Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
verstärken Sie die Durchsuchung der Werft. Wenn er sich irgendwo aufhält, dann dort. Er kann nicht mehr im Wasser sein.«
»Monsieur, wir haben in der Werft bereits alles auf den Kopf gestellt.«
»Ich weiß«, erwiderte Savary. »Aber irgendwann muss er sich in Bewegung setzen. Er könnte sich zwischen den Anlegestellen versteckt haben und vielleicht eine Stunde lang im Wasser bleiben, dann kriecht er irgendwo an Land und findet ein Versteck. Vielleicht hat er einen Komplizen. Aber wenn er noch am Leben ist, muss er irgendwann, irgendwo aus dem verdammten Fluss gekommen sein.«
Um 19.15 Uhr trat der Direktor des Zentralkrankenhauses von Saint-Nazaire auf den Eingangsstufen des Gebäudes vor die wartenden Journalisten und verkündete den Tod von Monsieur Henri Foche. Er sei an zwei Schusswunden gestorben, einer im Kopf und einer im Brustbereich. Man habe Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet, im offiziellen Krankenhausbericht würde
aber vermerkt sein, dass er bereits bei der Einlieferung tot war. »Es gab von vornherein keine realistische Möglichkeit, ihn noch zu retten«, sagte er. »Aber jeder in der Notaufnahme wollte es versuchen.«
Begleitet wurde er dabei von Claudette Foche, die noch immer ihr blutüberströmtes Kleid trug. Ihr Anblick erinnerte unweigerlich an die Bilder jenes Novembertages in Dallas, Texas, 1963, als eine verzweifelte Jacqueline Kennedy das Flugzeug bestieg, das den Leichnam ihres ermordeten Mannes JFK fortbrachte.
Der Krankenhausdirektor hatte keinerlei Absicht, eine Pressekonferenz abzuhalten. Als nach der förmlichen Bekanntgabe von allen Seiten die Fragen der Journalisten auf ihn einprasselten, drehte er sich nur um und begleitete Madame Foche zurück ins Gebäude.
Unter den Reportern befand sich auch Étienne Brix, der zum neuen Leiter des bretonischen Le-Monde -Büros befördert worden war. Er war lediglich seiner Intuition gefolgt und zusammen mit einer dreiköpfigen Fernsehcrew von France 3, dem französischen Regionalsender, von Rennes nach Saint-Nazaire gefahren.
Étienne, der die Geschichte über den Mörder in Val André erst ins Rollen gebracht hatte, wusste mehr über den Hintergrund des Anschlags als jeder andere Journalist. Den meisten war lediglich bekannt, was in der Morgenausgabe von Le Monde stand. Keiner von ihnen wusste vom Peugeot und der landesweiten Fahndung, die so schiefgelaufen war.
Als die Schreiberlinge hastig ihre Artikel für die französischen Medien verfassten, war Étienne ihnen erneut um Längen voraus. Dank Inspector Varonne in Rennes war ihm allein das katastrophale Scheitern der Sicherheitskräfte bewusst. Und jetzt fühlte er sich auch an keinerlei Einschränkungen mehr gebunden, was er davon veröffentlichen durfte und was nicht.
Er meldete sich sofort bei seinem Nachrichtenredakteur in Paris und kündigte seine Story schon mal an. Wahrscheinlich
würden die Nachrichtenagenturen ausführlich zum Fall berichten, aber man solle sich darauf gefasst machen, dass er in einer Stunde seinen Artikel vorlegen werde. Er müsse dazu nur noch drei weitere Telefonate führen. Schließlich ging bei der Nachrichtenredaktion der Le Monde folgender Artikel ein:
Henri Foche, Führer der gaullistischen Partei und designierter Sieger der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen, ist gestern Nachmittag auf einer Werft in Saint-Nazaire einem Mordanschlag zum Opfer gefallen.
Monsieur Foche war bei der Einlieferung ins städtische Zentralkrankenhaus bereits tot. Die Kugeln des Attentäters hatten ihn im Kopf und in der Brust getroffen. Seine Frau Claudette, die ihn bei der Wahlkampfveranstaltung begleitet hatte, blieb die ganze Zeit über bei ihm und war auch im Operationssaal anwesend, wo Chirurgen Wiederbelebungsmaßnahmen einleiteten. Tapfer zeigte sie sich später auf den Eingangsstufen des Krankenhauses, wo der Tod ihres Mannes offiziell verkündet wurde.
Henri Foche hatte keine Chance gehabt. Die erste Kugel traf ihn im Zentralbereich der Stirn. Laut Aussage der Polizei handelte es sich um ein tödliches Hochgeschwindigkeitsgeschoss, das den Kopf in Stücke riss. Die zweite Kugel traf das Herz. Henri Foche war mit Sicherheit bereits tot, bevor er überhaupt auf dem Boden aufschlug.
Bereits seit einiger Zeit ist der Polizei bekannt, dass der Gaullistenführer von einem Attentäter verfolgt wurde. Vor zwei Tagen wurden Foches persönliche Leibwächter, Marcel Joffre und Raymond Dunant, am Strand in Val André ermordet. Die Polizei geht davon aus,
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