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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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lagen eine getrocknete Rose und ein Armband, das so klein war, dass es einem Baby gehört haben musste. Einen Augenblick lang gab sich Modo der Vorstellung hin, es sei sein eigenes Armband gewesen.
    Dann pflückte er die Maske vom Ständer und war verblüfft, dass sie ihm noch passte. Sie saß allenfalls ein wenig eng. Er öffnete eine Schublade und fand ein Paar dünne Glacéhandschuhe und einen Gürtel mit Taschen, von denen jede einen anderen Gegenstand enthielt: ein kleines Messer, eine Taschenlampe, einen Draht mit einem kleinen Haken und einen Füllfederhalter. Er wollte schon auf den ungewöhnlichen Knopf auf dem Füller drücken, ließ es dann aber bleiben, weil er fürchtete, die Tinte könnte herausspritzen. Er schnallte sich den Gürtel unter sein Jackett, überprüfte den Sitz der Maske im Spiegel, zog die Kapuze über seinem Kopf fest und streifte sich zum Schluss noch die Handschuhe über.
    Modo war erschöpft, trotzdem kehrte er ins Badezimmer zurück, um das Papier mit den Bruchstücken von Dr. Hydes Aufzeichnungen zu holen und in die Tasche zu stecken. Dann ging er zur Haustür, wo Octavia auf ihn wartete. Ihr Haar war noch feucht und sie band es gerade zurück.
    Â»Wie ich sehe, hast du dich wieder maskiert. Ein Anflug von Schüchternheit?«
    Â»Nein, der Ausschlag ist schlimmer geworden, das ist alles.«
    Â»Du bist ein sehr merkwürdiger Mensch, Modo. Und du wirkst kleiner.«
    Modo richtete sich so hoch auf, wie er nur konnte.
    Â»Nun, so ist es besser«, sagte Octavia und hörte auf, sich mit ihrem Haar zu beschäftigen. »Während du Verkleiden gespielt hast, habe ich mir einen Plan zurechtgelegt. Aber es ist jetzt keine Zeit zum Reden. Erst einmal müssen wir runter zur Berkeley Street, um eine Droschke zu finden.«
    Atemlos erreichten sie die große Straße und Octavia hielt einen Hansom an. Sie gab dem Fahrer eine Adresse in der Gegend der Seven Dials.
    Â»Was wollen wir da?«, fragte Modo.
    Â»Ich habe schon öfter, wenn nötig, Kontakte aus meinem alten Leben genutzt.«
    Â»Aus deinem alten Leben?«
    Â»Aus meiner Zeit als Taschendiebin und Trickbetrügerin.«
    Â»Und du hast immer noch mit diesen Gaunern zu tun?«, platzte Modo heraus.
    Â»Warum bist du so voreingenommen?«
    Â»Ich bin nicht voreingenommen!«
    Darauf entfuhr Octavia nur ein ärgerliches Schnauben. »Mit wem hast du eigentlich früher gespielt, dass du dich so benimmst?«
    Â»Ich habe nicht gespielt. Ich war immer im Haus.«
    Â»Du hast das Haus nie verlassen? Niemals?«
    Â»Das erste Mal vor sechs Monaten.«
    Jetzt wirkte sie geradezu betroffen, ja vielleicht sogar traurig. »Das ist entsetzlich grausam.«
    Â»Nein, aber nein. Mr Socrates hat mich zum Agenten ausgebildet.«
    Â»Wie viele Jahre warst du dort?«
    Â»Dreizehn.«
    Â»Dreizehn Jahre!« Ihre Augen blitzten auf.
    Â»Er hat mich gerettet«, fügte Modo schwach hinzu. Er wusste, dass Octavia zumindest teilweise recht hatte. Darin wurzelte auch sein eigener Zorn. Er hätte so viel mehr lernen können, wenn man ihm erlaubt hätte, ein echtes Leben zu leben.
    Octavia fuhr fort: »Vor was hat er dich denn gerettet, Modo?«
    Das konnte er ihr natürlich nicht erzählen. Mr Socrates hatte ihm gesagt, er sei ein so entstelltes, hässliches Kind gewesen, dass ihn das Waisenhaus an Zigeuner verkauft hatte, die damit Geld verdienten, ihn in einem fahrenden Kuriositätenkabinett zur Schau zu stellen. »Glaub es mir einfach. Er hat mich gerettet.«
    Â»Er ist nicht viel besser als dieser Dr. Hyde.«
    Â»Mr Socrates ist gut zu uns beiden!«
    Â»Weil es seinen eigenen Zwecken dient, ja.«
    Â»Nein, er … er …« Fast hätte Modo gesagt: liebt mich . Aber er konnte beim besten Willen nicht wissen, ob das stimmte.
    Â»Diese Unterhaltung bringt dich durcheinander. Es tut mir leid, aber ich sage gern, was ich denke. Am besten gewöhnst du dich daran.«
    Er starrte sie wütend an, doch er vermutete, sie konnte seinen Zorn hinter der Maske nicht erahnen. Die Art, wie sie da mit kerzengeradem Rücken und stolzem Gesicht neben ihm saß, brachte ihn zur Weißglut. Wie konnte sie es wagen, so von Mr Socrates zu sprechen, nach allem, was er für sie selbst getan hatte? Für Modo. Für Großbritannien.
    Â»Bist du mit dem Schmollen fertig?«, fragte Octavia ihn, als der

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