Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Nationalspieler, uns die Bälle von außen aus größter Entfernung nur so reinzimmerte. Er konnte werfen, von wo er wollte – und traf. Das war tödlich für die eigene Psyche. Und dann war da noch Rolf Mittmann, Bundesligaspieler bei Leverkusen, der mich mit seiner aggressiven Verteidigung zur Verzweiflung getrieben hat. Ich habe mich so unfassbar schwer getan, den Ball nach vorne zu bringen. Es war schier unheimlich, wie Mittmann gegen mich verteidigt hat. Das Bild dieser Mauer, an der ich nicht vorbeikam, hat sich in mein Hirn gebrannt. Vielleicht mag ich deshalb aggressive Verteidigung und sichere Werfer.
Ich werde immer wieder gefragt, warum man nicht zwangsläufig ein guter Nationalspieler gewesen sein muss, um ein guter Trainer zu werden. Ich glaube sogar, dass es von Vorteil ist, wenn man es nicht war. Für einen Franz Beckenbauer oder Michael Jordan ist es bestimmt schwerer nachzuvollziehen, die Fehler von weniger begabten Spielern zu akzeptieren. Ihnen ist alles zugeflogen. Sie konnten alles. Weil ich aber selbst nie dieses Niveau erreicht habe, gehe ich wahrscheinlich toleranter mit Fehlern anderer um. Außerdem war entscheidend, dass ich früher als Spieler gute Trainer hatte. Wäre es nach meinem Vater gegangen, der selbst als Mittelstürmer in der höchsten Amateurliga kickte, wäre ich wahrscheinlich Fußballer geworden und irgendwo in der Bezirksliga hängen geblieben. Mit langen Haaren und Stirnband spielte »Bulle Bauermann«, wie mein Vater genannt wurde, jedes Wochenende. Er wollte unbedingt, dass ich auch Fußball spiele. Anfangs tat ich es auch. Bis mein Sportlehrer Peter Pasthy mich in der siebten Klasse zum Basketball überredete. Bis ich 17 Jahre war, trainierte ich unter ihm. Mit viel Spaß führte er uns an den Sport heran. Dann kam Adolf Schröder, ein Deutschrusse, der uns mit sehr harter Arbeit geschliffen hat. Er war das Gegenteil von Pasthy, aber man spürte, dass er mit viel Begeisterung dabei war und wusste, was er tat. Mein dritter Trainer war Georg Belker, der mir sofort das Vertrauen schenkte und mich spielen ließ, obwohl ich eigentlich noch zu jung und unerfahren war. So wie er mich früh herangeführt hat, habe ich es viel später auch mit Steffen Hamann gemacht, dem ich als gerade mal 20-Jährigem bei Bamberg den Vorzug vor Derrick Taylor gegeben habe.
Die richtigen Trainer sind also eine entscheidende Grundlage, ebenso wie es wichtig ist, als Spieler auf einem akzeptablen Niveau unterwegs gewesen zu sein. Man muss ein ordentlicher Spieler gewesen sein, um fühlen zu können, was es heißt, Spieler zu sein. Ich selbst war Aufbauspieler, habe das Spiel ganz ordentlich verstanden und konnte meine Mitspieler gut einsetzen. Und ich habe gekämpft bis zum Umfallen – wobei ich das erst mit 15 Jahren gelernt habe.
Mit einem Freund bin ich damals zum Auswahlverfahren, dem Try-out, des Westdeutschen Basketball-Verbandes gefahren. Nach den Vorspielen hieß es: »Linkshänder, ganz interessant, athletisch, eigentlich nicht uninteressant. Aber du kannst nicht kämpfen.« Das war einer der Schlüsselmomente meiner Karriere. Für mich war der damalige Auswahltrainer ein Held, zu dem ich aufgeschaut habe. Und als ausgerechnet er mir sagte, ich sei kein Kämpfer, war das wie ein Stich ins Herz. Diese Aussage hat etwas mit mir gemacht. Sie hat einen Schalter umgelegt – ich wurde zum Kämpfer. Deshalb ist es mir übrigens heute noch wichtig, insbesondere mit jungen Spielern zu sprechen, weil man in jungen Jahren noch etwas an ihrer Einstellung ändern kann.
Nach der Schule begann ich, Lehramt für Deutsch und Sport zu studieren. Als ich 23 war, bewarb ich mich um ein Stipendium in den USA. Ich kam an die Uni in Fresno, wo ich neben dem Studium weiter Basketball spielen konnte – fest davon überzeugt, dass ich mehr draufhatte als nur Regionalliga. Ich war ehrgeizig und wollte dort den nächsten Schritt schaffen. Fresno State hatte immerhin zu dieser Zeit die beste Verteidigung im College-Basketball. Doch meine Illusion vom nächsten Schritt war nach nur wenigen Tagen in Amerika zerstört. Zerplatzt wie eine Seifenblase. Obwohl die Saison noch nicht einmal angefangen hatte, trafen sich die Spieler dort täglich zu Trainingsspielen. Der Versuch, dabei mitzuhalten, scheiterte kläglich. Was die Jungs beherrschten, war besser als erste Liga in Deutschland. Trotzdem gab es für mich keinen Grund, mein USA-Abenteuer abzubrechen. Zielstrebig marschierte ich ins Büro des dortigen
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