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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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an den Nebel und Kohlenrauch gewöhnt. Und ihr wurde bewusst, dass sie beides sogar vermisste.
    Die Bibliothek war zwar nicht die größte, die Octavia je besucht hatte, aber sie schien sich großer Beliebtheit zu erfreuen. An den Tischen saßen lesende Gentlemen und Damen, andere stöberten in den Regalen. Octavia ging Modo voraus in das oberste Stockwerk, wohin sich keine weiteren Besucher verirrt hatten.
    »Das ist der Versammlungsraum«, erklärte sie und deutete auf eine Tür.
    »Das ist das einzige Zimmer hier oben«, erwiderte Modo. »Aufgepasst, Scotland Yard!«
    »Ach, bist du deshalb noch immer beleidigt? Könntest du jetzt bitte das Schloss knacken, falls du nicht allzu verstimmt bist? Ich stehe Schmiere.«
    Modo zog einen Satz Dietriche hervor, die er unter dem Gürtel verborgen hatte, und wenig später standen sie in dem Versammlungsraum. Er war sparsam eingerichtet: ein Tisch, Vorhänge am Fenster und Regale mit wenigen Büchern.
    »Na schön, das war reine Zeitverschwendung«, stellte Octavia fest. Sie hielt inne. Ob sie wohl gerade über die Stelle ging, wo der ermordete Franzose gelegen hatte?
    Da vernahm sie ein leises Husten und ein schlurfendes Geräusch. Sie drehte sich um: »Bist du krank?«, erkundigte sie sich.
    »Du hast doch gehustet«, entgegnete Modo, ohne von einem Buch aufzusehen.
    »Ich huste nicht«, sagte Octavia. »Ich atme ruhig und wohlgefällig.«
    »Du Glückliche.« Modo hob resignierend die Hände. »Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas finden. Hier wurde schon vor Wochen gründlich aufgeräumt.«
    Seine Stirn glänzte in dem Tageslicht, das durch das Fenster fiel, und seine Haut war gerötet.
    »Dein Gesicht wirkt ein wenig erhitzt, Modo. Kommt das noch von der Seekrankheit?«
    Modo betastete seine Wange und mit einem kurzen Japsen drehte er ihr den Rücken zu. Er kramte in seiner Jackentasche, führte die Hände an seinen Kopf und als er sich wieder umwandte, trug er die Netzmaske. Er wirkte etwas kleiner und gebeugter.
    »Was geschieht mit dir, Modo?«
    »Du weißt, dass ich es dir nicht sagen kann.«
    »Ja, aber ich frage gern immer wieder nach, mein Göttergatte. In der Hinsicht bin ich eigen.«
    Es war sehr schwierig, zu erahnen, was in ihm vorging, wenn er die Maske trug. Während der Schiffsreise hatte Octavia über eine Woche auf dieses Netzding gestarrt und sie hatte genug davon.
    Sie kehrten in ihr Hotel zurück, bestellten Brathähnchen aufs Zimmer und aßen rasch. Anschließend blieb Octavia am Tisch sitzen und trommelte mit den Fingern auf die kunstvolle Weltkarte, die in das Mahagoniholz geschnitzt war. Sie zeichnete mit dem Zeigefinger die Strecke von London nach New York nach. »Die Warterei bringt mich noch um den Verstand«, erklärte sie. »Ist dir vielleicht nach einer Partie Schnippschnapp?«
    »Ich kann keine Kartenspiele. Mr Socrates hielt das bei meiner Erziehung für überflüssig.«
    »Ach, der vertrocknete, alte Knacker! Niemand in der Ewigen Allianz darf ein bisschen Spaß haben. Manchmal glaube ich, dass ihr eigentliches Ziel ist, die Welt zu Tode zu langweilen!«
    Octavia freute sich, dass Modo lachte. »Nun, mein lieber Gatte, was mach ich bloß mit dir? Ich muss wohl bei den ganz simplen Kinderspielen ansetzen. Versuchen wir es mit: ›Ich weiß was, was du nicht weißt‹.«
    »Wie geht das?«
    »Wir haben das im Waisenhaus immer beim Schlagen der Wäsche gespielt. Wir stellen uns gegenseitig Fragen und versuchen zu erraten, woran der andere denkt. Ich fange an. Bist du bereit?«
    »Äh, sicher.«
    Octavia beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, Modo ein wenig aus der Fassung zu bringen, weil er einfach allzu bieder war. »Also, Modo, weißt du, was Liebe ist?«
    Fast wäre sie in Lachen ausgebrochen, als sie seine aufgerissenen Augen sah. Selbst die Maske konnte seinen Schock nicht verbergen.
    »Ob ich was weiß?«
    »Verstehst du, warum wir sterblichen Wesen Liebe empfinden? Oder wichtiger noch: Wie gelingt es zum Beispiel jemandem wie dir, andere hinter das Licht zu führen, sodass sie dich für ihren romantischen Traumprinzen halten?«
    Modo kratzte sich an der Schulter. »Wie kommen wir jetzt auf das Thema?«
    »Mr Socrates hat mir Shakespeare und Dickens zu lesen gegeben. Auf den Roman Große Erwartungen hat er besonders großen Wert gelegt. Er wollte mir begreiflich machen, wie sehr Menschen sich Liebe wünschen.« Octavia ging dazu über, Mr Socrates nachzuahmen, und war zufrieden mit ihrem Tonfall und Akzent. »Der Schlüssel zum

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