Mission Eureka
Altenburg hielt Gibbs die Tür
auf, wartete, bis er eingestiegen war, rutschte neben ihn auf den
Rücksitz, noch immer völlig perplex von dem, was er soeben erfahren
hatte. Gibbs kramte in seiner Aktentasche, zog ein Blatt Papier hervor
und reichte es Altenburg.
»Das habe ich heute morgen bekommen«, sagte er. »Per Boten.«
Es war ein Blatt Computerpapier. »Theory For a New Concept of Gyroskopisch Propulsion«, by Thomas Altenburg, August 1985, las Altenburg: der eindeutige Beweis, daà er, Altenburg, als
erster â noch vor Gibbs â mit der Theorie an die
Ãffentlichkeit gegangen war. Darunter standen die Worte âºviele GrüÃeâ¹
und Giovannas Unterschrift. Als er sie betrachtete, wurde ihm plötzlich
bewuÃt, daà er, obwohl er sie schon so lange kannte, noch nie ihre
Unterschrift gesehen hatte. Sie hatten sich nie geschrieben. Seltsam,
dachte er, irgendwie hätte ich mir ihre Unterschrift ganz anders
vorgestellt, weicher, leserlicher, nicht ein so wüstes Gekritzel. Er
hörte nur halb hin, als Gibbs ihm sagte, er habe sie sofort angerufen,
nachdem er den Brief erhalten hätte. Sie habe ihm gesagt, sie hätte die
ganze Nacht im Staatsarchiv in München herumgesucht, bis sie endlich
den Beweis gefunden hätte.
Aber warum bloÃ, fragte sich
Altenburg. Warum machte sie sich solche Mühe, um ihm zu helfen? Er war
noch immer zu keinem Ergebnis gekommen, als sie das Zentrum erreichten.
Die
ganze Abteilung marschierte auf, um Gibbs zu begrüÃen. Waldegg hieà ihn
überschwenglich im Zentrum willkommen, wie einen verlorenen Sohn, der
ins Vaterhaus zurückgefunden hatte, und geleitete ihn in den
Konferenzraum. Swann zeigte ihm den hochgereckten Daumen, und Gibbs
zwinkerte gutgelaunt zurück.
»So«, sagte Waldegg. »Jetzt haben wir ein Team.«
Gibbs
zuckte mit den Achseln, und es wurde mucksmäuschenstill im Raum, als
erwarte jeder, daà er eine Rede hielte. Er schaute Altenburg an,
räusperte sich und begann: »Das Problem mit den Tankdichtungen hatte
ich schon früher vorausgesehen. Ich habe daran bereits gearbeitet, als
ich damals ⦠hier ausschied. Seither habe ich ständig daran
weitergearbeitet. Ich hatte schon damals das Gefühl, daà man in nicht
allzu langer Zeit überall auf der Welt mit diesem Problem konfrontiert
sein würde.«
»Warum haben wir Sie nur gehen lassen?« fragte Waldegg und provozierte damit ein paar verlegene Lacher.
»Wär
'n guter Titel für 'nen Song«, bemerkte Swann trocken und handelte sich
dafür einen miÃbilligenden Blick von Waldegg ein. Diese Deutschen,
dachte Swann, kein Sinn für Humor.
»Also, wie gesagt,
ich habe seither ständig daran herumgebastelt«, fuhr Gibbs fort. »Und
ich bin zu einer ganz ähnlichen Lösung gekommen wie Thomas, nur, daÃ
meine sich bereits in einem sehr weit fortgeschrittenen
Entwicklungsstadium befindet. Goncourt hat sich einverstanden erklärt,
daà ich hier an dem Projekt mitarbeiten kann, bis die endgültige Lösung
gefunden ist. Und eins kann ich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Wenn
wir mit vereinten Kräften an die Sache rangehen, dann wird es weder
sechs Monate dauern noch neunzig Millionen Dollar kosten.«
Waldegg
strahlte über das ganze Gesicht und wollte schon zu einer Rede anheben,
als Swann dazwischenrief: »Wie lange wird es dauern, Gibbsy?«
»Kit«,
sagte Gibbs, »ich kenne dich zu gut, um mich von dir festnageln zu
lassen, aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: Bis morgen werden
wir's wohl nicht ganz schaffen.«
Jetzt war Waldegg
nicht mehr zu bremsen. Er hob beide Arme, um Ruhe zu erbitten. Als das
Stimmengewirr verebbt war, verkündete er salbungsvoll: »Meine Damen,
meine Herren, ich darf an jene Stelle in der Bibel erinnern, wo
geschrieben steht, welcher Jubel über den reuigen Sünder
herrscht â¦Â«
Gibbs warf ihm einen mürrischen Blick zu. »⦠um wieviel gröÃer mag denn erst der Jubel über einen Heiligen sein?«
Swann
wollte gerade eine seiner spitzen Bemerkungen loslassen, als von
drauÃen das unverwechselbare Knallen von Sektkorken zu hören war. Im
gleichen Moment gingen alle drei Türen auf; drei weiÃbefrackte Kellner
schoben Rolltische voller Champagnerflaschen und Sandwiches herein.
Durch die mittlere Tür folgten Meike und Giovanna. Beide waren
partymäÃig herausstaffiert und riefen:
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