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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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also. Viele der sogenannten Basketball-EM-Experten erwarteten eine Katastrophe. Schlechte Vorbereitung, vermeintliche Notbesetzung. Das musste doch schiefgehen. Als sich unser Hotel in Vrsac dann auch noch als heruntergekommene Bruchbude herausstellte, bekam ich es auch kurz mit der Angst zu tun. Da war ringsum nichts. Da gab es nur uns, keine Einkaufspassage oder Bars, wo man sich zwischendurch einmal hätte aufhalten können. Wir saßen in einem grauen, eingefallenen Plattenbau, in dem es durch jedes Fenster zog. Entweder, so dachte ich, erleben wir hier den GAU oder wir wachsen als Team so zusammen, dass uns nichts auseinanderbringen kann.
    Dann ging es los. Mit der Niederlage gegen Italien. Dirk Nowitzki fand zunächst überhaupt nicht ins Spiel. Er traf mit keinem seiner vier Wurfversuche im ersten Viertel. Ich musste ihn fast fünf Minuten vom Feld nehmen, damit er sich sammeln konnte. Es dauerte bis zur 16. Minute, ehe Dirk sein erster Korb zum 24:27 gelang. Dann lief es immer besser. Zu Beginn des Schlussviertels führten wir sogar mit 62:50.
    Doch dann kippte das Spiel. Plötzlich gelang uns nichts mehr. Der italienische Korb war wie zugenäht, wir verloren nahezu jeden Rebound. Italien ging mit 69:68 in Führung. Auszeit, hektische Diskussionen. Ich habe diese Situation ja bereits geschildert. Es war einer dieser Momente, wo ein Trainer klare Orientierung geben muss. Ich musste also eine Lösung finden und tat, was ich für richtig hielt. Italien zog weiter davon, führte 74:71 – noch 24 Sekunden. Durch einen Dreier von Pascal Roller retteten wir uns in die Verlängerung, die wir dann aber mit 82:84 verloren.
    Eine meiner Überzeugungen ist es, immer nur auf das zu schauen, was noch möglich, nicht auf das, was schon verloren ist. Gerade bei einem Turnier ist dies eine wichtige Qualität. Mund abwischen, aufstehen, marschieren. Ich versuchte deshalb, der Mannschaft klarzumachen, dass nicht diese Niederlage sie definiert, sehr wohl aber die Art, wie sie damit umgeht. Zugleich betonte ich, dass jeder dem anderen vertrauen müsse, der Spieler dem Trainer und umgekehrt. Das gelte auch für Dirk Nowitzki. Nach diesem klärenden Gespräch herrschte wieder Ordnung in der Mannschaft. Jeder konzentrierte sich wieder auf sich und seine Leistung. Das sollte sich sogleich auszahlen. Am nächsten Tag schlugen wir die Ukraine mit 84:58. Tags darauf ging es gegen Russland und erneut spielten wir zu Beginn schlecht, fanden nicht das richtige Mittel gegen den Gegner. Ich musste viel experimentieren, bis ich im dritten Viertel schließlich die Spieler auf dem Feld hatte, die dem Spiel an diesem Abend die Wende bringen konnten. Robert Garrett war energisch, risikoreich und furchtlos. Und Dirk kam immer besser in Schwung. Wenige Sekunden vor dem Ende bekam er, dicht bedrängt von Viktor Khyrapa, den Ball. Beinahe 40 Minuten waren wir den Russen hinterhergelaufen, in zehn Sekunden würde die Schlusssirene ertönen. 48:50 aus unserer Sicht. Nowitzki gegen Khyrapa. Wer bleibt Sieger? Angreifer oder Verteidiger. Khyrapas einziges Ziel: Dirk die Show zu stehlen. Für uns stand viel auf dem Spiel. Mit einem Sieg würden wir in der vertrauten Halle in Vrsac gegen den Dritten der Gruppe B spielen. Bei einer Niederlage müssten wir als Dritter ins 340 Kilometer entfernte Podgorica, in die Hauptstadt von Montenegro, umziehen. Eine Aktion, Dirk hatte es in seinen Händen.
    Eine Körpertäuschung. Der Russe fällt drauf rein. Dirk wirft. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie der Ball in Richtung Korb fliegt.
    Die letzten Minuten eines jeden Spiels fahre ich mich immer runter, bin wie ein Computer im Ruhemodus, schaue nur noch zu, beobachte still; mein Herz schlägt gleichmäßig und ruhig. Bis dahin aber gebe ich grundsätzlich alles, pushe, kämpfe, schreie.
    Langsam senkt sich der Ball, tiefer – und fällt ins Netz. 51:50 für uns. Wir sind weiter! Im »elimination game« müssen wir nun gegen die Türkei ran. Der Sieger kommt ins Viertelfinale.
    Was dann im Spiel gegen die Türken passierte, ist kaum in Worte zu fassen. Die Türken machten regelrecht Jagd auf Nowitzki. Ihre einzige sichtbare Taktik lautete: »Den knüppeln wir nieder. Den machen wir fertig.« Ständig stand ein anderer Gegner vor Dirk. Hier ein Stoß in den Bauch, da ein Ellbogen in die Rippen. Und die Taktik ging auf. Dirk ließ sich aus dem Rhythmus bringen, schimpfte mit dem Schiedsrichter, der seinerseits alles durchgehen ließ. Zur Halbzeit lagen wir mit zwölf

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