Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
kommt herein!« Ein Keuchen entfuhr ihm. Es war jedes Mal schrecklich qualvoll, in seine normale Gestalt zurückzugleiten.
»Modo!«
Mit Mühe brachte er seine aufgedunsenen Lippen und seine geschundene Kehle dazu, Worte zu formen: »Ich. Esse. Heute. Abend. Nicht. Bitte. Geh. Colette.«
Auf der anderen Seite der Tür herrschte Schweigen. Modos Atmung wurde langsam wieder regelmäßiger.
»Gut, dann gehe ich«, sagte Colette schließlich. »Aber ich erwarte eine ausführliche Erklärung.«
»Die. Bekommst. Du«, versprach er, ohne genau zu wissen, was er ihr erzählen würde. Er nahm an, dass sie gegangen war, und rieb seine Schulter. Beim Ausziehen des Aquaanzugs hatte er sie sich fast ausgerenkt. Da klopfte es erneut. »Bitte gehen Sie!«
»Mr Warkin!« Monturiols Stimme klang streng. »Erklären Sie mir, warum Sie unsere wertvolle Ausrüstung beschädigt haben! Was ist los mit Ihnen?«
»I-ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Der Anzug zu klein. Das Meer zu tief.«
»Das ist alles nur eine Kopfsache. Sie müssen das überwinden. Icarier haben keine Angst vor der See. Sie ist unsere Mutter.«
Modo atmete tief ein. Die Schmerzen ließen ein klein wenig nach. »E-entschu-uldigen Sie, Ka-kapitänin. Es tut mir wirklich leid. Sie müssen verstehen, diese Erfahrungen sind neu für mich.« Er holte erneut keuchend tief Luft. »Ich bin über den Meeresgrund spaziert. Nie hätte ich mir etwas Derartiges träumen lassen. Und dann diese fantastische Stadt.«
»Ja, ja, das ist verständlich. Ich hätte Sie beide seelisch auf dieses überwältigende Erlebnis vorbereiten müssen. Vielleicht trage ich eine gewisse Mitschuld. Ich lasse Ihnen etwas zu essen bringen. Suppe?«
»Das wäre sehr freundlich.«
»Ruhen Sie sich aus, Mr Warkin. Ordnen Sie Ihre Gedanken.«
Als Modo sicher war, dass die Kapitänin gegangen war, setzte er sich auf das Bett. Noch immer rang er nach Atem. Seine Wirbelsäule hatte sich verkrümmt und so rückte er hin und her, um eine bequeme Position zu finden.
Was sollte er jetzt tun? Eine Flucht aus dem Unterseeschiff schien unmöglich. Neu-Barcelona war beeindruckend gewesen. Mr Socrates würde erpicht darauf sein, die Technologien zu ergründen, die beim Bau dieser Stadt zum Einsatz gekommen waren. Modo malte sich aus, dass überall im Atlantik solche Städte stünden – wo man Kelp erntete und Korallen sammelte, Perlen suchte und in der Tiefsee fischte. Eine ganz neue Welt, sehr viel reicher noch als der amerikanische Kontinent.
Sein Fuß stieß unter der Pritsche gegen etwas. Er beugte sich vor und griff nach dem Gegenstand. Der drahtlose Telegraf – in zwei Stücke zerbrochen! Trieb die Kapitänin irgendein psychologisches Spielchen mit ihm?
Er nahm die beiden Teile genauer in Augenschein. Der Schaden war nicht zu schlimm, er könnte den Apparat reparieren. Aber was war die Botschaft? Wollte ihm die Kapitänin mitteilen, dass sie von dem Telegrafen wusste und folglich wusste, dass er ein Agent war? Oder gab es da jemand anderen, der …
»Du bist ein ziemlich hässlicher Vogel, was?«
Eine männliche Stimme! Modo blickte sich wild nach allen Seiten um, aber niemand außer ihm war in der Kabine. Er sprang auf und drückte sein Ohr an die Tür. Nur das metallische Knirschen des Schiffes war zu hören. Der Mann musste ihn durch ein Guckloch in der Wand beobachten.
Plötzlich erklang ein helles Gelächter in einer Ecke der Kammer. Modo fuhr herum, doch da war niemand.
»Du suchst wohl mich, wie?« Die Stimme verfiel in einen neckischen Singsang und hatte einen leichten englischen Akzent. »So ist das mit mir – man sieht mich nicht, man findet mich nicht.«
»Wer bist du?« Modo suchte hektisch nach seiner Maske. »Wo bist du?«
Wieder ertönte Gelächter, diesmal direkt neben ihm. Dann schien die Stimme durch den Raum zu flattern: »Ich bewege mich wie der Wind. Ich beobachte dich schon seit Wochen. Seit Wochen! Du bist in die kokette Colette verliebt, oder? Was würde wohl Octavia davon halten?«
»Octavia? Woher kennst du ihren Namen?« Modo fragte sich, ob er dabei war, den Verstand zu verlieren. »Sag mir, wo du bist!«
Die beiden Teile des Telegrafen stiegen über dem Bett in die Höhe, schwebten aufeinander zu und wieder voneinander weg. Modo blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen.
»Ich habe versucht, dieses drahtlose Ding zum Funktionieren zu bringen, aber da gibt es einen Trick, oder? Einen Trick! Und dann ist es zerbrochen. Sehr lumpig. Wirklich sehr
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