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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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seine Salven auf die Männer niedergehen ließ. Keinem blieb Zeit zur Flucht, keinem blieb Zeit, ihn noch anzuflehen. Der SEAL-Commander feuerte einfach weiter. Und einer nach dem anderen der Araber brach tot im Staub zusammen, bis sie einen geisterhaften weißen Hügel bildeten und ihre langen Gewänder im heißen, staubigen Südwestwind flatterten.
    Lieutenant Mason rammte seinen Boss mit einem knallharten Bodycheck um, aber er war etwa eine hundertstel Sekunde zu spät dran. Beide knallten auf den Boden, im gleichen Augenblick stürmten die Amerikaner schreiend und jubelnd zu ihnen. Von der gegenüberliegenden Flussseite setzte das Wehklagen der Frauen ein, die zu ihren gefallenen Männern eilten.
    Lieutenant Mason half seinem Boss auf die Beine. Die beiden Offiziere wurden von ihren Soldaten umringt. Ein junger SEAL, dem die Tränen über das rußverschmierte Gesicht liefen, wiederholte unaufhörlich: »Danke, Sir, danke. Mein Bruder war in dem Panzer.«
    Es gab keinen einzigen unter den 30 Amerikanern, die an diesem Morgen dem Tod von der Schippe gesprungen waren, der dem Lieutenant Commander nicht zugestimmt hätte. Mehrere von ihnen drängten sich vor und gaben dem SEAL-Commander die Hand. Andere sagten nur: »Was anderes haben diese Dreckskerle nicht verdient!« oder »Ist langsam mal Zeit geworden« oder »Das sollten wir viel öfter machen.«
    Einige Minuten lang schien Mack Bedford wie weggetreten. Er stand an der Brücke und sagte nur: »Sie haben meine Jungs umgebracht. Sie haben verdammt noch mal meine Jungs ermordet. Ich war es ihnen schuldig.«
    Die Dorfbewohner von der anderen Flussseite betraten die Brücke und trugen die Leichen zurück ans Ostufer. Drei SEALs hatten sich nebeneinander aufgebaut, hatten ihre Gewehre auf sie gerichtet und behielten sie im Auge. Es kam zu keinen Anschuldigungen seitens der Iraker, zu keinen wütenden Schreien. Nicht an diesem Tag, an dem die Verluste auf beiden Seiten vergleichbar hoch waren – zwölf Aufständische gegen zwölf SEALs und acht Ranger.
    Im Hintergrund stieg von den Panzerwracks noch immer schwarzer Qualm in den Himmel. Auf beiden Flussseiten verstanden alle, die ihre Toten betrauerten, was vorgefallen war und warum es diesen Ausgang genommen hatte. In diesem alten biblischen Land, in Mesopotamien, war lediglich das geschehen, was schon in einem der ehrwürdigsten Bücher des Alten Testaments, in Exodus, geschrieben stand – Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn .
    Zwei US-Army-Chinooks befanden sich im Landeanflug und setzten schließlich hinter den ausgebrannten Panzerwracks auf. Jeder von ihnen brachte Medikamente, Sanitäter, militärische Ermittler und kampfbereite Spezialkräfte. Nichts davon war zu diesem Zeitpunkt noch notwendig. Es gab keine Verwundeten. Jeder, der sich im näheren Umfeld der Raketeneinschläge aufgehalten hatte, war tot. Es gab kaum sterbliche Überreste. Irgendwann würden in einigen Gemeinden in den USA weiße Kreuze aufgestellt werden, auf denen zum Gedächtnis lediglich Name und Dienstrang verzeichnet waren. Ein gefallener Soldat, der Gott anvertraut wurde.
    Der von den mächtigen Rotoren der Chinooks erzeugte Sandsturm verhüllte die Schreckensszene. Aus dem aufgewirbelten Staub traten die beiden SEAL-Offiziere, die sich zu vergewissern hatten, was vorgefallen war. Nur einer von ihnen, der Befehlshaber des Camp Hitmen, Commander Butch Ghutzman, stand im Rang höher als Mack Bedford.
    Sie trafen sich am Fuß der Brücke und unterhielten sich kurz. Die Panzer waren für eingehende Untersuchungen noch zu heiß und würden es auch die nächsten Stunden über noch sein. Commander Ghutzman sah hinüber zu den Irakern, die ihre Toten wegbrachten, und fragte Mack: »Was zum Teufel ist da drüben los?«
    »Sie kümmern sich wohl um ihre Gefallenen, Sir.«
    »Sind sie in Gewehr- oder Artilleriefeuer geraten?«
    »Sie sind erschossen worden, Sir.«
    »Mitten auf der Brücke? Wollten die irgendwie unsere Jungs angreifen?«
    »Nein, Sir. Sie haben so getan, als wollten sie sich ergeben. Ich habe sie erschossen.«
    »Großer Gott! Waren sie bewaffnet?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Sie verstehen, warum ich das frage?«
    »Jawohl, Sir.«

    Drei Straßen hinter dem Fluss, direkt gegenüber der Stelle, von der die Amerikaner nun abzogen, lag ein gedrungenes graues Steinhaus. In dessen kargem Dachstuhl kauerte ein älterer Iraker und sprach in sein Handy. Er war ein Veteran der unglückseligen Operation Desert

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