Mission Clockwork
sich Menschen, die sicherlich besser gekleidet waren als das Volk in St Giles, sich aber nicht darum zu kümmern schienen, in wen sie hineinliefen. Einige starrten Modo an und er fragte sich, ob sie erstaunt waren, dass er sich in Begleitung einer so schönen jungen Frau befand, oder ob es nur an seiner Maske lag. Ich könnte sie abnehmen. Dann hätten sie was zum Anstarren, dachte er.
Am Ende der Fleet Lane gelangten sie zu einem runden, zweistöckigen Backsteingebäude. Es war einmal der Zugang zu einer Untergrundbahn gewesen. Die Nachmittagssonne schien auf den oberen Teil des Bauwerks und lieà die Ziegel erglühen. Das Tor war mit mehreren Brettern vernagelt worden.
»Das ist der Eingang, von dem Taff gesprochen hat«, sagte Octavia, »aber wir nehmen einen anderen Zugang.« Sie gingen um das Gebäude herum.
»Siehst du das Fenster da?« Octavia deutete darauf. »Zeig mir mal, wie du springen kannst, Modo.«
»Ich führe keine Kunststücke vor«, entgegnete er, »und wenn, dann nur für den doppelten Lohn.«
Er sah sich in beiden Richtungen auf der StraÃe nach Zeugen um und hangelte sich schnell an einigen vorstehenden Ziegeln entlang zu dem Fenster hoch. Als er sich durch die winzige Ãffnung quetschte, wünschte er, einen Kinderkörper zu haben. Er befürchtete, stecken zu bleiben. Das lächerliche Bild von seinem Hintern, der drauÃen in der Luft hängen würde, verlieh ihm die nötige Kraft, um sich nach drinnen zu hieven.
Er trat auf einen Stützbalken und lieà sich dann auf den Boden hinunter. AnschlieÃend ging er über eine Treppe nach unten zur Tür und drückte sie mit der Schulter weit genug auf, damit Octavia ins Innere gelangen konnte.
»Du bist bärenstark«, sagte sie und drückte seinen Arm.
Modo zuckte mit den Schultern.
Ein Schild mit goldenen Lettern verkündete: EINGANG ZUR ORLANDO-BAHNLINIE, 1870. Modo erkannte, dass die Bauherren â wer auch immer sie gewesen waren â mit Tausenden von Fahrgästen am Tag gerechnet hatten. Jetzt, nur zwei Jahre später, hatten sie nichts als Spinnweben geerntet.
Octavia stand unter dem Schild und starrte hinauf. »Ich fasse es nicht!«
»Was?«
»Das Mädchen, das ich gefunden habe â Ester â, hat immer wieder gesagt: âºMuss zurück nach Orlando.â¹ Es war wie ein Vers. Und das hier ist die Orlando-Bahnlinie. Ich glaube, wir sind auf der richtigen Spur, mein Freund.«
Beinahe wäre Modo gestolpert. Sie hatte ihn mein Freund genannt. Das fühlte sich gut an. Nein, es fühlte sich wunderbar an!
Modo kramte die Taschenlampe aus seiner Gürteltasche hervor und hielt sie so hoch, dass sie eine imposante Wendeltreppe hinabblicken konnten.
»Gut, dass du eine andere Taschenlampe gefunden hast«, sagte Octavia.
»Ja, finde ich auch. Das bedeutet, ich übernehme die Führung.«
Die Luft wurde kühler und bald hörte Modo nichts mehr auÃer seinem eigenen keuchenden Atem und den Schritten Octavias hinter sich. »Jemand hat viel Geld investiert, um diese Stufen in den Stein zu hauen«, bemerkte er. »Herrgott, das ist ja Marmor!«
Unten angekommen, gingen sie durch quietschende Drehkreuze, dann an einem Fahrkartenschalter vorbei und gelangten schlieÃlich auf den Bahnsteig einer Untergrundbahn. Auf den schwarz-weiÃen Marmorfliesen lag Staub. Ein paar Ratten huschten davon und Modo folgte ihnen mit dem Lichtkegel seiner Lampe, bis er plötzlich ein Paar Stiefel anleuchtete. Modo wich zur Wand zurück und zog Octavia mit sich.
»Da ist noch jemand«, zischte Modo.
»Wo?«
»Da drüben!« Modo bewegte den Lichtstrahl von den FüÃen des Eindringlings weg.
»Er rührt sich nicht«, flüsterte sie.
»Nein. Aber er hat bestimmt meine Lampe bemerkt. Soll ich sie ausmachen?«
»Zu spät.« Sie schlug Modo auf den Rücken. »Ich kenne ihn!« Sie rannte auf die Gestalt zu. »Du solltest ihn auch erkennen.«
»Warte!«, rief Modo und eilte hinterher.
»Lassen Sie mich raten â der Herzog von Wellington, nehme ich an?«, sagte sie und hängte sich an den Arm der Gestalt.
Es war eine Statue von Arthur Wellesley, dem Duke of Wellington, die auf den nächsten Zug zu warten schien. Modos Gelächter hallte in dem Tunnel wider. Er schlug sich mit der Hand auf den Mund.
Octavia löste sich von dem
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