirklich abgesehen hat. Er soll sich sicher fühlen. Dann macht er Fehler. Aber man kann nicht immer alles unter Verschluss halten. Nachdem Sie herausgefunden haben, was los ist, musste ich Ihnen die Wahrheit erzählen.«
Étienne erhob sich und dankte dem Inspecteur. Bevor er ging, stellte er eine letzte Frage: »Monsieur, was war die Todesursache?«
»Man sagte mir, er habe ihnen den Hals gebrochen. Aber soweit ich weiß, ist das noch nicht bestätigt. Fragen Sie in unserer Leichenhalle nach. Der Rechtsmediziner ist da gerade zugange.«
»Danke, Monsieur Varonne. Vielen Dank.«
Um 20 Uhr hatte Étienne mit Paul Ravel gesprochen, der nicht darauf vorbereitet war, Lügen zu erzählen, so sehr die Polizei die Sache auch unter Verschluss halten wollte. Étienne erfuhr nichts Neues – die Fakten wurden allerdings bestätigt – und rief daraufhin Henri Foche privat an. Der Politiker bestätigte ebenfalls, dass Marcel und Raymond seit mehreren Jahren bei ihm beschäftigt gewesen waren. Ja, er wisse, dass man ihm nach dem Leben trachte. Und nein, er habe die Männer nicht angewiesen, nach Val André zu fahren. Aber seine Männer arbeiteten immer eng mit der Polizei zusammen, er könne sich vorstellen, dass man auf irgendeine Weise miteinander kooperiert habe, nachdem bekannt geworden war, wo der Pirat anlanden würde.
Henri Foche hatte nicht die geringste Absicht, Le Monde gegen sich aufzubringen, und Étienne verabschiedete sich, zufrieden, dass er sich mit dem kommenden Präsidenten Frankreichs so gut verstanden hatte. Er verfügte nun über genügend Informationen, um einen wunderbaren Titelseitenartikel für seine Zeitung zu schreiben. Um halb neun rief er den Chefredakteur an und schickte seine Story gleich hinterher.
Der Millionär und gaullistische Präsidentschaftskandidat Henri Foche musste gestern Abend mit Entsetzen erfahren, dass seine beiden persönlichen Leibwächter und engen Freunde an einem bretonischen Strand auf grausame Weise ermordet wurden. Bei den Toten handelt es sich um Marcel Joffre und Raymond Dunant, beide Anfang 30, wohnhaft in der bretonischen Hauptstadt
Rennes. Nach Auskunft der Polizei war in beiden Fällen ein Nahkampfexperte für ihren Tod verantwortlich. Beiden wurde der Hals gebrochen; Marcel wurden zudem beide Augen ausgedrückt, und Raymonds rechter Arm war unterhalb des Ellbogens vollständig gesplittert.
Zum Zeitpunkt ihres Todes waren beide Männer mit schweren Dienstpistolen bewaffnet, von denen sie jedoch keinen Gebrauch machten. Chef d’Escadron Paul Ravel von der Polizei in Saint-Malo wurde der Fall übertragen, nachdem Pierre Savary, der Chef der bretonischen Polizei und enger Freund von Monsieur Foche, persönlich den Tatort besichtigt hatte.
Die Leichen wurden von zwei Jungen gefunden. Sie gaben aus Raymonds Handfeuerwaffe, die im Sand lag, einen Schuss ab und zerstörten dabei die Fensterscheibe eines angrenzenden Wohnhauses. »Wir können von Glück reden, dass sie niemanden getötet haben«, sagte dazu Chef d’Escadron Ravel.
Die Polizei vermutete zunächst einen terroristischen Hintergrund, da Monsieur Foche als Leiter eines Rüstungskonzerns verantwortlich ist für die Produktion von Lenkraketen. Ihm werden Geschäftsbeziehungen in den Nahen Osten nachgesagt. Bis zum Mittag allerdings hatte sich keine islamistische Gruppierung zu den Morden bekannt.
Im Lauf des Nachmittags allerdings verdichteten sich Anzeichen, die auf sehr viel dunklere Machenschaften hinweisen. In den vergangenen zwei Wochen soll bekannt geworden sein, dass ausländische Agenten es darauf abgesehen haben, ein Attentat auf Monsieur Foche zu verüben. Die Polizei und die privaten Leibwächter waren daraufhin in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.
Nach bisherigen Kenntnissen soll die Gefahr aus Großbritannien kommen –
Weitere Kostenlose Bücher