Mission auf Leben und Tod
stimmen könnte.
Foche reiste im Grunde nach Saint-Nazaire, um einen Brandherd zu löschen, würde es aber als begeisternde Wahlkampfrede verkaufen, die alle davon überzeugen sollte, dass sich das Leben für jeden entscheidend verbessern würde, wenn sie ihn mit großer Mehrheit in den Élysée-Palast wählen würden. Pour la Bretagne, pour la France.
Er wollte kurz nach fünf, nach Schichtende, vor den versammelten Werftarbeitern auftreten. Die Unternehmensleitung hatte zugesagt, den Beginn der nächsten Schicht um eine Stunde nach hinten zu verschieben. Ein Bild zeigte die Holzbühne mit Rednerpult und Mikro, darüber erstreckte sich eine Markise in patriotischem Blau-Weiß-Rot und ein riesiges Foche-Wahlkampfbanner. Die Arbeiter, für die Mack sich interessierte, trugen allesamt marineblaue Overalls.
Erneut ging er zum Zeitungsständer, wo er im unteren Teil eine Auswahl von französischen Straßenkarten entdeckte. Er nahm sich eine mit zu seinem Tisch, als auch schon sein Frühstück kam. Er bat die Bedienung, die Karte sowie die Zeitung mit auf die Rechnung zu setzen.
Selbstverständlich, erwiderte sie, und ob sie ihm noch was bringen könne? Nein, er sei zufrieden im Moment, antwortete er und machte sich über das Frühstück her, die erste Mahlzeit seit dem frittierten Kabeljau und den fetttriefenden Pommes in Brixham dreizehn Stunden zuvor. Schließlich war er die gesamte Nacht auf gewesen, hatte sich mit den Widrigkeiten der Natur herumgeschlagen und gegen einheimische Schurken kämpfen müssen.
Das mit Parmesan, Estragon und Schnittlauch verfeinerte Omelett war hervorragend. Nach Macks vorsichtiger Schätzung hätte er zwölf davon verdrücken können. Aber er wollte nicht zu viel zu sich nehmen – er musste wachsam bleiben. Er aß das köstliche Brot mit Erdbeermarmelade und ließ sich noch Kaffee nachschenken.
Dann bestellte er einen großen schwarzen Kaffee zum Mitnehmen und verlangte die Rechnung. Die Bedienung brachte ihm beides, den Kaffee in einem Plastikbecher mit Deckel, und Mack zahlte, gab Trinkgeld und sagte, er wolle noch ein wenig sitzen bleiben.
Zwei Minuten darauf sah Mack einen kleinen Citroën auf den Parkplatz einbiegen. Zwei Männer stiegen aus, kamen ins Café und nahmen an einem kleinen Tisch auf der gegenüberliegenden Seite Platz. Mack stand auf, nahm seinen Kaffeebecher, schnappte sich an der Theke noch ein Streichholzheftchen und eilte hinaus.
Zwanglos näherte er sich dem Citroën, der von seinen beiden Besitzern im Café nicht einsehbar war. Und machte sich an die Arbeit.
Er ging vor dem Wagen in die Hocke, schraubte schnell vorn und dann hinten die Nummernschilder ab und befestigte sie an seinem dunkelblauen Peugeot. Dann nahm er seine Nummernschilder vom Rücksitz und stattete mit ihnen den Citroën aus. Er schüttete den schwarzen Kaffee in die Hecke, behielt den Becher, sprang hinters Steuer und raste mit dem Peugeot auf die Straße hinaus, dass dem verstorbenen Killer Raymond Hören und Sehen vergangen wäre.
15 Kilometer weiter hielt er an einem ruhigen Alleeabschnitt und warf einen Blick auf die Straßenkarte. Er musste nicht mehr nach Rennes. Saint-Nazaire lag an die 130 Kilometer im Süden, es reichte daher, wenn er quer übers Land Richtung Vannes am Golf von Morbihan fuhr, um dort auf die Autobahn zu kommen, die dann direkt zum Zentrum der französischen Schiffbauindustrie führte.
Mack sah auf die Uhr und überprüfte die Tankanzeige. Es war neun Uhr, ein wunderbarer Julimorgen, und er hatte genügend Benzin. Laporte hatte den Tank nicht ganz voll gemacht, wahrscheinlich hatte er bereits geahnt, dass er von dem Mann, der für den Peugeot soeben 6000 Euro über dem Preis gezahlt hatte, keine Kohle mehr sehen würde.
Wahrscheinlich würden noch 10 bis 15 Liter reinpassen, weshalb Mack bei der nächsten Tankstelle anhielt, volltankte und noch einen halben Liter Super im Kaffeebecher mitnahm.
Fünf Kilometer weiter bog er auf einen Rastplatz ein, zog die schwarze Perücke, den Vollbart und das schwarze T-Shirt aus der Tasche, zerriss Gunthers Pass und Führerschein und wickelte alles in die Le Monde . Dann schob er die Zeitung in einen eisernen Abfalleimer, leerte darüber den Kaffeebecher, entfachte eines der Streichhölzer, warf es hinein und duckte sich. Mit einem dumpfen Wampff schlugen die Flammen hoch, Mack spürte die Hitze, unter der die Überreste von Gunther an einer einsamen französischen Landstraße kremiert wurden.
Er entfernte sich vom rot
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