Mission Eureka
Tochter, wie sehr sie sich freue, bis ihr auf
einmal bewuÃt wurde: »O mein Gott, dann werde ich ja GroÃmutter!«
Im
Auto auf dem Wege zum Standesamt wurde Altenburg schmerzlich bewuÃt,
daà er eigentlich sehr glücklich hätte sein müssen. In wenigen Minuten
würde er Trauzeuge bei der Hochzeit seiner einzigen Tochter sein, die
einen Mann heiratete, den er gern hatte und hochschätzte. Es hätte
einer der glücklichsten Tage in seinem Leben sein sollen; statt dessen
fühlte er sich wie ein Häufchen Elend. Die letzten Tage erschienen ihm
wie ein Alptraum, ein einziges Hin-und-her-Gerenne ohne Ziel und Zweck.
Er kam sich vor wie ein Hamster in einem Laufrad â nur daà der
Hamster glaubte, es führe irgendwohin. Erst in Rom in Giovannas Bett,
dann zurück in Le Mans, wo er nichts anderes tun konnte, als untätig
herumzusitzen, und jetzt München.
Er blickte aus
dem Wagenfenster auf die vertrauten StraÃen und dachte an seine
Unterredung mit Concourt am Vorabend zurück. Ein Mann von der Regierung
hatte Concourt gegenüber angedeutet, daà die Finanzierung kein Problem
mehr darstellen würde, wenn die neue Computergeneration auch für
militärische Zwecke genützt werden könne. Es war das alte Lied. Wann
immer Menschen etwas Neues erforscht hatten, gleich waren wie die Geier
die Militärs über sie hergefallen. Goncourt hatte den Mann kalt
abblitzen lassen, aber Altenburg begann langsam zu begreifen, daÃ
Männer wie Goncourt und Waldegg nicht unbedingt immer meinten, was sie
sagten. Es war eine Grundlektion, und er hatte lange gebraucht, um sie
zu lernen, um seine kindlichen Illusionen von Redlichkeit und
Mannesehre zu verlieren.
»Wir sind da«, sagte der
Fahrer und rief damit Altenburg in die Gegenwart zurück. Er schaute auf
und sah die groÃe Eingangstür zum Standesamt. Konfetti lag überall auf
dem Bürgersteig verstreut, und als er aus dem Wagen stieg, verbannte er
alle Gedanken, die nichts mit der Hochzeit zu tun hatten. Er ging die
Stufen hinauf und trat in die Eingangshalle. Claudia und Peter
schickten sich gerade an, in das Büro des Standesbeamten zu gehen.
Claudia sah ihn und warf ihm eine KuÃhand zu, und er winkte zurück, Sie
sah wunderbar aus in ihrer langen weiÃen Jacke mit der Blume am Kragen,
dem schwarzen Seidenrock und den schwarzen Seidenstrümpfen. Peter trug
einen schwarzen Anzug, ein weiÃes Hemd und eine gepunktete Krawatte.
Altenburg warf einen Blick über die anderen Gäste, entdeckte
Montgomery, der als Beistand des Bräutigams fungierte, und nickte ihm
und zwei der jüngeren Astronauten zu. Neben der Tür, mit dem Rücken zu
ihm, stand eine elegant gekleidete, schlanke Frau, die sich vorbeugte,
als Claudia in das Büro des Standesbeamten trat, und ihr einen Kuà gab.
Einen Moment lang überlegte Altenburg, wer sie sein mochte. Doch dann
drehte sie sich um, und er blickte in die Augen seiner Exfrau. Er
blinzelte überrascht. Seine erste Reaktion war ein absurdes Gefühl von
Eifersucht. Für wen hatte sie diese erstaunliche Verwandlung
unternommen? Warum hatte sie sich für ihn nie so herausgeputzt? Doch
dann rià er sich zusammen, nannte sich einen Egoisten, begrüÃte sie mit
einem freundlichen Hallo und folgte ihr ins Büro des Standesbeamten.
Während
der Trauungszeremonie muÃte er sich ständig dazu zwingen, sie nicht
anzustarren und sich statt dessen auf das junge Brautpaar zu
konzentrieren. Einmal wischte sich Marianne eine verstohlene Träne aus
dem Auge, instinktiv fuhr seine Hand in die Hosentasche, um ein
Taschentuch herauszuholen, aber Marianne hatte bereits ein
Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche hervorgekramt. Sie machte nicht
den Eindruck, als ob sie ihn und sein Taschentuch noch brauchte.
Die
Zeremonie war schnell vorüber. Sie unterschrieben die Heiratsurkunde,
und dann küÃten sie sich. Peter schwankte leicht, als wäre er
betrunken, doch war dies den Folgen des schweren Unfalls zuzuschreiben.
Die Ãrzte sagten, die Verletzung würde mit der Zeit völlig ausheilen
und es würde allenfalls ein leichtes Hinken zurückbleiben. Jemand
klatschte. Es war einer der jungen Astronauten. Montgomery warf ihm
einen tadelnden Blick zu. Der junge Mann errötete und verschränkte
verlegen die Arme hinter seinem Rücken. Dann gingen alle zu dem frisch
vermählten Paar und beglückwünschten es. Marianne
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