Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
kriegt«, grummelte Norman. »Wir brauchen einen mit schneller Auffassungsgabe, der Neues aufnehmen, erfassen, redigieren und eigene Kommentare anfügen kann, und das am besten alles gleichzeitig. Sporttypen können so was – rein mit dir, Morgan, los geht’s.«
Fox war um Längen voraus. Es war 13.30 Uhr an der amerikanischen Ostküste, kurz vor Ende des Mittagsbulletins. Neueste Meldungen! , blinkte auf dem Bildschirm, und dann kam John Morgan ins Bild und verkündete den Mord am vermeintlich zukünftigen französischen Präsidenten.
Eddie Laxtons Story strotzte vor Details, die sich zum größten Teil aus Étiennes zahllosen Anspielungen rekrutierten und bei denen der alte Fleet-Street-Profi zwei und zwei zusammengezählt hatte und schließlich auf 390 kam. Aber Eddie wusste, was er tat. Er hielt zwar nicht das Tempo von Étienne Brix mit, der immerhin vor Ort war, aber er lag auch nicht allzu weit zurück und holte stetig auf.
Der Hauptteil der Ermittlungen war nun der Préfecture de Police in Paris übertragen worden. Um 19.38 Uhr fand Eddie
Laxton sich dort ein, sprach mit Beamten, plauderte mit alten Kontakten und schickte seine Erkenntnis gleich per Handy zu Norman Dixons Assistenten in New York.
Unter allen Reportern der Welt, die an dieser Geschichte arbeiteten, war Eddie der Erste, der aus den gewundenen, abwiegelnden Aussagen der Polizei die richtigen Schlüsse zog. »Die haben nicht einen Anhaltspunkt, wer der Attentäter sein könnte. Sie haben keinen Namen, keine Adresse, keine Nationalität. Sie wissen nicht, wer ihn angeheuert hat oder warum. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob dieser Käse mit dem großen Typen und dem schwarzen Vollbart überhaupt stimmt.«
Er bat den Reporter in New York, ihn direkt zu Norman Dixon durchzustellen, dem er seine Zweifel mitteilte. Norman zögerte keine Sekunde. Auf ein Blatt Kopierpapier schrieb er: »Gestern räumte die französische Polizei ein, dass sie keinerlei Anhaltspunkte zur Identität des Attentäters hat. Sie war bislang einer völlig falschen Spur gefolgt, auch von El-Kaida kam bislang kein Bekennerschreiben. Der Täter, der Henri Foche getötet hat, ist spurlos verschwunden.«
Der Redakteur, der die Kopie davon an John Morgan weiterreichen sollte, riskierte es, leichte Bedenken anzumelden. »Was, wenn die Gendarmerie das dementiert?«
»Blödsinn, mach dir mal darum keine Sorgen«, erwiderte Norman. »Das würden sie nur dementieren, wenn sie Antworten hätten. Aber die haben sie eben nicht, sagt Eddie. Gib es John.«
Jane Remson saß auf der Terrasse, las eine Zeitschrift und wartete darauf, dass Harry zum Mittagessen nach draußen kam. Auf ihn wartete sein Lieblingsessen – Räucherlachs-Sandwich mit einem Spritzer Zitrone auf dem angebräunten, gebutterten Brot, und dazu ein Glas gekühlten Weißwein.
Dieses scheinbar bescheidene Menü für den Herrscher über Remson’s Shipbuilding musste jedoch mehrere Bedingungen erfüllen.
Zum einen musste der Wein aus Frankreich kommen, es musste ein Weißburgunder sein aus dem legendären Montrachet an der Côte de Beaune, noch dazu ein Puligny vom herausragenden Weingut Olivier Leflaive. Beim Lachs hatte er noch höhere Ansprüche. Als Erstes musste es schottischer Lachs, es musste Wildlachs sein, der in einem schottischen Fluss gefangen worden war. Nicht genug damit, bei dem schottischen Fluss musste es sich um den Tay handeln, und der Fisch musste in einem der herrlichsten, einsamsten Abschnitte südöstlich des Loch Tay, in Kinross, zu Hause gewesen sein.
Sein Vater hatte ihn in dem Sommer, als er 15 Jahre alt gewesen war, dorthin zum Angeln mitgenommen, und der Zauber dieses Flusses hatte sich dem späteren Werftchef für sein Leben eingeprägt. Er würde niemals vergessen, wie er seinen ersten Lachs erlegt hatte, den größten Fisch, den man in Süßwasser mit einer Fliege angeln konnte – das prickelnde Gefühl, den Fisch an der 3,5 Meter langen schottischen Fliegenrute zu überlisten, seine Geschwindigkeit und die Strömung miteinzuberechnen, all das zu tun, was diese stille, okkulte Kunst ausmachte. Harry würde nie vergessen, wie sein Vater ihm von der langen und mysteriösen Reise der Lachse erzählt hatte, die aus den Tiefen des Atlantiks in die Gewässer zurückkehrten, in denen sie geboren wurden, in diesem Fall den Tay. Vor allem würde er niemals den Geschmack der Sandwiches vergessen, die man ihnen damals in dem kleinen Hotel einpackte, in dem er und sein Vater
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