Mission Clockwork
Hansom hielt. »Wenn nicht, kannst du hierbleiben.« Sie kletterte aus dem Wagen und bezahlte den Fahrer.
Modo sprang auf seiner Seite aus der Droschke. Octavia war bereits vorausgegangen und würde jeden Moment in dem Gedränge aus StraÃenverkäufern und Gammlern verschwinden. Es war mitten am Nachmittag und die Händler hofften, ihre Waren an Seeleute und Arbeiter verkaufen zu können, die auf dem Weg von oder zu den Docks waren. Modo blickte sich auf der Suche nach Octavia hastig nach allen Seiten um. Sein Herz schlug wild. Er spähte kurz zu dem Dach des Gebäudes neben ihm hinauf. Alles in ihm schrie danach, vor den Menschenmassen zu flüchten. Er war schon in dieser Ecke des Viertels St Giles gewesen, aber immer nur auf den Dächern. Menschen rempelten ihn an. Irgendjemand hätte ihm beinahe mit dem Ellbogen die Maske weggeschlagen.
Als sich die Menge einen Augenblick lang lichtete, sah er endlich Octavia, die sich in groÃen Schritten von ihm entfernte. Atemlos rannte Modo hinter ihr her und holte sie ein.
»Trödle nicht herum«, sagte sie.
»Lauf nicht so schnell!«
Sie hielt vor einem Kind an, dessen ungekämmtes Haar die Farbe von Kohle hatte. Sein Hemd bestand aus mehr Löchern als Stoff. Die Augen des Jungen huschten zwischen Modo und Octavia hin und her.
»Bring mich zu Taff!«, forderte sie.
»Taff kann man nichâ einfach so treffen. Ihr wartet hier. Ich geh mal fragen, ob er euch sehen will«, erklärte der Junge. Er flitzte davon und verschwand in der Menge wie ein Wiesel in seinem Bau. Ein paar Minuten später kam er mit einem älteren Burschen zurück, der sagte: »Mr Taff wird euch jetzt empfangen.« Er ging den drei anderen durch eine enge Gasse voraus. Sie kamen an Türen vorbei, vor denen sich dünne, blasse Männer mit leicht irrem Blick drängten.
»Opiumhöhlen«, bemerkte Octavia sachlich.
Modo hatte von solchen Orten gehört. Männer rauchten die Substanz und verwandelten sich in Monster. So hatte Mrs Finchley es ihm erklärt.
Die Jungen führten sie in eine alte Schenke. Die Balken hatten sich verschoben, weshalb das Gebäude sich bedenklich neigte, und die vermoderte Tür hing nur noch an einem Scharnier. Im Inneren standen mehrere Tische. An einem saà ein alter Mann. Beim Anblick Octavias stand er auf und ging auf sie zu. Jeden zweiten Schritt begleitete ein lautes Pochen. Als er um den Tisch herumkam, sah Modo, dass er ein Holzbein hatte. In der Hand hielt er einen Krug, aus dem Bier schwappte.
»Der alte Taff hat gedacht, âne Lady kämâ ihn besuchen.« Der schwarze Bart des Mannes war von grauen Haaren durchzogen und seine Augen funkelten. »Dabei isâ es nur meine liebe kleine Octavia. Und schau dich bloà an, herausgeputzt wie âne echte Dame, das will ich meinen. Und wer ist seine Lordschaft da neben dir?«
»Mein Begleiter heiÃt Modo.«
»Oha, und hör bloÃ, wie du sprichst! Ganz gewählt und so. Ich frag mich, wen du dieser Tage deine Freunde nennst?«
Octavia verdrehte die Augen.
»Jaja, ich weiÃ, ich weië, fuhr Taff fort. »âs heiÃt, du verkehrst in letzter Zeit mit recht interessanten Leuten, so wie mit dem Herrn hier. Darf ich fragen: Wozu die Maske?«
Octavia antwortete, bevor Modo den Mund öffnen konnte. »Er hat solche Zornesfalten, dass sein Gesicht immer ziemlich fies aussieht.«
Modo erstarrte.
Taff nickte und zwinkerte ihm zu. »Ich sollte auch âne Maske tragen. Meine Visage isâ nichâ gerade angenehm. Der Rest von mir ebenso wenig.« Er pochte mit seinem Holzbein auf den Boden und gluckste. »Schätze, du fragst dich, was aus meinem Bein geworden isâ? Na ja, Kumpel, das haben die Haie gefressen. Hab es im Dienste Ihrer Majestät an eine Kanonenkugel verloren. ân Jammer isâ das. Jetzt sind meine Jungs meine Beine.« Er nahm einen Schluck von seinem Bier. »Na, Octavia, wie immer freut sich der alte Taff, dich zu sehen. Keiner dieser Lumpenkerle hat dein Talent. Du suchst also Arbeit, was?«
Sie lachte auf. »Es ist klüger, das Handwerk aufzugeben, wenn man in das Alter kommt, dass man gehängt werden kann. Garret hat mich das gelehrt.«
Taff nickte. »Wenn ich an seinen Tod denk, wird mir immer noch schwer ums Herz. Ich vermiss den Burschen.«
»Ja, das solltest du auch«, antwortete Octavia ziemlich kühl.
Weitere Kostenlose Bücher