Mission Eureka
bewegt!« rief
Claudia mit vor Aufregung fast überkippender Stimme. »Habt ihr nicht
gesehen? Er hat sich bewegt! Mama!« Marianne trat zu ihr und beugte
sich über ihre Schulter. »Tu es noch mal, Peter ⦠bitte!« rief
Claudia in beschwörendem Ton. »Bitte, bitte, beweg ihn noch einmal!
Wirklich, Mama, sein Finger hat sich bewegt! Ich hab's genau gesehen!
Schau mal!«
Nichts. Claudia schüttelte verzweifelt den Kopf. »Aber er hat sich bewegt! Ich hab's genau gesehen! Ich schwöre es!«
Marianne
strich ihr beruhigend über den Kopf. »Ich glaube dir ja, Liebling. Aber
du muÃt dich jetzt wirklich ein Weilchen hinlegen. Du hast schon wieder
die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich löse dich jetzt ein Weilchen ab,
ja? Es wird schon alles gut werden.«
Claudia nickte, drückte noch einmal seinen Finger und lieà sich dann willig von ihrer Mutter zum Bett führen.
»Aber
er hat ihn bewegt, ganz bestimmt«, sagte sie, als Marianne behutsam die
Decke über sie zog. Dann schlief sie sofort ein. Marianne küÃte sie,
wartete noch einen Moment, bis sie ruhig und gleichmäÃig atmete, dann
wandte sie sich um und schaute den Doktor mit fragendem Blick an.
»Es
hat leider nichts zu bedeuten, Frau Altenburg«, sagte der Arzt und
zuckte bedauernd mit den Achseln. »Ein autonomer Reflex, weiter nichts.«
Sie stieà einen tiefen Seufzer aus. »War mein Mann ⦠war Doktor Altenburg schon bei ihm?«
»Er kommt jede Nacht. Immer erst sehr spät.«
Altenburg
war pünktlich. Giovanna erwartete ihn schon und öffnete sofort auf sein
Klopfen. Sie zog ihn herein, küÃte ihn auf den Hals. Dann hielt sie ihn
auf Armeslänge von sich und betrachtete ihn lächelnd. Sie war nur
leicht bekleidet; ein teures Parfüm, ein hauchzartes Seidenneglige,
sonst nichts. Ihr Haar war hochgebunden, aber er wuÃte, es bedurfte nur
einer einzigen raschen Handbewegung, und es würde weich auf ihre
Schultern fallen. So sah eine Frau aus, die ihren Liebhaber zum
Schäferstündchen empfing. Aber zuerst wollte sie loswerden, was sie
bewegte. Hastig, mit atemloser Stimme, erzählte sie ihm, wie sie sich
plötzlich an etwas erinnert habe, das er ihr einmal im Zusammenhang mit
Gibbs erzählt hätte; wie sie daraufhin zu Goncourt gegangen sei und ihn
um Rat gefragt habe. »Und als ich dann schlieÃlich vor dem Computer
saë, plapperte sie aufgeregt, »fand ich das alles unheimlich spannend,
und zum ersten Mal konnte ich so ein biÃchen nachfühlen, wie das sein
muÃ, wenn man in der Forschung tätig ist. Schon die paar Stunden vor
dem Bildschirm. Und dann, auf einmal ⦠âºEurekaâ¹!« rief sie und lachte. »Aber jetzt sag mir erst mal, was darf ich dir anbieten?«
»Einen Kaffee.«
»Einen
Kaffee?« Sie blinzelte überrascht. »Na schön, einen Kaffee also.« Sie
ging zur Kaffeemaschine, schaltete sie an, wartete schweigend, bis der
Kaffee durchgelaufen war; dann brachte sie ihm ein Tasse und setzte
sich mit hochgezogenen Beinen ihm gegenüber auf das Sofa.
»Ist der Kaffee nach deinem Geschmack?« fragte sie in schnippischem Ton.
»Wie
bitte? O ja, danke.« Es war Zeit, daà er es ihr sagte. Denk an Waldeggs
Worte, dachte er, das macht die Sache leichter für dich. Wir unterhalten uns über alle ihre Liebhaber. »Giovanna â¦Â« setzte er an.
»Möchtest du vielleicht mehr?« fiel sie ihm ins Wort. »Soll ich dir eine Kanne machen?« Ihr Lächeln wirkte gekünstelt.
»Nein, ist schon gut so. Danke.« Ein neuer Anlauf. »Giovâ¦Â«
»Oder möchtest du vielleicht etwas Zucker?«
»Du weiÃt doch, ich nehme keinen Zucker.« Langsam wurde er wütend. »Giovanna, du machst es uns unnötig schwer.«
»Eine Tasse Kaffee zu trinken ist doch wohl sehr leicht.«
»Siehst du, genau das meine ich. Du miÃverstehst mich mit Absicht.«
»Vielleicht solltest du ein wenig langsamer sprechen«, erwiderte sie spöttisch.
»Schau,
Giovanna«, nahm er entschlossen einen neuen Anlauf. »Ich kann dir nicht
genug für das danken, was du für mich getan hast. Du hast ein
gigantisches Projekt und meine berufliche Zukunft wieder auf das
richtige Gleis gebracht. Dafür werde ich immer in deiner Schuld stehen
und dir stets zu tiefstem Dank verpflichtet sein.«
»Ist schon gut«, sagte sie und machte
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