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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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Octavia. Als sie näher trat, stellte sie allerdings fest, dass der Mann nur deshalb nicht wie die beiden anderen über dem Tisch hing, weil er sein abgeschraubtes Holzbein als Stütze nutzte. Seine Augen, durchzogen von roten Äderchen, richteten sich langsam auf Octavia. Er grunzte etwas, das wie »Walküre« klang.
    »Nein, ich bin keine Walküre«, stellte sie richtig, »und auch kein Engel. Ich benötige einen Kapitän, der mutig genug ist, in den Kreis von Niflhel zu fahren.«
    Der Mann blinzelte langsam. Seine Zähne waren in einem schlechten Zustand, aber sie erkannte, dass er in seiner Jugend schön gewesen sein musste. Das Leben und der Alkohol hatten sein Gesicht gezeichnet. »Nur die Toten gelangen nach Niflhel.«
    »Ich meine das Gebiet auf dem Meer. Nicht das Totenreich.« Ihre Antwort überraschte sie selbst. Also hatte sie doch etwas von Mr Socrates’ Unterricht über die skandinavische Kultur mitbekommen. Vielleicht würde es sich endlich auszahlen, dass sie lesen gelernt hatte.
    »Hel erwartet uns«, murmelte der Mann, »ihr Saal heißt Elend, Hunger ihre Schüssel, Gier ihr Messer.«
    Er war verrückt! Er glaubte an die nordischen Sagen. »Wenn Sie ein mutiger Mann wären, würden Sie mich dorthin bringen.«
    Ein heiseres Lachen entfuhr ihm. »Nicht einmal Hermod konnte Baldur vor Hel erretten.«
    Octavia begriff das als ein Argument – eines, das sie bezwingen musste. Sie legte Geld auf den Tisch. Der Mann starrte finster auf die Scheine, dann fegte er sie herunter. Oberhalb des Handgelenks trug er eine Tätowierung, die einen Hammer zeigte.
    »Also, das ist ungehobelt«, sagte sie. Dann kam ihr plötzlich ein Name in den Sinn, der ihr während ihrer Studien begegnet war. »Thor hätte keine Angst. Thor würde sich nach Niflhel wagen. Er würde zu seinem Hammer greifen und zuschlagen.«
    Diese Worte entzündeten einen Funken in den Augen des Mannes. Er erhob sich abrupt und stand schwankend auf dem gesunden Bein, bis er sein Holzbein befestigt hatte. Dann polterte er humpelnd in Richtung Tür. »Bringen Sie mein Geld mit!«, befahl er über die Schulter.

23
Die Stimme im Kopf
     
    M r Warkin, was ist mit Ihnen?«, fragte Colette. Modo achtete gar nicht auf sie. Er musste schnell handeln. Schon spürte er, wie seine Brust sich ausdehnte und in die letzten Hohlräume der Rüstung drückte. Er riss sich den Helm vom Kopf und warf ihn auf den Boden, dann zerrte er an den Riemen des Aquaanzugs.
    »Mr Warkin! Gehen Sie vorsichtig mit der Ausrüstung um!«, schrie Monturiol, die ihren Helm mit beiden Händen hielt. »Reden Sie schon! Sagen Sie uns, was mit Ihnen los ist!«
    »Zu klein, zu eng!«, keuchte Modo. Ein brennender Schmerz zog sich durch seine Knochen. Er versuchte krampfhaft, es hinauszuzögern, dass sie sich verschoben. Er schleuderte die Beinpanzer von sich. Die Qualen, welche die Verwandlung begleiteten, vernebelten seinen Geist.
    »Mr Warkin!«, rief Colette aus.
    Aber Modo kehrte ihr den Rücken zu. Sie durfte ihn so nicht sehen! Er ließ den Brustpanzer auf den Boden fallen und nuschelte durch seine anschwellenden Lippen: »Ich gehe auf meine Kabine. Ich muss! Meine Krankheit!« Schon stürzte er an zwei bulligen Icariern vorbei, hastete durch den engen Gang, die Bibliothek und die Brücke und stürmte in seine Kammer, wo er die Tür hinter sich zuknallte. Schwer atmend, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen.
    Die Verwandlung war jetzt nicht mehr aufzuhalten. Sie hatte plötzlicher und früher eingesetzt als gewöhnlich. Seine Arme wurden dicker und der Buckel drückte gegen die Tür, als sich seine Wirbelsäule so heftig krümmte, dass sämtliche Nerven vor Schmerz vibrierten. Er riss sich den Gummianzug vom Körper, weil er fürchtete, er würde seine Arme einengen und ihm das Blut abschnüren. In dem kleinen Spiegel sah er die Gesichtszüge des Ritters in sich zusammensacken. Ein Auge war jetzt etwas größer als das andere. Sein herrliches dunkles Haar fiel ihm aus und rote Büschel wuchsen aus seiner Kopfhaut.
    »Mr Warkin?«, flüsterte Colette durch die Tür. »Mr Warkin, geht es Ihnen gut?«
    »Gehen Sie«, lallte er.
    »Modo«, wisperte sie zurück, »was ist los?«
    »Ich bin krank«, erwiderte er und hätte am liebsten mit den Fäusten auf seinen Buckel eingeschlagen. Er drückte sich fest gegen die Tür. »Ich muss eine Weile allein sein.« Wenn er doch nur das Licht löschen könnte, aber das Schiff war im Tagzeit-Modus.
    »Bitte, lass mich rein.«
    »Nein! Niemand

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