Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Leverkusen zugefügt. Er habe, nachdem Sie ihm mitgeteilt haben, dass es nach der Saison keine weitere Zusammenarbeit geben werde, Sie heftig attackiert, was Dirk heute leidtut. Wie haben Sie die Zeit wahrgenommen?
Ja, lieber Dirk. Alles geht einmal zu Ende. Das Bosman-Urteil war 1996 für den Basketball in Leverkusen, für unseren Verein, für unser ganzes Team, für dich als Cheftrainer ein ganz entscheidender Einschnitt. Wir alle mussten uns einer völlig neuen Situation stellen. Das haben wir mit großem Einsatz und Engagement und auch großen finanziellen Investitionen versucht. Doch leider haben wir es nicht geschafft, die Zukunft genauso erfolgreich zu gestalten wie die Vergangenheit. In meinen handschriftlichen Notizen finde ich einen entscheidenden Satz von Dirk. »Ich kann doch nicht meinen guten Namen aufs Spiel setzen.« Genau das sollte mit der Entlassung verhindert werden.
Wie ist Ihr Verhältnis heute?
Ein Un-Verhältnis.
Teufel im Geschwindigkeitswahn
Wie man ein Team richtig motiviert
Mit Vollgas hielt ich auf die Kurve zu. Ohne lockerzulassen, presste ich meinen Fuß aufs Gaspedal. Noch 250 Meter. Noch 150 Meter. Meine Geschwindigkeit verringerte sich nicht. Ich kam mir vor wie Sebastian Vettel, wenn er mit Höchstgeschwindigkeit auf eine Kurve zufliegt und man ihn anflehen möchte: »Nun brems’ doch, Junge. Nun geh’ endlich vom Gas. Das ist doch Wahnsinn, was du da machst. Gleich fliegst du aus der Kurve.«
Natürlich saß ich in keinem Rennwagen. Aber passender kann man unsere Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2005 in Serbien und Montenegro nicht beschreiben. Ich machte Dampf und quälte meine Jungs, wie ich es noch nie zuvor mit einer Mannschaft getan hatte. Ich war wie der Teufel. Böse und manchmal auch unbarmherzig bereitete ich sie in den Wochen auf die EM vor. Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass wir nur etwas Großes erreichen könnten, wenn wir die am besten präparierte Mannschaft beim Turnier sein würden. Deshalb ließ ich sie leiden. An einem Abend schleppte sich Pascal Roller zu mir und sagte: »Ich komm’ die Treppen nicht mehr hoch. Meine Beine wiegen Tonnen. Was machst du hier mit uns? Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so müde. Ich bewege mich wie ein Rentner. Meine Beine wollen mir nicht gehorchen. Wie sollen wir denn so eine gute EM spielen?« Ich habe Pascal nur geantwortet: »Ihr müsst mir vertrauen. Lasst die Köpfe nicht hängen.«
Ich wandelte auf einem ganz schmalen Grat. Ich wollte bewusst den Teufel spielen. Wie in einem Boot-Camp, einem Trainingslager für Militärrekruten, wollte ich die Jungs stark machen. Sie sollten sich solidarisieren – auch gegen mich. Ich wollte ein Gefühl der Gemeinsamkeit provozieren. Denn alleine kommt man nicht durch die Hölle, aber zusammen schafft man es: Man braucht jemanden, der einen auffängt und weiter antreibt, wenn es nicht mehr geht. So wie Udo Bölts 1997, als er dem schwächelnden Jan Ullrich auf der 18. Etappe der Tour de France zurief: »Nun quäl’ dich, du Sau!« Mein Team sollte sich gegenseitig pushen und in dem Trainer ein gemeinsames Feindbild finden, auf das es schimpfen kann. Aber sosehr man Teufel ist, so sehr muss man auch darauf achten, dass die Spieler verstehen, warum man sie so hart arbeiten lässt. Sie dürfen sich nicht gegen einen wenden. Es darf unter keinen Umständen so weit kommen, dass sie sich in ihrer Verzweiflung entschließen, dir nicht mehr zu folgen, den Weg nicht mehr mitzugehen. Als guter Teufel ist es dir verboten, arrogant oder distanziert aufzutreten oder die Spieler persönlich zu beleidigen. Du darfst sie mit dem Dreizack leicht pieksen, aber nicht verletzen. Ich war also wie Luzifer im Geschwindigkeitsrausch – immer felsenfest davon überzeugt, dass ganz knapp vor dem EM-Start der Trainingseffekt einsetzen würde und die Spieler plötzlich Bäume ausreißen könnten. Doch der erhoffte Trainingseffekt wollte und wollte sich nicht zeigen. Wir rasten auf die Kurve zu und drohten herauszufliegen. Würde ich mich etwa verbremsen?
Die Vorbereitung lief wirklich schlecht. Wir verloren beim Vorbereitungsturnier in Valencia 68:75 im Finale gegen Spanien. Danach kassierten wir drei Klatschen beim Akropolis-Turnier in Griechenland. Die Presse verteilte schon Ohrfeigen, watschte uns ab. Es klatschte links und rechts. Hinzu kamen die Verletzungen von Ademola Okulaja, Steffen Hamann und Stefano Garris – mindestens zwei Spieler aus den ersten fünf fehlten damit
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