Mission Eureka
Abgasen. Kurze Zeit später wurden die SRBS abgetrennt und fielen in perfekter Flugkurve herab. Exakt sieben
Minuten und einundzwanzig Sekunden nach dem Abheben erreichten Rakete
und Fracht die Umlaufbahn.
Alles hatte perfekt geklappt.
Nachdem
die Jubelrufe und das Händeschütteln vorüber waren, ging Altenburg mit
müden Schritten in sein Büro und lieà sich in den Sessel fallen. Gibbs
kam ihm nach. »Ich kenne das Gefühl«, sagte er zu Altenburg. »Ich sitze
dann jedesmal da und frage mich: Wofür das eigentlich alles?«
Altenburg
nickte. Er wuÃte nur zu gut, was Gibbs meinte. Monatelang hatten sie
sich mit den wissenschaftlichen Problemen und den mathematischen
Problemen und schlieÃlich auch noch mit den administrativen Problemen
herumgeschlagen; und nun, da sie alle gelöst waren, blieb eine groÃe
Leere zurück â bis die nächste Herausforderung kommen würde.
Das
Telefon klingelte. Altenburg nannte müde seinen Namen, dann nickte er
und sagte: »In Ordnung. Ich komme Montag.« Er legte auf, und es
klingelte erneut. Diesmal sagte er: »Also gut. Dann komme ich eben
sofort.«
Er lieà sich Zeit für den Weg hinauf zu
Waldeggs Büro. Er unterdrückte ein Gähnen, als er anklopfte und von der
Sekretärin durch das Vorzimmer geführt wurde. Waldegg saà an seinem
Schreibtisch, die Fingerspitzen gegeneinandergepreÃt, so daà seine
Hände eine Pyramide formten â einen kleinen spitzigen Turm aus
gebräunter Haut, der aus den weiÃen, von Brillanten gehaltenen
Manschetten ragte. Zu seiner Rechten stand Giovanna, eine Hand auf der
Hüfte, die andere auf der Schulter ihres Mannes. Als ob sie für ein
Porträt posierten, dachte Altenburg.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Waldegg.
Müde,
wie er war, lieà Altenburg sich nicht zweimal bitten. Er schaffte es
gerade noch, die Hand vor den Mund zu halten, als ihn erneut ein Gähnen
überkam.
»Meinen Glückwunsch«, sagte Waldegg. »Nun
haben Sie es endlich geschafft.« Ein häÃliches Lächeln trat auf sein
Gesicht. »Leider werden Sie nicht mehr viel Zeit haben, Ihren Triumph
zu genieÃen.« Er öffnete eine Schublade und entnahm ihr eine rot
eingebundene Mappe. »Ich denke mir, das wird Sie vielleicht
interessieren.«
Altenburg hatte diese Situation nur in allzu guter Erinnerung. Er nahm die Mappe und schlug sie auf. Ein kurzer Blick genügte.
»Eine
Dokumentation des Betrugs und des Verrats, wie sie in ihrer
Ungeheuerlichkeit wohl einzigartig sind in unserer Zeit«, sagte Waldegg.
»Fotokopien«, erwiderte Altenburg gelassen.
»Natürlich.
Die Originale befinden sich in sicherer Obhut. Sie sind allesamt von
Ihnen unterzeichnet â mit Ihrem berühmten Füllhalter, dem mit dem
unnachahmlichen Schriftbild.«
Altenburg zog den Füller
aus seiner Brusttasche. »Meinen Sie den hier?« fragte er mit
unschuldigem Lächeln. Waldeggs Kinnlade fiel herunter. Er wollte etwas
sagen, brachte aber keinen Laut heraus. Er japste nach Luft wie ein
Fisch auf dem Trockenen. Giovannas Hand glitt von seiner Schulter.
»Goncourt
hat ihn mir zurückgegeben«, sagte Altenburg. »Gleichzeitig mit den
Originalen.« Er warf die Mappe Richtung Papierkorb. Er verfehlte ihn,
aber das war nicht weiter wichtig.
»Goncourt?« japste Waldegg mit blödem Gesichtsausdruck.
»Ich fange Montag bei ihm an.« Er stand auf und ging zur Tür. Kurz davor drehte er sich noch einmal um. »Gibbs übrigens auch.«
Vielleicht
war es nur Einbildung, aber in dem Moment, als er die Tür hinter sich
zuzog, glaubte er, den Anflug eines Lächelns über Giovannas Gesicht
huschen zu sehen.
D RITTER T EIL
14
Riccardo Petrinelli nahm seinen Platz ein und blickte lächelnd in die Runde der acht Delegierten.
Er
schaute auf seine Uhr, vergewisserte sich noch einmal, daà alle bequem
saÃen, und eröffnete die Sitzung, indem er Kegel als den neuen Ersten
Vorsitzenden des Finanzausschusses begrüÃte. Kegel bedankte sich und
sagte lächelnd: »Ich werde mein Bestes tun, um das Vertrauen, das Sie
in mich setzen, zu rechtfertigen, Signor Petrinelli.«
Petrinelli
lächelte zurück. Dann nahm er die orangefarbene Mappe, die vor ihm auf
dem Tisch lag, warf einen Blick auf den Deckel, räusperte sich und
sagte: »Herr Vorsitzender, das holländische Forschungsteam für
Supraleiter hat einen
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